Bogen mit; aber diese können mir die fränkischen Berge nicht ersezen, ohne die ich wie ein Raubvogel nirgends horsten kan.
Jezt, Geliebter, reisse mich bald aus den Wolken, worin ich dich sehe; mich bekümmert dein Sein. Bringe den treuen herlichen Schwe- stern den treuesten Grus des Herzens. Wenn werd' ich dich einmal an5 meinem haben? Lebe wohl, Heinrich!
Richter
113. An Karoline Mayer.
[Berlin, April 1801?]
Wie kamst du zum Traume, daß ich heute zu Bernh[ardi] gehe?10 Nur zu dir; also um 7. Uhr. Freilich hätt' ich dich so unendlich gern allein an meiner Seele gehabt. Komme wenigstens um 7 Uhr, wenn es klingelt, wie auf einer Bühne aus deiner Kulisse entgegen. Ich kan dich gar zu wenig entbehren. So schmerzte mich dein voriger Schmerz so tief. Das ist blos das Unrecht (von mir) daß du einen dabei hast.15 Adieu Herz meines Herzens!
[Adr.] Der Demoiselle Carol. Mayer Wohlgeboren alhier.
Beiliegend die rothe kostbare Soldatenbinde für 2 Köpfgen.
114. An Karoline Mayer.
[Berlin, April 1801?]20
Gieb beides, Gute, der Hofräthin Wunster die um 4 Uhr zu dir komt. Ich finde nichts zu tadeln an ihrem Briefe. -- Ich habe 16 Flügel an meiner Gesundheit; schon gestern war sie da. Ich freue mich auf unsern Abend; schon um 7 Uhr tret' ich ein. Adio, liebes Herz! Bleibe mir gut.25
Frage die Hofräthin, was ich mit dem beigelegten "Archiv der preussischen Gesezgebung" sol. Schicke mir der Gräfin Brief mit.
[73] 115. An Gräfin Schlabrendorff und Kinder in Leipzig.
[Kopie][Berlin, 15. April 1801]
Nicht der Teufel ist der Vater der Lüge, sondern das Publikum. --30 Euch, ihr Kinder, wil ich einen Brief schreiben, der so klein ist wie ihr: lebt froh und from. Sie Leipziger lieben nichts als was man an- ziehen oder verkaufen kan; (man mus da Waare oder Kaufman sein)
Bogen mit; aber dieſe können mir die fränkiſchen Berge nicht erſezen, ohne die ich wie ein Raubvogel nirgends horſten kan.
Jezt, Geliebter, reiſſe mich bald aus den Wolken, worin ich dich ſehe; mich bekümmert dein Sein. Bringe den treuen herlichen Schwe- ſtern den treueſten Grus des Herzens. Wenn werd’ ich dich einmal an5 meinem haben? Lebe wohl, Heinrich!
Richter
113. An Karoline Mayer.
[Berlin, April 1801?]
Wie kamſt du zum Traume, daß ich heute zu Bernh[ardi] gehe?10 Nur zu dir; alſo um 7. Uhr. Freilich hätt’ ich dich ſo unendlich gern allein an meiner Seele gehabt. Komme wenigſtens um 7 Uhr, wenn es klingelt, wie auf einer Bühne aus deiner Kuliſſe entgegen. Ich kan dich gar zu wenig entbehren. So ſchmerzte mich dein voriger Schmerz ſo tief. Das iſt blos das Unrecht (von mir) daß du einen dabei haſt.15 Adieu Herz meines Herzens!
[Adr.] Der Demoiſelle Carol. Mayer Wohlgeboren alhier.
Beiliegend die rothe koſtbare Soldatenbinde für 2 Köpfgen.
114. An Karoline Mayer.
[Berlin, April 1801?]20
Gieb beides, Gute, der Hofräthin Wunster die um 4 Uhr zu dir komt. Ich finde nichts zu tadeln an ihrem Briefe. — Ich habe 16 Flügel an meiner Geſundheit; ſchon geſtern war ſie da. Ich freue mich auf unſern Abend; ſchon um 7 Uhr tret’ ich ein. Adio, liebes Herz! Bleibe mir gut.25
Frage die Hofräthin, was ich mit dem beigelegten „Archiv der preuſſiſchen Geſezgebung“ ſol. Schicke mir der Gräfin Brief mit.
[73] 115. An Gräfin Schlabrendorff und Kinder in Leipzig.
[Kopie][Berlin, 15. April 1801]
Nicht der Teufel iſt der Vater der Lüge, ſondern das Publikum. —30 Euch, ihr Kinder, wil ich einen Brief ſchreiben, der ſo klein iſt wie ihr: lebt froh und from. Sie 〈Leipziger〉 lieben nichts als was man an- ziehen oder verkaufen kan; (man mus da Waare oder Kaufman ſein)
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><div><p><pbfacs="#f0070"n="64"/>
Bogen mit; aber dieſe können mir die fränkiſchen Berge nicht erſezen,<lb/>
ohne die ich wie ein Raubvogel nirgends horſten kan.</p><lb/><p>Jezt, Geliebter, reiſſe mich bald aus den Wolken, worin ich dich<lb/>ſehe; mich bekümmert dein Sein. Bringe den treuen herlichen Schwe-<lb/>ſtern den treueſten Grus des Herzens. Wenn werd’ ich dich einmal an<lbn="5"/>
meinem haben? Lebe wohl, Heinrich!</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right">Richter</hi></salute></closer></div></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>113. An <hirendition="#g">Karoline Mayer.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Berlin, April 1801?]</hi></dateline><lb/><p>Wie kamſt du zum Traume, daß ich heute zu <hirendition="#aq">Bernh[ardi]</hi> gehe?<lbn="10"/>
Nur zu dir; alſo um 7. Uhr. Freilich hätt’ ich dich ſo unendlich gern<lb/>
allein an meiner Seele gehabt. Komme wenigſtens um 7 Uhr, wenn<lb/>
es klingelt, wie auf einer Bühne aus deiner Kuliſſe entgegen. Ich kan<lb/>
dich gar zu wenig entbehren. So ſchmerzte mich dein voriger Schmerz<lb/>ſo tief. Das iſt blos das Unrecht (von mir) daß du einen dabei haſt.<lbn="15"/>
Adieu Herz meines Herzens!</p><lb/><p>[Adr.] Der Demoiſelle <hirendition="#aq">Carol. Mayer</hi> Wohlgeboren alhier.</p><lb/><p>Beiliegend die rothe koſtbare Soldatenbinde für 2 Köpfgen.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>114. An <hirendition="#g">Karoline Mayer.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Berlin, April 1801?]</hi></dateline><lbn="20"/><p>Gieb beides, Gute, der Hofräthin <hirendition="#aq">Wunster</hi> die um 4 Uhr zu dir<lb/>
komt. Ich finde nichts zu tadeln an ihrem Briefe. — Ich habe<lb/>
16 Flügel an meiner Geſundheit; ſchon geſtern war ſie da. Ich freue<lb/>
mich auf unſern Abend; ſchon um 7 Uhr tret’ ich ein. <hirendition="#aq">Adio,</hi> liebes<lb/>
Herz! Bleibe mir gut.<lbn="25"/></p><p>Frage die Hofräthin, was ich mit dem beigelegten „Archiv der<lb/>
preuſſiſchen Geſezgebung“ſol. Schicke mir der Gräfin Brief mit.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head><noteplace="left"><reftarget="1922_Bd4_73">[73]</ref></note> 115. An <hirendition="#g">Gräfin Schlabrendorff und Kinder in Leipzig.</hi></head><lb/><notetype="editorial">[Kopie]</note><dateline><hirendition="#right">[Berlin, 15. April 1801]</hi></dateline><lb/><p>Nicht der Teufel iſt der Vater der Lüge, ſondern das Publikum. —<lbn="30"/>
Euch, ihr Kinder, wil ich einen Brief ſchreiben, der ſo klein iſt wie ihr:<lb/>
lebt froh und from. Sie 〈Leipziger〉 lieben nichts als was man an-<lb/>
ziehen oder verkaufen kan; (man mus da Waare oder Kaufman ſein)</p></div><lb/></body></text></TEI>
[64/0070]
Bogen mit; aber dieſe können mir die fränkiſchen Berge nicht erſezen,
ohne die ich wie ein Raubvogel nirgends horſten kan.
Jezt, Geliebter, reiſſe mich bald aus den Wolken, worin ich dich
ſehe; mich bekümmert dein Sein. Bringe den treuen herlichen Schwe-
ſtern den treueſten Grus des Herzens. Wenn werd’ ich dich einmal an 5
meinem haben? Lebe wohl, Heinrich!
Richter
113. An Karoline Mayer.
[Berlin, April 1801?]
Wie kamſt du zum Traume, daß ich heute zu Bernh[ardi] gehe? 10
Nur zu dir; alſo um 7. Uhr. Freilich hätt’ ich dich ſo unendlich gern
allein an meiner Seele gehabt. Komme wenigſtens um 7 Uhr, wenn
es klingelt, wie auf einer Bühne aus deiner Kuliſſe entgegen. Ich kan
dich gar zu wenig entbehren. So ſchmerzte mich dein voriger Schmerz
ſo tief. Das iſt blos das Unrecht (von mir) daß du einen dabei haſt. 15
Adieu Herz meines Herzens!
[Adr.] Der Demoiſelle Carol. Mayer Wohlgeboren alhier.
Beiliegend die rothe koſtbare Soldatenbinde für 2 Köpfgen.
114. An Karoline Mayer.
[Berlin, April 1801?] 20
Gieb beides, Gute, der Hofräthin Wunster die um 4 Uhr zu dir
komt. Ich finde nichts zu tadeln an ihrem Briefe. — Ich habe
16 Flügel an meiner Geſundheit; ſchon geſtern war ſie da. Ich freue
mich auf unſern Abend; ſchon um 7 Uhr tret’ ich ein. Adio, liebes
Herz! Bleibe mir gut. 25
Frage die Hofräthin, was ich mit dem beigelegten „Archiv der
preuſſiſchen Geſezgebung“ ſol. Schicke mir der Gräfin Brief mit.
115. An Gräfin Schlabrendorff und Kinder in Leipzig.
[Berlin, 15. April 1801]
Nicht der Teufel iſt der Vater der Lüge, ſondern das Publikum. — 30
Euch, ihr Kinder, wil ich einen Brief ſchreiben, der ſo klein iſt wie ihr:
lebt froh und from. Sie 〈Leipziger〉 lieben nichts als was man an-
ziehen oder verkaufen kan; (man mus da Waare oder Kaufman ſein)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/70>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.