die einzige Einwendung dagegen -- daß nämlich der andere folglich eben so thun würde oder müßte und man also Posttag nach Posttag zu schreiben hätte -- ist lächerlich und schon durch dich allein wider- leglich. --
Dieß war vor einigen Monaten an dich angefangen, so flieg' es5 denn mit!
227. An Minna Spazier in Leipzig.
[Kopie]
[Bayreuth, 19. Juli 1806]
Möge ihrer Poesie nicht das Leben mit seinen schweren Füssen und Metris entgegentreten -- Bleiben Sie die Ab- und Nach-10 schreiberin Ihres Genius und nichts Gemeines halte Ihre Hand. -- Über 100 Dinge spricht man 1806 anders als 4, oder 2, oder 0. -- Die beiden Litteraturzeitungen Theilung des römischen Reichs; doch ist in Jena der h. Vater der Poesie (Göthe), dessen Geist den Occident zum Orient macht. -- Ich hoffe, daß die Zeit keine Hundszähne aus-15 bricht, ohne Weisheitszähne einzusetzen.
228. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Juli 1806]
Guten Morgen, Emanuel! Hier send' ich Ihnen, der Sie lieber geben -- wenigstens zweierlei, Malzeiten und Gründe -- als an-20 nehmen, das Geschenk dieses abgeschnittenen Blattes zum Besitz und das fremde zur Ansicht.
R.
N. S. Ich hoffe doch, daß die Schlößer golden, und nicht blos vergoldet sind. Denn zum Versilbern paßt Vergolden schlechter.25 Lassen Sie Otto alles auch anstaunen.
N. S. Ist nicht das Pack-Leder zu etwas zu verbrauchen?
229. An Herzog Emil August von Gotha.
[Kopie]
[Bayreuth, 22. Juli 1806]
Ihre D[urchlaucht] haben mich 2mal überrascht, durch Schweigen30 oder Geben und durch Geben. Im letzten hatten Sie es schwerer, da es nicht das erste mal war. Empfangen Sie ohne Wendung meinen herzlichen Dank für das gestrige Geschenk, das bis in die kleinste Form seiner Form den poetischen Geist seines Urhebers ver-
die einzige Einwendung dagegen — daß nämlich der andere folglich eben ſo thun würde oder müßte und man alſo Poſttag nach Poſttag zu ſchreiben hätte — iſt lächerlich und ſchon durch dich allein wider- leglich. —
Dieß war vor einigen Monaten an dich angefangen, ſo flieg’ es5 denn mit!
227. An Minna Spazier in Leipzig.
[Kopie]
[Bayreuth, 19. Juli 1806]
Möge ihrer Poeſie nicht das Leben mit ſeinen ſchweren Füſſen und Metris entgegentreten — Bleiben Sie die Ab- und Nach-10 ſchreiberin Ihres Genius und nichts Gemeines halte Ihre Hand. — Über 100 Dinge ſpricht man 1806 anders als 4, oder 2, oder 0. — Die beiden Litteraturzeitungen Theilung des römiſchen Reichs; doch iſt in Jena der h. Vater der Poeſie (Göthe), deſſen Geiſt den Occident zum Orient macht. — Ich hoffe, daß die Zeit keine Hundszähne aus-15 bricht, ohne Weisheitszähne einzuſetzen.
228. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Juli 1806]
Guten Morgen, Emanuel! Hier ſend’ ich Ihnen, der Sie lieber geben — wenigſtens zweierlei, Malzeiten und Gründe — als an-20 nehmen, das Geſchenk dieſes abgeſchnittenen Blattes zum Beſitz und das fremde zur Anſicht.
R.
N. S. Ich hoffe doch, daß die Schlößer golden, und nicht blos vergoldet ſind. Denn zum Verſilbern paßt Vergolden ſchlechter.25 Laſſen Sie Otto alles auch anſtaunen.
N. S. Iſt nicht das Pack-Leder zu etwas zu verbrauchen?
229. An Herzog Emil Auguſt von Gotha.
[Kopie]
[Bayreuth, 22. Juli 1806]
Ihre D[urchlaucht] haben mich 2mal überraſcht, durch Schweigen30 oder Geben und durch Geben. Im letzten hatten Sie es ſchwerer, da es nicht das erſte mal war. Empfangen Sie ohne Wendung meinen herzlichen Dank für das geſtrige Geſchenk, das bis in die kleinſte Form ſeiner Form den poetiſchen Geiſt ſeines Urhebers ver-
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die einzige Einwendung dagegen — daß nämlich der andere folglich
eben ſo thun würde oder müßte und man alſo Poſttag nach Poſttag
zu ſchreiben hätte — iſt lächerlich und ſchon durch dich allein wider-
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Dieß war vor einigen Monaten an dich angefangen, ſo flieg’ es 5
denn mit!
227. An Minna Spazier in Leipzig.
[Kopie][Bayreuth, 19. Juli 1806]
Möge ihrer Poeſie nicht das Leben mit ſeinen ſchweren Füſſen
und Metris entgegentreten — Bleiben Sie die Ab- und Nach- 10
ſchreiberin Ihres Genius und nichts Gemeines halte Ihre Hand. —
Über 100 Dinge ſpricht man 1806 anders als 4, oder 2, oder 0. —
Die beiden Litteraturzeitungen Theilung des römiſchen Reichs; doch
iſt in Jena der h. Vater der Poeſie (Göthe), deſſen Geiſt den Occident
zum Orient macht. — Ich hoffe, daß die Zeit keine Hundszähne aus- 15
bricht, ohne Weisheitszähne einzuſetzen.
228. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Juli 1806]
Guten Morgen, Emanuel! Hier ſend’ ich Ihnen, der Sie lieber
geben — wenigſtens zweierlei, Malzeiten und Gründe — als an- 20
nehmen, das Geſchenk dieſes abgeſchnittenen Blattes zum Beſitz und
das fremde zur Anſicht.
R.
N. S. Ich hoffe doch, daß die Schlößer golden, und nicht blos
vergoldet ſind. Denn zum Verſilbern paßt Vergolden ſchlechter. 25
Laſſen Sie Otto alles auch anſtaunen.
N. S. Iſt nicht das Pack-Leder zu etwas zu verbrauchen?
229. An Herzog Emil Auguſt von Gotha.
[Kopie][Bayreuth, 22. Juli 1806]
Ihre D[urchlaucht] haben mich 2mal überraſcht, durch Schweigen 30
oder Geben und durch Geben. Im letzten hatten Sie es ſchwerer,
da es nicht das erſte mal war. Empfangen Sie ohne Wendung
meinen herzlichen Dank für das geſtrige Geſchenk, das bis in die
kleinſte Form ſeiner Form den poetiſchen Geiſt ſeines Urhebers ver-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/111>, abgerufen am 16.02.2025.
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