Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite

Kriegswolke glänzend hinüber und sie schlug erst 10 Stunden von
uns ein.

366. An Gottlieb Richter in Sparneck.

Lieber Bruder! Freude wird dir das Briefchen von Samuel geben,5
das mir gestern der Oberlieutenant Schleicher gebracht. Er er-
zählte mir noch, daß S. jetzt Sekretair bei dem Oberst v. Stengel,
Kommandant des Regiments Prinz Jeromy [!], gewesen und Geld
verdient, der ihn an Ende zum Offizier hinaufheben kann. Ich
fürchte nun nicht für sein Leben, zumal da die Hoffnungen des10
Friedens -- auch durch diesen Lieutenant -- sich immer mehr
wiederholen; und da besonders der allmählige Zerfall Schwedens
und Rußlands mit dem egoistischen England ihn vorbereitet. Auch
an dich hatte S. auf seiner Gruß-Liste *) einen Gruß aufgesetzt, wenn
du anders noch der Rendant von Sparnek bist, den er da nennt.15

Übrigens mache dir -- Requisizionen ausgenommen -- keine
Sorge über den Krieg; nur französische Retraite wäre für uns ver-
wüstend; aber sie wäre -- gesetzt man siegte jeden Tag -- in ganzen
Jahren nicht möglich bis zu uns herein. So lange dauert indeß dieser
wegfressende Flammen-Krieg nicht.20

Wie geht es dir, deiner vortrefflichen Frau und deinen Kindern?
Wäre nur Friede, man könnte eher einen Freudensprung machen --
oder eine Lustreise -- oder sonst einen Spaß.

Gehabe dich wol und sei mit allen Deinigen herzlich gegrüßt!

J. P. F. Richter25
367. An Madame Ettinger.

-- diese mehr schmerz- als glorreiche Zeit (auf deutscher Seite)

368. An Emanuel.
30

Guten Morgen! Ich will leider wieder eine Morgengabe. Es
ist nämlich nur gar zu gewis, daß das Franz-Faß nicht eher ab-

*) Der Lieutenant zeigte mir den Zettel und bedauerte, daß er vor dir vorbei-
gereiset, ohne es gewußt zu haben.

Kriegswolke glänzend hinüber und ſie ſchlug erſt 10 Stunden von
uns ein.

366. An Gottlieb Richter in Sparneck.

Lieber Bruder! Freude wird dir das Briefchen von Samuel geben,5
das mir geſtern der Oberlieutenant Schleicher gebracht. Er er-
zählte mir noch, daß S. jetzt Sekretair bei dem Oberſt v. Stengel,
Kommandant des Regiments Prinz Jeromy [!], geweſen und Geld
verdient, der ihn an Ende zum Offizier hinaufheben kann. Ich
fürchte nun nicht für ſein Leben, zumal da die Hoffnungen des10
Friedens — auch durch dieſen Lieutenant — ſich immer mehr
wiederholen; und da beſonders der allmählige Zerfall Schwedens
und Rußlands mit dem egoiſtiſchen England ihn vorbereitet. Auch
an dich hatte S. auf ſeiner Gruß-Liſte *) einen Gruß aufgeſetzt, wenn
du anders noch der Rendant von Sparnek biſt, den er da nennt.15

Übrigens mache dir — Requiſizionen ausgenommen — keine
Sorge über den Krieg; nur franzöſiſche Retraite wäre für uns ver-
wüſtend; aber ſie wäre — geſetzt man ſiegte jeden Tag — in ganzen
Jahren nicht möglich bis zu uns herein. So lange dauert indeß dieſer
wegfreſſende Flammen-Krieg nicht.20

Wie geht es dir, deiner vortrefflichen Frau und deinen Kindern?
Wäre nur Friede, man könnte eher einen Freudenſprung machen —
oder eine Luſtreiſe — oder ſonſt einen Spaß.

Gehabe dich wol und ſei mit allen Deinigen herzlich gegrüßt!

J. P. F. Richter25
367. An Madame Ettinger.

— dieſe mehr ſchmerz- als glorreiche Zeit (auf deutſcher Seite)

368. An Emanuel.
30

Guten Morgen! Ich will leider wieder eine Morgengabe. Es
iſt nämlich nur gar zu gewis, daß das Franz-Faß nicht eher ab-

*) Der Lieutenant zeigte mir den Zettel und bedauerte, daß er vor dir vorbei-
gereiſet, ohne es gewußt zu haben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0167" n="152"/>
Kriegswolke glänzend hinüber und &#x017F;ie &#x017F;chlug er&#x017F;t 10 Stunden von<lb/>
uns ein.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>366. An <hi rendition="#g">Gottlieb Richter in Sparneck.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 2. Jun. 1807</hi> </dateline><lb/>
        <p>Lieber Bruder! Freude wird dir das Briefchen von <hi rendition="#aq">Samuel</hi> geben,<lb n="5"/>
das mir ge&#x017F;tern der Oberlieutenant <hi rendition="#aq">Schleicher</hi> gebracht. Er er-<lb/>
zählte mir noch, daß <hi rendition="#aq">S.</hi> jetzt Sekretair bei dem Ober&#x017F;t <hi rendition="#aq">v. Stengel,</hi><lb/>
Kommandant des Regiments Prinz <hi rendition="#aq">Jeromy</hi> [!], gewe&#x017F;en und Geld<lb/>
verdient, der ihn an Ende zum Offizier hinaufheben kann. Ich<lb/>
fürchte nun nicht für &#x017F;ein Leben, zumal da die Hoffnungen des<lb n="10"/>
Friedens &#x2014; auch durch die&#x017F;en Lieutenant &#x2014; &#x017F;ich immer mehr<lb/>
wiederholen; und da be&#x017F;onders der allmählige Zerfall Schwedens<lb/>
und Rußlands mit dem egoi&#x017F;ti&#x017F;chen England ihn vorbereitet. Auch<lb/>
an dich hatte <hi rendition="#aq">S.</hi> auf &#x017F;einer Gruß-Li&#x017F;te <note place="foot" n="*)">Der Lieutenant zeigte mir den Zettel und bedauerte, daß er vor dir vorbei-<lb/>
gerei&#x017F;et, ohne es gewußt zu haben.</note> einen Gruß aufge&#x017F;etzt, wenn<lb/>
du anders noch der Rendant von Sparnek bi&#x017F;t, den er da nennt.<lb n="15"/>
</p>
        <p>Übrigens mache dir &#x2014; Requi&#x017F;izionen ausgenommen &#x2014; keine<lb/>
Sorge über den Krieg; nur franzö&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#aq">Retraite</hi> wäre für uns ver-<lb/>&#x017F;tend; aber &#x017F;ie wäre &#x2014; ge&#x017F;etzt man &#x017F;iegte jeden Tag &#x2014; in ganzen<lb/>
Jahren nicht möglich bis zu uns herein. So lange dauert indeß die&#x017F;er<lb/>
wegfre&#x017F;&#x017F;ende Flammen-Krieg nicht.<lb n="20"/>
</p>
        <p>Wie geht es dir, deiner vortrefflichen Frau und deinen Kindern?<lb/>
Wäre nur Friede, man könnte eher einen Freuden&#x017F;prung machen &#x2014;<lb/>
oder eine Lu&#x017F;trei&#x017F;e &#x2014; oder &#x017F;on&#x017F;t einen Spaß.</p><lb/>
        <p>Gehabe dich wol und &#x017F;ei mit allen Deinigen herzlich gegrüßt!</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> <lb n="25"/>
          </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>367. An <hi rendition="#g">Madame Ettinger.</hi></head><lb/>
        <byline>[Kopie]</byline>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 2. Juni 1807]</hi> </dateline><lb/>
        <p>&#x2014; die&#x017F;e mehr &#x017F;chmerz- als glorreiche Zeit (auf deut&#x017F;cher Seite)</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>368. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 5. Juni 1807]</hi> </dateline>
        <lb n="30"/>
        <p>Guten Morgen! Ich will leider wieder eine Morgengabe. Es<lb/>
i&#x017F;t nämlich nur gar zu gewis, daß das Franz-Faß nicht eher ab-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0167] Kriegswolke glänzend hinüber und ſie ſchlug erſt 10 Stunden von uns ein. 366. An Gottlieb Richter in Sparneck. Bayreuth d. 2. Jun. 1807 Lieber Bruder! Freude wird dir das Briefchen von Samuel geben, 5 das mir geſtern der Oberlieutenant Schleicher gebracht. Er er- zählte mir noch, daß S. jetzt Sekretair bei dem Oberſt v. Stengel, Kommandant des Regiments Prinz Jeromy [!], geweſen und Geld verdient, der ihn an Ende zum Offizier hinaufheben kann. Ich fürchte nun nicht für ſein Leben, zumal da die Hoffnungen des 10 Friedens — auch durch dieſen Lieutenant — ſich immer mehr wiederholen; und da beſonders der allmählige Zerfall Schwedens und Rußlands mit dem egoiſtiſchen England ihn vorbereitet. Auch an dich hatte S. auf ſeiner Gruß-Liſte *) einen Gruß aufgeſetzt, wenn du anders noch der Rendant von Sparnek biſt, den er da nennt. 15 Übrigens mache dir — Requiſizionen ausgenommen — keine Sorge über den Krieg; nur franzöſiſche Retraite wäre für uns ver- wüſtend; aber ſie wäre — geſetzt man ſiegte jeden Tag — in ganzen Jahren nicht möglich bis zu uns herein. So lange dauert indeß dieſer wegfreſſende Flammen-Krieg nicht. 20 Wie geht es dir, deiner vortrefflichen Frau und deinen Kindern? Wäre nur Friede, man könnte eher einen Freudenſprung machen — oder eine Luſtreiſe — oder ſonſt einen Spaß. Gehabe dich wol und ſei mit allen Deinigen herzlich gegrüßt! J. P. F. Richter 25 367. An Madame Ettinger. [Kopie][Bayreuth, 2. Juni 1807] — dieſe mehr ſchmerz- als glorreiche Zeit (auf deutſcher Seite) 368. An Emanuel. [Bayreuth, 5. Juni 1807] 30 Guten Morgen! Ich will leider wieder eine Morgengabe. Es iſt nämlich nur gar zu gewis, daß das Franz-Faß nicht eher ab- *) Der Lieutenant zeigte mir den Zettel und bedauerte, daß er vor dir vorbei- gereiſet, ohne es gewußt zu haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/167
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/167>, abgerufen am 27.11.2024.