einmal die Fracht der langen Reise belohnen. -- Hier keine Flug- lektüre -- keine Flugmenschen etc. -- die Kinder, die in solchen Gift- gärten unausbleiblich erkranken -- Theilen Sie mir auch von Göttin- gen aus zuweilen etwas aus den Registern Ihres Lebenswegmessersmit, und möge dieser nur Auen anzuzeigen bekommen.5
325. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Febr. 1807]
Guten Morgen! Der Teufel soll mich holen und das heilige Donner- wetter erschlagen, wenn ich jemand mehr achte und liebe als meinen Emanuel, der mir nur seit so vielen Jahren den einzigen Schmerz10 gelassen, daß ich nichts für ihn thun kann -- Sie hatten in Rücksicht meiner diesen nicht. --
326. An Geheimrat Mayer in Berlin.
[Kopie]
[Bayreuth, 5. März 1807]
Ein Liegenlassen eines unerbrochnen Briefs schlimmer als das15 Zurückschicken, das wenigstens die Hoffnungen aufhebt.
327. An Präsident von Schuckmann in Bayreuth.
[Kopie]
[Bayreuth, 5. März 1807]
pp. Unter den vielen jetzigen Fragen an Sie -- wahrscheinlich meistens über Einen Gegenstand -- laufe denn auch die meinige20 mit durch.
"Bin ich ein kontribuzions-fähiger Kapitalist?"
Wenigstens hat mich die Kammer in diese vornehme Rangliste aufgenommen. Was allen wiederfährt, geschehe auch mir, besonders durch meine Obrigkeit; und wenn der Druck des Drucks jetzt so25 manches Gesetzliche abändert, wie das Erdbeben die (sonst immer richtige) Magnetnadel verfälscht: so gelt' es auch mir, sobald ich nicht der einzige bin. Als Fremder -- der hier Geld nur verzehrt und auswärts erwirbt -- und der Bayreuth nichts verdankt als Gegend, Bier und Langweile -- frag' ich erstlich, ob ich den Rabat30 meiner unbedeutenden Gelder zu zahlen schuldig bin, besonders da ich erst einige Jahre hier bin, und also nach dem Landrecht nicht einmal Nachsteuer als Auslaßgeld zu entrichten hätte --; aber
einmal die Fracht der langen Reiſe belohnen. — Hier keine Flug- lektüre — keine Flugmenſchen ꝛc. — die Kinder, die in ſolchen Gift- gärten unausbleiblich erkranken — Theilen Sie mir auch von Göttin- gen aus zuweilen etwas aus den Regiſtern Ihres Lebenswegmeſſersmit, und möge dieſer nur Auen anzuzeigen bekommen.5
325. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Febr. 1807]
Guten Morgen! Der Teufel ſoll mich holen und das heilige Donner- wetter erſchlagen, wenn ich jemand mehr achte und liebe als meinen Emanuel, der mir nur ſeit ſo vielen Jahren den einzigen Schmerz10 gelaſſen, daß ich nichts für ihn thun kann — Sie hatten in Rückſicht meiner dieſen nicht. —
326. An Geheimrat Mayer in Berlin.
[Kopie]
[Bayreuth, 5. März 1807]
Ein Liegenlaſſen eines unerbrochnen Briefs ſchlimmer als das15 Zurückſchicken, das wenigſtens die Hoffnungen aufhebt.
327. An Präſident von Schuckmann in Bayreuth.
[Kopie]
[Bayreuth, 5. März 1807]
pp. Unter den vielen jetzigen Fragen an Sie — wahrſcheinlich meiſtens über Einen Gegenſtand — laufe denn auch die meinige20 mit durch.
„Bin ich ein kontribuzions-fähiger Kapitaliſt?“
Wenigſtens hat mich die Kammer in dieſe vornehme Rangliſte aufgenommen. Was allen wiederfährt, geſchehe auch mir, beſonders durch meine Obrigkeit; und wenn der Druck des Drucks jetzt ſo25 manches Geſetzliche abändert, wie das Erdbeben die (ſonſt immer richtige) Magnetnadel verfälſcht: ſo gelt’ es auch mir, ſobald ich nicht der einzige bin. Als Fremder — der hier Geld nur verzehrt und auswärts erwirbt — und der Bayreuth nichts verdankt als Gegend, Bier und Langweile — frag’ ich erſtlich, ob ich den Rabat30 meiner unbedeutenden Gelder zu zahlen ſchuldig bin, beſonders da ich erſt einige Jahre hier bin, und alſo nach dem Landrecht nicht einmal Nachſteuer als Auslaßgeld zu entrichten hätte —; aber
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[133/0148]
einmal die Fracht der langen Reiſe belohnen. — Hier keine Flug-
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gärten unausbleiblich erkranken — Theilen Sie mir auch von Göttin-
gen aus zuweilen etwas aus den Regiſtern Ihres Lebenswegmeſſersmit, und möge dieſer nur Auen anzuzeigen bekommen. 5
325. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Febr. 1807]
Guten Morgen! Der Teufel ſoll mich holen und das heilige Donner-
wetter erſchlagen, wenn ich jemand mehr achte und liebe als meinen
Emanuel, der mir nur ſeit ſo vielen Jahren den einzigen Schmerz 10
gelaſſen, daß ich nichts für ihn thun kann — Sie hatten in Rückſicht
meiner dieſen nicht. —
326. An Geheimrat Mayer in Berlin.
[Kopie][Bayreuth, 5. März 1807]
Ein Liegenlaſſen eines unerbrochnen Briefs ſchlimmer als das 15
Zurückſchicken, das wenigſtens die Hoffnungen aufhebt.
327. An Präſident von Schuckmann in Bayreuth.
[Kopie][Bayreuth, 5. März 1807]
pp. Unter den vielen jetzigen Fragen an Sie — wahrſcheinlich
meiſtens über Einen Gegenſtand — laufe denn auch die meinige 20
mit durch.
„Bin ich ein kontribuzions-fähiger Kapitaliſt?“
Wenigſtens hat mich die Kammer in dieſe vornehme Rangliſte
aufgenommen. Was allen wiederfährt, geſchehe auch mir, beſonders
durch meine Obrigkeit; und wenn der Druck des Drucks jetzt ſo 25
manches Geſetzliche abändert, wie das Erdbeben die (ſonſt immer
richtige) Magnetnadel verfälſcht: ſo gelt’ es auch mir, ſobald ich
nicht der einzige bin. Als Fremder — der hier Geld nur verzehrt
und auswärts erwirbt — und der Bayreuth nichts verdankt als
Gegend, Bier und Langweile — frag’ ich erſtlich, ob ich den Rabat 30
meiner unbedeutenden Gelder zu zahlen ſchuldig bin, beſonders da
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
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Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
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Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/148>, abgerufen am 16.02.2025.
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