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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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weniger Dank zeigen als Rührung und Freude über einen Menschen,
der so ist. Und so bleib' er, finde aber auch einige, die ihn mit Aehn-
lichkeiten belohnen!

Richter
*427. An Buchhändler Heinrich Geßner in Zürich.
5

Ich möchte freilich lieber mich selber als meinen Brief und Antrag
vor und unter die letzten Freiheits-Berge Deutschlands schicken.
Und ich will auch einst Ihre Erdhöhen besteigen, eh' ich die dumme
kleine auf meiner Brust zu tragen bekomme ... Ich fange diesen
Brief wie ein Bekannter an; Sie sind mir einer durch unsern Wieland10
und ich Ihnen wahrscheinlich auch einer durch meine Werke.

Hier biet' ich Ihnen eines für die Ostermesse 1808 unter folgenden
Bedingungen an:

1.) Es sind vermischte Schriftchen (den Titel weiß ich noch nicht),
wovon 2/3 ganz neu (z. B. eine Badreise des Doktor Katzenberger,15
ein komischer Roman von etwa 12 Druckbogen) und das letzte
Drittel erneuert und verbessert ist. Ein Druck-Dieb in Jena ließ
vor einigen Jahren gesammelte kleine Werke von mir umlaufen;
indeß das Wenigste davon nehm' ich in diese Sammlung auf und
dieß nur neu-gegossen.20
2.) Sie wird jetzt 2 Bändchen betragen, jedes zu 16 Druckbogen
-- Will das Publikum mehr davon (bevor ich meine sämmtlichen
Werke ediere), so kann ich und Sie fortfahren. Mit ernsthaften Auf-
sätzen z. B. über die Unsterblichkeit, über Corday fängt das Buch
an; dazwischen treten die scherzhaften und die in beide Bändchen25
vertheilte Badreise etc. -- und die Satiren, und Aufsätze aus Archen-
holz Länder- und Völkerkunde. Nur hab' ich des Stoffes außer und
in mir zu viel und mir ist mehr daran gelegen, mein Neues zu geben
als mein Altes.
3.) Im Jenner 1808 werd' ich Ihnen so viel Mspt zusenden, daß30
Sie mit dem Drucke anfangen können; da ich das Alte schon neu-
geboren vor mir habe und blos das Neue unter die Glanzpressen
und Appreturmaschinen zu bringen habe.
4.) Vielleicht liefere ich noch darin eine "europäische Friedens-
predigt", die der wunden Zeit so nöthig ist. Die Gedanken dazu35
stehen lange in meinem Herzen und jetzt abgerissen auf dem Papier.

weniger Dank zeigen als Rührung und Freude über einen Menſchen,
der ſo iſt. Und ſo bleib’ er, finde aber auch einige, die ihn mit Aehn-
lichkeiten belohnen!

Richter
*427. An Buchhändler Heinrich Geßner in Zürich.
5

Ich möchte freilich lieber mich ſelber als meinen Brief und Antrag
vor und unter die letzten Freiheits-Berge Deutſchlands ſchicken.
Und ich will auch einſt Ihre Erdhöhen beſteigen, eh’ ich die dumme
kleine auf meiner Bruſt zu tragen bekomme ... Ich fange dieſen
Brief wie ein Bekannter an; Sie ſind mir einer durch unſern Wieland10
und ich Ihnen wahrſcheinlich auch einer durch meine Werke.

Hier biet’ ich Ihnen eines für die Oſtermeſſe 1808 unter folgenden
Bedingungen an:

1.) Es ſind vermiſchte Schriftchen (den Titel weiß ich noch nicht),
wovon ⅔ ganz neu (z. B. eine Badreiſe des Doktor Katzenberger,15
ein komiſcher Roman von etwa 12 Druckbogen) und das letzte
Drittel erneuert und verbeſſert iſt. Ein Druck-Dieb in Jena ließ
vor einigen Jahren geſammelte kleine Werke von mir umlaufen;
indeß das Wenigſte davon nehm’ ich in dieſe Sammlung auf und
dieß nur neu-gegoſſen.20
2.) Sie wird jetzt 2 Bändchen betragen, jedes zu 16 Druckbogen
— Will das Publikum mehr davon (bevor ich meine ſämmtlichen
Werke ediere), ſo kann ich und Sie fortfahren. Mit ernſthaften Auf-
ſätzen z. B. über die Unſterblichkeit, über Corday fängt das Buch
an; dazwiſchen treten die ſcherzhaften und die in beide Bändchen25
vertheilte Badreiſe ꝛc. — und die Satiren, und Aufſätze aus Archen-
holz Länder- und Völkerkunde. Nur hab’ ich des Stoffes außer und
in mir zu viel und mir iſt mehr daran gelegen, mein Neues zu geben
als mein Altes.
3.) Im Jenner 1808 werd’ ich Ihnen ſo viel Mſpt zuſenden, daß30
Sie mit dem Drucke anfangen können; da ich das Alte ſchon neu-
geboren vor mir habe und blos das Neue unter die Glanzpreſſen
und Appreturmaſchinen zu bringen habe.
4.) Vielleicht liefere ich noch darin eine „europäiſche Friedens-
predigt“, die der wunden Zeit ſo nöthig iſt. Die Gedanken dazu35
ſtehen lange in meinem Herzen und jetzt abgeriſſen auf dem Papier.
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[178/0193] weniger Dank zeigen als Rührung und Freude über einen Menſchen, der ſo iſt. Und ſo bleib’ er, finde aber auch einige, die ihn mit Aehn- lichkeiten belohnen! Richter *427. An Buchhändler Heinrich Geßner in Zürich. Bayreuth d. 13. Nov. 1807 5 Ich möchte freilich lieber mich ſelber als meinen Brief und Antrag vor und unter die letzten Freiheits-Berge Deutſchlands ſchicken. Und ich will auch einſt Ihre Erdhöhen beſteigen, eh’ ich die dumme kleine auf meiner Bruſt zu tragen bekomme ... Ich fange dieſen Brief wie ein Bekannter an; Sie ſind mir einer durch unſern Wieland 10 und ich Ihnen wahrſcheinlich auch einer durch meine Werke. Hier biet’ ich Ihnen eines für die Oſtermeſſe 1808 unter folgenden Bedingungen an: 1.) Es ſind vermiſchte Schriftchen (den Titel weiß ich noch nicht), wovon ⅔ ganz neu (z. B. eine Badreiſe des Doktor Katzenberger, 15 ein komiſcher Roman von etwa 12 Druckbogen) und das letzte Drittel erneuert und verbeſſert iſt. Ein Druck-Dieb in Jena ließ vor einigen Jahren geſammelte kleine Werke von mir umlaufen; indeß das Wenigſte davon nehm’ ich in dieſe Sammlung auf und dieß nur neu-gegoſſen. 20 2.) Sie wird jetzt 2 Bändchen betragen, jedes zu 16 Druckbogen — Will das Publikum mehr davon (bevor ich meine ſämmtlichen Werke ediere), ſo kann ich und Sie fortfahren. Mit ernſthaften Auf- ſätzen z. B. über die Unſterblichkeit, über Corday fängt das Buch an; dazwiſchen treten die ſcherzhaften und die in beide Bändchen 25 vertheilte Badreiſe ꝛc. — und die Satiren, und Aufſätze aus Archen- holz Länder- und Völkerkunde. Nur hab’ ich des Stoffes außer und in mir zu viel und mir iſt mehr daran gelegen, mein Neues zu geben als mein Altes. 3.) Im Jenner 1808 werd’ ich Ihnen ſo viel Mſpt zuſenden, daß 30 Sie mit dem Drucke anfangen können; da ich das Alte ſchon neu- geboren vor mir habe und blos das Neue unter die Glanzpreſſen und Appreturmaſchinen zu bringen habe. 4.) Vielleicht liefere ich noch darin eine „europäiſche Friedens- predigt“, die der wunden Zeit ſo nöthig iſt. Die Gedanken dazu 35 ſtehen lange in meinem Herzen und jetzt abgeriſſen auf dem Papier.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/193>, abgerufen am 27.11.2024.