Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.463. An Emanuel. [Bayreuth, 17. Jan. 1808]Guten Morgen! Hier schick' ich Ihnen etwas, das ich beinahe N. S. So weit hatt' ich am Morgen vorausgeschrieben. Ihr 464. An Renate Otto in Hof. Bayreuth d. 18 Jenn. 1808Gute Renata! Ich will auch ein Wort zu Ihnen sagen, nicht des Ich grüße Euch alle herzlich. J. P. F. Richter Auch dank' ich Ihrem Manne innig für seine übergütige Er- 463. An Emanuel. [Bayreuth, 17. Jan. 1808]Guten Morgen! Hier ſchick’ ich Ihnen etwas, das ich beinahe N. S. So weit hatt’ ich am Morgen vorausgeſchrieben. Ihr 464. An Renate Otto in Hof. Bayreuth d. 18 Jenn. 1808Gute Renata! Ich will auch ein Wort zu Ihnen ſagen, nicht des Ich grüße Euch alle herzlich. J. P. F. Richter Auch dank’ ich Ihrem Manne innig für ſeine übergütige Er- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0207" n="192"/> <div type="letter" n="1"> <head>463. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 17. Jan. 1808]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen! Hier ſchick’ ich Ihnen etwas, das ich beinahe<lb/> auswendig kann; ich halte <hi rendition="#aq">H.</hi> für einen der feinſten und ſchärfſten<lb/> Selbſt-Satiriker im Schreiben, wiewol er ſchon im gemeinen Leben<lb n="5"/> dieſes Talent verräth, ſich ins ſchönſte komiſche Licht zu ſetzen.</p><lb/> <p>N. S. So weit hatt’ ich am Morgen vorausgeſchrieben. Ihr<lb/> Brief an <hi rendition="#aq">V.</hi> iſt ſchmerzlich, obwol ſo ſchön und kräftig. Glauben Sie,<lb/> Lieber, — ſo ſehr glaub’ <hi rendition="#g">ich</hi> mich von Ihnen geliebt — ich habe die<lb/> traurige Zwei weit näher geſucht. — An Renate ſchreib’ ich <hi rendition="#g">ge-<lb n="10"/> wis.</hi></p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>464. An <hi rendition="#g">Renate Otto in Hof.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 18 Jenn. 1808</hi> </dateline><lb/> <p>Gute Renata! Ich will auch ein Wort zu Ihnen ſagen, nicht des<lb/> Troſtes ſondern der Theilnahme. Der beſte Troſt iſt, man weint,<lb n="15"/> ſo lange man kann. Man läßt die frohen Stunden der geliebten<lb/> Seele noch einmal vorüberziehen, zumal wenn man ſie ſelber ge-<lb/> geben hat — und man zählt die Wolken der Zukunft. Sie dürfen<lb/> ſagen, daß Sie Ihre Mutter beglückt haben durch Ihre Liebe und<lb/> ſelber durch Ihr Schickſal. Man hat nur zwei Urſachen oder zwei<lb n="20"/> Zeiten, das Leben zu wünſchen. Die erſte iſt die poetiſche unerſetzliche<lb/> Jugend-Zeit, wo man ſeine ſchönen Träume genießt — die zweite<lb/> iſt die Zeit, wo man <hi rendition="#g">wirken</hi> will. Auch dieſe letzte Zeit hatte Ihre<lb/> gute Mutter überlebt; ſie hatte ihren Wirkungskreis ſchön ge-<lb/> ſchloſſen und durfte nun ausruhen. Dieß kann man aber in unſern<lb n="25"/> Zeiten <hi rendition="#g">über</hi> der Erde ſo leicht nicht. Wir hingegen müſſen ein-<lb/> greifen in die Zukunft für unſere Kinder und rüſtig handeln, ſo<lb/> lang es geht. Je ſchlimmer die Zeiten, deſto beſſer müſſen die Eltern<lb/> ſein. — Ich werde, wenn ich einmal nach Hof komme, mit naſſen<lb/> Augen das ausgeleerte Haus anſehen, das ich nicht mehr betreten<lb n="30"/> mag. Gott, Ihr Mann und Ihre Kinder tröſten Sie!</p><lb/> <p>Ich grüße Euch alle herzlich.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Auch dank’ ich Ihrem Manne innig für ſeine übergütige Er-<lb/> füllung meiner Bitte.</p> </postscript> <lb n="35"/> </div> </body> </text> </TEI> [192/0207]
463. An Emanuel.
[Bayreuth, 17. Jan. 1808]
Guten Morgen! Hier ſchick’ ich Ihnen etwas, das ich beinahe
auswendig kann; ich halte H. für einen der feinſten und ſchärfſten
Selbſt-Satiriker im Schreiben, wiewol er ſchon im gemeinen Leben 5
dieſes Talent verräth, ſich ins ſchönſte komiſche Licht zu ſetzen.
N. S. So weit hatt’ ich am Morgen vorausgeſchrieben. Ihr
Brief an V. iſt ſchmerzlich, obwol ſo ſchön und kräftig. Glauben Sie,
Lieber, — ſo ſehr glaub’ ich mich von Ihnen geliebt — ich habe die
traurige Zwei weit näher geſucht. — An Renate ſchreib’ ich ge- 10
wis.
464. An Renate Otto in Hof.
Bayreuth d. 18 Jenn. 1808
Gute Renata! Ich will auch ein Wort zu Ihnen ſagen, nicht des
Troſtes ſondern der Theilnahme. Der beſte Troſt iſt, man weint, 15
ſo lange man kann. Man läßt die frohen Stunden der geliebten
Seele noch einmal vorüberziehen, zumal wenn man ſie ſelber ge-
geben hat — und man zählt die Wolken der Zukunft. Sie dürfen
ſagen, daß Sie Ihre Mutter beglückt haben durch Ihre Liebe und
ſelber durch Ihr Schickſal. Man hat nur zwei Urſachen oder zwei 20
Zeiten, das Leben zu wünſchen. Die erſte iſt die poetiſche unerſetzliche
Jugend-Zeit, wo man ſeine ſchönen Träume genießt — die zweite
iſt die Zeit, wo man wirken will. Auch dieſe letzte Zeit hatte Ihre
gute Mutter überlebt; ſie hatte ihren Wirkungskreis ſchön ge-
ſchloſſen und durfte nun ausruhen. Dieß kann man aber in unſern 25
Zeiten über der Erde ſo leicht nicht. Wir hingegen müſſen ein-
greifen in die Zukunft für unſere Kinder und rüſtig handeln, ſo
lang es geht. Je ſchlimmer die Zeiten, deſto beſſer müſſen die Eltern
ſein. — Ich werde, wenn ich einmal nach Hof komme, mit naſſen
Augen das ausgeleerte Haus anſehen, das ich nicht mehr betreten 30
mag. Gott, Ihr Mann und Ihre Kinder tröſten Sie!
Ich grüße Euch alle herzlich.
J. P. F. Richter
Auch dank’ ich Ihrem Manne innig für ſeine übergütige Er-
füllung meiner Bitte.
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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