Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite
300. An Emanuel.

Guten Abend nach langer Zeit! So geht alles schon Recht;
tadeln Sie nur fort. So bald Sie seine Geige nicht antasten: bietet
er Ihnen alles zum Strafen an. -- Ich bitte Sie auf Morgen um5
das Morgenblatt, um die Druckfehler abzuschicken.

R.

N. S. Sehen Sie doch diese Dinte morgen an, denn es ist die
beste in der Stadt.

301. An Emanuel.
10

Guten Morgen, Alter! Sie vergeben es schon meiner jetzigen
Fötus-Geburt daß ich heute nichts sage als guten Morgen!

302. An Emanuel.

Guten Morgen! da mir heute wahrscheinlich die Post nichts15
mehr bringt als -- Erwartungen: so send' ich Ihnen lieber den
Wechsel, damit Sie heute davon wieder 50 fl. abschreiben. Mit den
vorigen 70 hätt' ich ohne die Weihnachtsgeschenke, die ich --
machte, noch über 1 Woche ausgelangt.

Guten Morgen, lieber Hiob!20

303. An Graf von der Goltz.

Gestern erhielt ich Ihr wenn nicht frohes doch froh machendes
Blatt vom 16 Dec. Aber das vorhergehende, welches so viele
Freude uns würde zugetragen haben, hab' ich nicht erhalten. Der25
Kriegssturm verwehete es wie ein Oel- und Friedensblatt. -- Meine
Friedenstaube aber hier wird ja wol, hoff' ich, durch die kämpfenden
Kriegs-Adler durchfliegen, für die es keine Beute ist.

Der jetzige Herbst erinnerte ewig [?] an den vorigen -- an unsere
Nachfeier des Konzerts im Gasthofe zur Sonne, den jetzt wieder30
preußische Offiziere füllen, obwol in Zivilkleidern (es sind die Rück-
kömmlinge aus den übergebenen Festungen). Mein Herz hat bisher
oft aus fremden Wunden geblutet -- aber was hilft hier Brief-
papier? -- Am glücklichsten ist noch der, der mehr thut als sieht.

300. An Emanuel.

Guten Abend nach langer Zeit! So geht alles ſchon Recht;
tadeln Sie nur fort. So bald Sie ſeine Geige nicht antaſten: bietet
er Ihnen alles zum Strafen an. — Ich bitte Sie auf Morgen um5
das Morgenblatt, um die Druckfehler abzuſchicken.

R.

N. S. Sehen Sie doch dieſe Dinte morgen an, denn es iſt die
beſte in der Stadt.

301. An Emanuel.
10

Guten Morgen, Alter! Sie vergeben es ſchon meiner jetzigen
Fötus-Geburt daß ich heute nichts ſage als guten Morgen!

302. An Emanuel.

Guten Morgen! da mir heute wahrſcheinlich die Poſt nichts15
mehr bringt als — Erwartungen: ſo ſend’ ich Ihnen lieber den
Wechſel, damit Sie heute davon wieder 50 fl. abſchreiben. Mit den
vorigen 70 hätt’ ich ohne die Weihnachtsgeſchenke, die ich —
machte, noch über 1 Woche ausgelangt.

Guten Morgen, lieber Hiob!20

303. An Graf von der Goltz.

Geſtern erhielt ich Ihr wenn nicht frohes doch froh machendes
Blatt vom 16 Dec. Aber das vorhergehende, welches ſo viele
Freude uns würde zugetragen haben, hab’ ich nicht erhalten. Der25
Kriegsſturm verwehete es wie ein Oel- und Friedensblatt. — Meine
Friedenstaube aber hier wird ja wol, hoff’ ich, durch die kämpfenden
Kriegs-Adler durchfliegen, für die es keine Beute iſt.

Der jetzige Herbſt erinnerte ewig [?] an den vorigen — an unſere
Nachfeier des Konzerts im Gaſthofe zur Sonne, den jetzt wieder30
preußiſche Offiziere füllen, obwol in Zivilkleidern (es ſind die Rück-
kömmlinge aus den übergebenen Feſtungen). Mein Herz hat bisher
oft aus fremden Wunden geblutet — aber was hilft hier Brief-
papier? — Am glücklichſten iſt noch der, der mehr thut als ſieht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0139" n="124"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>300. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 9. Jan. 1807]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Abend nach langer Zeit! So geht alles &#x017F;chon Recht;<lb/>
tadeln Sie nur fort. So bald Sie &#x017F;eine Geige nicht anta&#x017F;ten: bietet<lb/>
er Ihnen alles zum Strafen an. &#x2014; Ich bitte Sie auf Morgen um<lb n="5"/>
das Morgenblatt, um die Druckfehler abzu&#x017F;chicken.</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p>N. S. Sehen Sie doch die&#x017F;e Dinte morgen an, denn es i&#x017F;t die<lb/>
be&#x017F;te in der Stadt.</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>301. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 10. Jan. 1807]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Sie vergeben es &#x017F;chon meiner jetzigen<lb/>
Fötus-Geburt daß ich heute nichts &#x017F;age als guten Morgen!</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>302. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 12. Jan. 1807]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! da mir heute wahr&#x017F;cheinlich die Po&#x017F;t nichts<lb n="15"/>
mehr bringt als &#x2014; Erwartungen: &#x017F;o &#x017F;end&#x2019; ich Ihnen lieber den<lb/>
Wech&#x017F;el, damit Sie heute davon wieder 50 fl. ab&#x017F;chreiben. Mit den<lb/>
vorigen 70 hätt&#x2019; ich ohne die Weihnachtsge&#x017F;chenke, die ich &#x2014;<lb/>
machte, noch über 1 Woche ausgelangt.</p>
        <p>Guten Morgen, lieber Hiob!<lb n="20"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>303. An <hi rendition="#g">Graf von der Goltz.</hi></head><lb/>
        <byline>[Kopie]</byline>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 13 Jenn.</hi> 1807</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ge&#x017F;tern erhielt ich Ihr wenn nicht frohes doch froh machendes<lb/>
Blatt vom 16 <hi rendition="#aq">Dec.</hi> Aber das vorhergehende, welches &#x017F;o viele<lb/>
Freude <hi rendition="#g">uns</hi> würde zugetragen haben, hab&#x2019; ich nicht erhalten. Der<lb n="25"/>
Kriegs&#x017F;turm verwehete es wie ein Oel- und Friedensblatt. &#x2014; Meine<lb/>
Friedenstaube aber hier wird ja wol, hoff&#x2019; ich, durch die kämpfenden<lb/>
Kriegs-Adler durchfliegen, für die es keine Beute i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Der jetzige Herb&#x017F;t erinnerte ewig [?] an den vorigen &#x2014; an un&#x017F;ere<lb/>
Nachfeier des Konzerts im Ga&#x017F;thofe zur Sonne, den jetzt wieder<lb n="30"/>
preußi&#x017F;che Offiziere füllen, obwol in Zivilkleidern (es &#x017F;ind die Rück-<lb/>
kömmlinge aus den übergebenen Fe&#x017F;tungen). Mein Herz hat bisher<lb/>
oft aus fremden Wunden geblutet &#x2014; aber was hilft hier Brief-<lb/>
papier? &#x2014; Am glücklich&#x017F;ten i&#x017F;t noch der, der mehr thut als &#x017F;ieht.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0139] 300. An Emanuel. [Bayreuth, 9. Jan. 1807] Guten Abend nach langer Zeit! So geht alles ſchon Recht; tadeln Sie nur fort. So bald Sie ſeine Geige nicht antaſten: bietet er Ihnen alles zum Strafen an. — Ich bitte Sie auf Morgen um 5 das Morgenblatt, um die Druckfehler abzuſchicken. R. N. S. Sehen Sie doch dieſe Dinte morgen an, denn es iſt die beſte in der Stadt. 301. An Emanuel. [Bayreuth, 10. Jan. 1807] 10 Guten Morgen, Alter! Sie vergeben es ſchon meiner jetzigen Fötus-Geburt daß ich heute nichts ſage als guten Morgen! 302. An Emanuel. [Bayreuth, 12. Jan. 1807] Guten Morgen! da mir heute wahrſcheinlich die Poſt nichts 15 mehr bringt als — Erwartungen: ſo ſend’ ich Ihnen lieber den Wechſel, damit Sie heute davon wieder 50 fl. abſchreiben. Mit den vorigen 70 hätt’ ich ohne die Weihnachtsgeſchenke, die ich — machte, noch über 1 Woche ausgelangt. Guten Morgen, lieber Hiob! 20 303. An Graf von der Goltz. [Kopie]Bayreuth d. 13 Jenn. 1807 Geſtern erhielt ich Ihr wenn nicht frohes doch froh machendes Blatt vom 16 Dec. Aber das vorhergehende, welches ſo viele Freude uns würde zugetragen haben, hab’ ich nicht erhalten. Der 25 Kriegsſturm verwehete es wie ein Oel- und Friedensblatt. — Meine Friedenstaube aber hier wird ja wol, hoff’ ich, durch die kämpfenden Kriegs-Adler durchfliegen, für die es keine Beute iſt. Der jetzige Herbſt erinnerte ewig [?] an den vorigen — an unſere Nachfeier des Konzerts im Gaſthofe zur Sonne, den jetzt wieder 30 preußiſche Offiziere füllen, obwol in Zivilkleidern (es ſind die Rück- kömmlinge aus den übergebenen Feſtungen). Mein Herz hat bisher oft aus fremden Wunden geblutet — aber was hilft hier Brief- papier? — Am glücklichſten iſt noch der, der mehr thut als ſieht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/139
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/139>, abgerufen am 24.11.2024.