-- so ist (durch Apel) eine Ruine aus Sophokles versunknem Theater mehr ausgegraben.
269. An Emanuel.5
[Bayreuth, 2. Dez. 1806. Dienstag]
Guten Morgen, wenns möglich ist! Jetzt lügt jede Hoffnung -- aber die Furcht, dabei bleib' ich, log stets eben so oft und wird wieder, das bitt' ich Gott, dem Teufel gleichen, dem Vater der Lügen. -- Die bessern Nachrichten von russ. preussischen Siegen bestätigen10 sich fast. -- Sonntags war Christoph bei mir. Er sagte, Soppe hat ihm gesagt, daß Otto in Erfurt mit ihm gegessen, immer 36 Stunden voraus war, nicht nach Magdeburg sondern Halberstadt gegangen, also zum König gekommen.
270. An Emanuel.15
[Bayreuth, 5. Dez. 1806]
Lieber Emanuel!
Nicht Eine Minute dürfen diese angenehmen Blätter Ihnen vor- enthalten sein! Gott gebe nur, daß Thieriot kein Narr ist, -- und man sollte ihn, da ers doch glaubt und die Furcht so leicht zur Wahr-20 heit wird, auf alle Weise für einen Weisen zu nehmen den Anschein durchsetzen. Wahrlich ich -- und thun Sie es auch -- schreibe ihm im nächsten Briefe, er komme -- wenn nicht zu Verstand (denn dieß ist zu weit und zu fern) -- doch zu sich und geige vor Rhein-Königen Adagios voll Aschaffenburger Erinnerungen.25
Schicken Sie Ihm [?] beide Briefe.
271. An Emanuel.
[Bayreuth, 5. Dez. 1806]
Guten Morgen! Darf ich denn das ungezwungne Wein-Anleihen machen, um über das Abc nicht als Abcschüler zu schreiben? -- Sie30 glauben kaum, wie viel meine Nachkommenschaft Wein säuft; ich bekomme das Wenigste. Auf frohes Wiedersehen!
268. An Minna Spazier.
[Kopie]
[Bayreuth, 2. Dez. 1806]
— ſo iſt (durch Apel) eine Ruine aus Sophokles verſunknem Theater mehr ausgegraben.
269. An Emanuel.5
[Bayreuth, 2. Dez. 1806. Dienstag]
Guten Morgen, wenns möglich iſt! Jetzt lügt jede Hoffnung — aber die Furcht, dabei bleib’ ich, log ſtets eben ſo oft und wird wieder, das bitt’ ich Gott, dem Teufel gleichen, dem Vater der Lügen. — Die beſſern Nachrichten von ruſſ. preuſſiſchen Siegen beſtätigen10 ſich faſt. — Sonntags war Chriſtoph bei mir. Er ſagte, Soppe hat ihm geſagt, daß Otto in Erfurt mit ihm gegeſſen, immer 36 Stunden voraus war, nicht nach Magdeburg ſondern Halberſtadt gegangen, alſo zum König gekommen.
270. An Emanuel.15
[Bayreuth, 5. Dez. 1806]
Lieber Emanuel!
Nicht Eine Minute dürfen dieſe angenehmen Blätter Ihnen vor- enthalten ſein! Gott gebe nur, daß Thieriot kein Narr iſt, — und man ſollte ihn, da ers doch glaubt und die Furcht ſo leicht zur Wahr-20 heit wird, auf alle Weiſe für einen Weiſen zu nehmen den Anſchein durchſetzen. Wahrlich ich — und thun Sie es auch — ſchreibe ihm im nächſten Briefe, er komme — wenn nicht zu Verſtand (denn dieß iſt zu weit und zu fern) — doch zu ſich und geige vor Rhein-Königen Adagios voll Aſchaffenburger Erinnerungen.25
Schicken Sie Ihm [?] beide Briefe.
271. An Emanuel.
[Bayreuth, 5. Dez. 1806]
Guten Morgen! Darf ich denn das ungezwungne Wein-Anleihen machen, um über das Abc nicht als Abcſchüler zu ſchreiben? — Sie30 glauben kaum, wie viel meine Nachkommenſchaft Wein ſäuft; ich bekomme das Wenigſte. Auf frohes Wiederſehen!
<TEI><text><body><pbfacs="#f0129"n="114"/><divtype="letter"n="1"><head>268. An <hirendition="#g">Minna Spazier.</hi></head><lb/><byline>[Kopie]</byline><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 2. Dez. 1806]</hi></dateline><lb/><p>—ſo iſt (durch Apel) eine Ruine aus Sophokles verſunknem<lb/>
Theater mehr ausgegraben.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>269. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi><lbn="5"/></head><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 2. Dez. 1806. Dienstag]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, wenns möglich iſt! Jetzt lügt jede Hoffnung —<lb/>
aber die Furcht, dabei bleib’ ich, log ſtets eben ſo oft und wird wieder,<lb/>
das bitt’ ich Gott, dem Teufel gleichen, dem Vater der Lügen. —<lb/>
Die beſſern Nachrichten von ruſſ. preuſſiſchen Siegen beſtätigen<lbn="10"/>ſich faſt. — Sonntags war Chriſtoph bei mir. Er ſagte, <hirendition="#aq">Soppe</hi> hat<lb/>
ihm geſagt, daß Otto in Erfurt mit ihm gegeſſen, immer 36 Stunden<lb/>
voraus war, nicht nach Magdeburg ſondern Halberſtadt gegangen,<lb/>
alſo zum König gekommen.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>270. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi><lbn="15"/></head><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 5. Dez. 1806]</hi></dateline><lb/><salute><hirendition="#right">Lieber Emanuel!</hi></salute><lb/><p>Nicht Eine Minute dürfen dieſe angenehmen Blätter Ihnen vor-<lb/>
enthalten ſein! Gott gebe nur, daß <hirendition="#aq">Thieriot</hi> kein Narr iſt, — und<lb/>
man ſollte ihn, da ers doch glaubt und die Furcht ſo leicht zur Wahr-<lbn="20"/>
heit wird, auf alle Weiſe für einen Weiſen zu nehmen den Anſchein<lb/>
durchſetzen. Wahrlich ich — und thun Sie es auch —ſchreibe ihm<lb/>
im nächſten Briefe, er komme — wenn nicht zu Verſtand (denn dieß<lb/>
iſt zu weit und zu fern) — doch zu ſich und geige vor Rhein-Königen<lb/>
Adagios voll Aſchaffenburger Erinnerungen.<lbn="25"/></p><p>Schicken Sie Ihm [?] beide Briefe.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>271. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 5. Dez. 1806]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen! Darf ich denn das ungezwungne Wein-Anleihen<lb/>
machen, um über das Abc nicht als Abcſchüler zu ſchreiben? — Sie<lbn="30"/>
glauben kaum, wie viel meine Nachkommenſchaft Wein ſäuft; ich<lb/>
bekomme das Wenigſte. Auf frohes Wiederſehen!</p></div><lb/></body></text></TEI>
[114/0129]
268. An Minna Spazier.
[Kopie][Bayreuth, 2. Dez. 1806]
— ſo iſt (durch Apel) eine Ruine aus Sophokles verſunknem
Theater mehr ausgegraben.
269. An Emanuel. 5
[Bayreuth, 2. Dez. 1806. Dienstag]
Guten Morgen, wenns möglich iſt! Jetzt lügt jede Hoffnung —
aber die Furcht, dabei bleib’ ich, log ſtets eben ſo oft und wird wieder,
das bitt’ ich Gott, dem Teufel gleichen, dem Vater der Lügen. —
Die beſſern Nachrichten von ruſſ. preuſſiſchen Siegen beſtätigen 10
ſich faſt. — Sonntags war Chriſtoph bei mir. Er ſagte, Soppe hat
ihm geſagt, daß Otto in Erfurt mit ihm gegeſſen, immer 36 Stunden
voraus war, nicht nach Magdeburg ſondern Halberſtadt gegangen,
alſo zum König gekommen.
270. An Emanuel. 15
[Bayreuth, 5. Dez. 1806]
Lieber Emanuel!
Nicht Eine Minute dürfen dieſe angenehmen Blätter Ihnen vor-
enthalten ſein! Gott gebe nur, daß Thieriot kein Narr iſt, — und
man ſollte ihn, da ers doch glaubt und die Furcht ſo leicht zur Wahr- 20
heit wird, auf alle Weiſe für einen Weiſen zu nehmen den Anſchein
durchſetzen. Wahrlich ich — und thun Sie es auch — ſchreibe ihm
im nächſten Briefe, er komme — wenn nicht zu Verſtand (denn dieß
iſt zu weit und zu fern) — doch zu ſich und geige vor Rhein-Königen
Adagios voll Aſchaffenburger Erinnerungen. 25
Schicken Sie Ihm [?] beide Briefe.
271. An Emanuel.
[Bayreuth, 5. Dez. 1806]
Guten Morgen! Darf ich denn das ungezwungne Wein-Anleihen
machen, um über das Abc nicht als Abcſchüler zu ſchreiben? — Sie 30
glauben kaum, wie viel meine Nachkommenſchaft Wein ſäuft; ich
bekomme das Wenigſte. Auf frohes Wiederſehen!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/129>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.