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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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431. An Ludwig von Oertel in Regensburg.

Obgleich mein Herz um einen Menschen der schönern Vergangen-
heit ärmer geworden; so gönn' ich doch unserm Bruder die Ruhe, die
tiefe Ruhe in dieser Zeit voll[ends], in der man das Leben nur wün-5
schen kann, wenn man in das nächste eingreifen und der Nachwelt
eine bessere geben kann. -- Sein Leben [war] mehr eine Wiege --
wiewol oft stark bewegt -- als ein rädernder Postkarren, worauf jetzt
Millionen sitzen. Er genoß Ehre, Liebe, Kunst, Welt und Einsamkeit;wovon die meisten das Meiste opfern müssen. -- Liebes-, Haß-Trank10

432. An Emanuel.

Guten Morgen dem guten Morgen, wo man wieder schreiben
kann! Hier ein Paquet! -- Ich durchlief meines Bruders Schreiben,
der seine Erbärmlichkeit nicht lassen kann. Mir ist recht, was Sie15
ihm antworten, auch das Nichts-Antworten. Zu reden hab' ich viel
mit Ihnen und ich wünsche Sie bald auf mein neu bezognes Kanapee.

R.
433. An Friedrich Schlichtegroll in München.
20

Mein theuerer Bruder! Ich bringe heute nichts zu dir als eine
Bitte um 40 oder 50 Schritte, die du für mich thun sollst und die in
ganz München niemand für mich thäte, es müßte denn H. Kunst- und
Buchhändler Scherer sein. Allein eben zu diesem bitt' ich dich, zu
gehen. Ich gab ihm eines meiner lustigsten Werkchen zum Verlage:25
"Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz, sammt einer Beichte
des Teufels bei einem Staatsmann." Seine Handels Weise in
Briefen gefiel mir sehr und der Vertrag war leicht gemacht. Aber
von den beiden Artikeln, mir in der ersten Hälfte des Oktobers die
erste Hälfte des Honorars zu senden und in der ersten des Novembers30
die zweite, ist noch nichts gehalten, ungeachtet ich schon einmal
darüber geschrieben. Ich bitte dich also -- und dieses Blatt sei
deine Vollmacht -- fodere ohne Weiteres mein Manu-
skript für mich zurück;
ausgenommen in 2 Fällen nicht; wenn
entweder Geld schon unterwegs oder bereit oder wenn der Druck35

431. An Ludwig von Oertel in Regensburg.

Obgleich mein Herz um einen Menſchen der ſchönern Vergangen-
heit ärmer geworden; ſo gönn’ ich doch unſerm Bruder die Ruhe, die
tiefe Ruhe in dieſer Zeit voll[ends], in der man das Leben nur wün-5
ſchen kann, wenn man in das nächſte eingreifen und der Nachwelt
eine beſſere geben kann. — Sein Leben [war] mehr eine Wiege —
wiewol oft ſtark bewegt — als ein rädernder Poſtkarren, worauf jetzt
Millionen ſitzen. Er genoß Ehre, Liebe, Kunſt, Welt und Einſamkeit;wovon die meiſten das Meiſte opfern müſſen. — Liebes-, Haß-Trank10

432. An Emanuel.

Guten Morgen dem guten Morgen, wo man wieder ſchreiben
kann! Hier ein Paquet! — Ich durchlief meines Bruders Schreiben,
der ſeine Erbärmlichkeit nicht laſſen kann. Mir iſt recht, was Sie15
ihm antworten, auch das Nichts-Antworten. Zu reden hab’ ich viel
mit Ihnen und ich wünſche Sie bald auf mein neu bezognes Kanapée.

R.
433. An Friedrich Schlichtegroll in München.
20

Mein theuerer Bruder! Ich bringe heute nichts zu dir als eine
Bitte um 40 oder 50 Schritte, die du für mich thun ſollſt und die in
ganz München niemand für mich thäte, es müßte denn H. Kunſt- und
Buchhändler Scherer ſein. Allein eben zu dieſem bitt’ ich dich, zu
gehen. Ich gab ihm eines meiner luſtigſten Werkchen zum Verlage:25
„Des Feldpredigers Schmelzle Reiſe nach Flätz, ſammt einer Beichte
des Teufels bei einem Staatsmann.“ Seine Handels Weiſe in
Briefen gefiel mir ſehr und der Vertrag war leicht gemacht. Aber
von den beiden Artikeln, mir in der erſten Hälfte des Oktobers die
erſte Hälfte des Honorars zu ſenden und in der erſten des Novembers30
die zweite, iſt noch nichts gehalten, ungeachtet ich ſchon einmal
darüber geſchrieben. Ich bitte dich alſo — und dieſes Blatt ſei
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ſkript für mich zurück;
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entweder Geld ſchon unterwegs oder bereit oder wenn der Druck35

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[180/0195] 431. An Ludwig von Oertel in Regensburg. [Kopie][Bayreuth, 22. Nov. 1807] Obgleich mein Herz um einen Menſchen der ſchönern Vergangen- heit ärmer geworden; ſo gönn’ ich doch unſerm Bruder die Ruhe, die tiefe Ruhe in dieſer Zeit voll[ends], in der man das Leben nur wün- 5 ſchen kann, wenn man in das nächſte eingreifen und der Nachwelt eine beſſere geben kann. — Sein Leben [war] mehr eine Wiege — wiewol oft ſtark bewegt — als ein rädernder Poſtkarren, worauf jetzt Millionen ſitzen. Er genoß Ehre, Liebe, Kunſt, Welt und Einſamkeit;wovon die meiſten das Meiſte opfern müſſen. — Liebes-, Haß-Trank 10 432. An Emanuel. [Bayreuth, 28. Nov. 1807] Guten Morgen dem guten Morgen, wo man wieder ſchreiben kann! Hier ein Paquet! — Ich durchlief meines Bruders Schreiben, der ſeine Erbärmlichkeit nicht laſſen kann. Mir iſt recht, was Sie 15 ihm antworten, auch das Nichts-Antworten. Zu reden hab’ ich viel mit Ihnen und ich wünſche Sie bald auf mein neu bezognes Kanapée. R. 433. An Friedrich Schlichtegroll in München. Bayreuth d. 29. Nov. 1807 20 Mein theuerer Bruder! Ich bringe heute nichts zu dir als eine Bitte um 40 oder 50 Schritte, die du für mich thun ſollſt und die in ganz München niemand für mich thäte, es müßte denn H. Kunſt- und Buchhändler Scherer ſein. Allein eben zu dieſem bitt’ ich dich, zu gehen. Ich gab ihm eines meiner luſtigſten Werkchen zum Verlage: 25 „Des Feldpredigers Schmelzle Reiſe nach Flätz, ſammt einer Beichte des Teufels bei einem Staatsmann.“ Seine Handels Weiſe in Briefen gefiel mir ſehr und der Vertrag war leicht gemacht. Aber von den beiden Artikeln, mir in der erſten Hälfte des Oktobers die erſte Hälfte des Honorars zu ſenden und in der erſten des Novembers 30 die zweite, iſt noch nichts gehalten, ungeachtet ich ſchon einmal darüber geſchrieben. Ich bitte dich alſo — und dieſes Blatt ſei deine Vollmacht — fodere ohne Weiteres mein Manu- ſkript für mich zurück; ausgenommen in 2 Fällen nicht; wenn entweder Geld ſchon unterwegs oder bereit oder wenn der Druck 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/195>, abgerufen am 24.11.2024.