Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite

(denn v. Sch. wurde wenig Tage darauf gefangen nach Mainz ge-
bracht) aufgenommen. Aber die Annahme Ihrer gütigen Erlaubnis,
dieß öfters zu wiederholen, wäre ein Misbrauch derselben.

In meinen Springbrief eines Nachtwandlers hat leider der
Zensor durch Streichen der unschuldigsten und vielleicht besten5
Stellen etwas Plattheit und Unsinn gebracht. Gibt uns der Friede
nicht die Freiheit zurück, so kann man ja am Ende keine Satire mehr
machen als auf Leute, die gehangen sind. Ich wünschte, Sie schrieben
mir den Namen des Zensors. Bei allen meinen künftigen
Aufsätzen muß ich nun die Bedingung machen,
daß ich sie,10
so oft der Zensor darin eine Lücke gräbt, wieder zurückerhalte, um
diese wenigstens mit etwas anderem zu füllen.

Gegenwärtiger ernster Aufsatz gehört für das Taschenbuch und
im Nothfall -- käm' er zu spät -- für das Morgenblatt. Mög' er
ihnen [!] lieb sein!15

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
373. An Emanuel.

Emanuel!20

Der 5. July rührt mein Inneres feierlicher als der 21te März.
Wie Sie auch das schwere Leben umgebe: so müssen Sie doch zu
Gott beten: ich danke dir, daß du durch mich so vielen guten Menschen
Freude gibst, und will ich mich selber freuen. ------

Werde froh und bleibe fest, redliches Herz, und bleibe an meinem!25

Richter
374. An Emanuel.

Guten Morgen! Dank für Dank! So ists schon recht; und da ich
zum Glück jedes Ihrer Worte glaube, so geben Sie mir viel Freude30
durch Ihre. Mir war lange an einem Abende nicht so innig und
ruhig wol als am gestrigen.

N. S. Hier ist Ihr lieblicher Herzensbrief zurück.

(denn v. Sch. wurde wenig Tage darauf gefangen nach Mainz ge-
bracht) aufgenommen. Aber die Annahme Ihrer gütigen Erlaubnis,
dieß öfters zu wiederholen, wäre ein Misbrauch derſelben.

In meinen Springbrief eines Nachtwandlers hat leider der
Zenſor durch Streichen der unſchuldigſten und vielleicht beſten5
Stellen etwas Plattheit und Unſinn gebracht. Gibt uns der Friede
nicht die Freiheit zurück, ſo kann man ja am Ende keine Satire mehr
machen als auf Leute, die gehangen ſind. Ich wünſchte, Sie ſchrieben
mir den Namen des Zenſors. Bei allen meinen künftigen
Aufſätzen muß ich nun die Bedingung machen,
daß ich ſie,10
ſo oft der Zenſor darin eine Lücke gräbt, wieder zurückerhalte, um
dieſe wenigſtens mit etwas anderem zu füllen.

Gegenwärtiger ernſter Aufſatz gehört für das Taſchenbuch und
im Nothfall — käm’ er zu ſpät — für das Morgenblatt. Mög’ er
ihnen [!] lieb ſein!15

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
373. An Emanuel.

Emanuel!20

Der 5. July rührt mein Inneres feierlicher als der 21te März.
Wie Sie auch das ſchwere Leben umgebe: ſo müſſen Sie doch zu
Gott beten: ich danke dir, daß du durch mich ſo vielen guten Menſchen
Freude gibſt, und will ich mich ſelber freuen. ———

Werde froh und bleibe feſt, redliches Herz, und bleibe an meinem!25

Richter
374. An Emanuel.

Guten Morgen! Dank für Dank! So iſts ſchon recht; und da ich
zum Glück jedes Ihrer Worte glaube, ſo geben Sie mir viel Freude30
durch Ihre. Mir war lange an einem Abende nicht ſo innig und
ruhig wol als am geſtrigen.

N. S. Hier iſt Ihr lieblicher Herzensbrief zurück.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0169" n="154"/>
(denn <hi rendition="#aq">v. Sch.</hi> wurde wenig Tage darauf gefangen nach Mainz ge-<lb/>
bracht) aufgenommen. Aber die Annahme Ihrer gütigen Erlaubnis,<lb/>
dieß öfters zu wiederholen, wäre ein Misbrauch der&#x017F;elben.</p><lb/>
        <p>In meinen Springbrief eines Nachtwandlers hat leider der<lb/>
Zen&#x017F;or durch Streichen der un&#x017F;chuldig&#x017F;ten und vielleicht be&#x017F;ten<lb n="5"/>
Stellen etwas Plattheit und Un&#x017F;inn gebracht. Gibt uns der Friede<lb/>
nicht die Freiheit zurück, &#x017F;o kann man ja am Ende keine Satire mehr<lb/>
machen als auf Leute, die gehangen &#x017F;ind. Ich wün&#x017F;chte, Sie &#x017F;chrieben<lb/>
mir den Namen des Zen&#x017F;ors. <hi rendition="#g">Bei allen meinen künftigen<lb/>
Auf&#x017F;ätzen muß ich nun die Bedingung machen,</hi> daß ich &#x017F;ie,<lb n="10"/>
&#x017F;o oft der Zen&#x017F;or darin eine Lücke gräbt, wieder zurückerhalte, um<lb/>
die&#x017F;e wenig&#x017F;tens mit etwas anderem zu füllen.</p><lb/>
        <p>Gegenwärtiger ern&#x017F;ter Auf&#x017F;atz gehört für das Ta&#x017F;chenbuch und<lb/>
im Nothfall &#x2014; käm&#x2019; er zu &#x017F;pät &#x2014; für das Morgenblatt. Mög&#x2019; er<lb/>
ihnen [!] lieb &#x017F;ein!<lb n="15"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>373. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 5. Juli 1807]</hi> </dateline><lb/>
        <salute> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> </hi> <lb n="20"/>
        </salute>
        <p>Der 5. July rührt mein Inneres feierlicher als der 21<hi rendition="#sup">te</hi> März.<lb/>
Wie Sie auch das &#x017F;chwere Leben umgebe: &#x017F;o mü&#x017F;&#x017F;en Sie doch zu<lb/>
Gott beten: ich danke dir, daß du durch mich &#x017F;o vielen guten Men&#x017F;chen<lb/>
Freude gib&#x017F;t, und will ich mich &#x017F;elber freuen. &#x2014;&#x2014;&#x2014;</p><lb/>
        <p>Werde froh und bleibe fe&#x017F;t, redliches Herz, und bleibe an meinem!<lb n="25"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>374. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 6. Juli 1807]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! Dank für Dank! So i&#x017F;ts &#x017F;chon recht; und da ich<lb/>
zum Glück jedes Ihrer Worte glaube, &#x017F;o geben Sie mir viel Freude<lb n="30"/>
durch Ihre. Mir war lange an einem Abende nicht &#x017F;o innig und<lb/>
ruhig wol als am ge&#x017F;trigen.</p><lb/>
        <p>N. S. Hier i&#x017F;t Ihr lieblicher Herzensbrief zurück.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0169] (denn v. Sch. wurde wenig Tage darauf gefangen nach Mainz ge- bracht) aufgenommen. Aber die Annahme Ihrer gütigen Erlaubnis, dieß öfters zu wiederholen, wäre ein Misbrauch derſelben. In meinen Springbrief eines Nachtwandlers hat leider der Zenſor durch Streichen der unſchuldigſten und vielleicht beſten 5 Stellen etwas Plattheit und Unſinn gebracht. Gibt uns der Friede nicht die Freiheit zurück, ſo kann man ja am Ende keine Satire mehr machen als auf Leute, die gehangen ſind. Ich wünſchte, Sie ſchrieben mir den Namen des Zenſors. Bei allen meinen künftigen Aufſätzen muß ich nun die Bedingung machen, daß ich ſie, 10 ſo oft der Zenſor darin eine Lücke gräbt, wieder zurückerhalte, um dieſe wenigſtens mit etwas anderem zu füllen. Gegenwärtiger ernſter Aufſatz gehört für das Taſchenbuch und im Nothfall — käm’ er zu ſpät — für das Morgenblatt. Mög’ er ihnen [!] lieb ſein! 15 Ihr Jean Paul Fr. Richter 373. An Emanuel. [Bayreuth, 5. Juli 1807] Emanuel! 20 Der 5. July rührt mein Inneres feierlicher als der 21te März. Wie Sie auch das ſchwere Leben umgebe: ſo müſſen Sie doch zu Gott beten: ich danke dir, daß du durch mich ſo vielen guten Menſchen Freude gibſt, und will ich mich ſelber freuen. ——— Werde froh und bleibe feſt, redliches Herz, und bleibe an meinem! 25 Richter 374. An Emanuel. [Bayreuth, 6. Juli 1807] Guten Morgen! Dank für Dank! So iſts ſchon recht; und da ich zum Glück jedes Ihrer Worte glaube, ſo geben Sie mir viel Freude 30 durch Ihre. Mir war lange an einem Abende nicht ſo innig und ruhig wol als am geſtrigen. N. S. Hier iſt Ihr lieblicher Herzensbrief zurück.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/169
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/169>, abgerufen am 27.11.2024.