Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.ist. Zwischen uns ist die Offenherzigkeit mehr ein Genus als ein Opfer, Zuerst das Wenige, was ich habe und was Sie (ohnehin wegen[62] Die Gräfin sprach mit mir über die Witwenkasse später als Ihr25 Die Zeit der Abreise -- im Mai --, und den Ort der Ankunft --[63]35 iſt. Zwiſchen uns iſt die Offenherzigkeit mehr ein Genus als ein Opfer, Zuerſt das Wenige, was ich habe und was Sie (ohnehin wegen[62] Die Gräfin ſprach mit mir über die Witwenkaſſe ſpäter als Ihr25 Die Zeit der Abreiſe — im Mai —, und den Ort der Ankunft —[63]35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="55"/> iſt. Zwiſchen uns iſt die Offenherzigkeit mehr ein Genus als ein Opfer,<lb/> da ſie nichts zu zeigen hat als unſere moraliſche Übereinſtimmung.</p><lb/> <p>Zuerſt das Wenige, was ich habe und was Sie (ohnehin wegen<note place="right"><ref target="1922_Bd4_62">[62]</ref></note><lb/> einiger dabei intereſſierten Perſonen) verſchweigen werden. In der<lb/> Altenburger Bank 500 preuſſ. Thaler und 2jährige Zinſen, in der<lb n="5"/> hieſigen Bank 300 pr. rtl. in <hi rendition="#aq">Ld’or</hi> (welches in <hi rendition="#aq">Meinungen</hi> gerade<lb/> 1000 rtl. giebt) — über 500 fl. eine kön. preuſſ. Schuldverſchreibung<lb/> — 100 Konvenzionstl. bei <hi rendition="#aq">Herder</hi> — 100 rtl. pr. <hi rendition="#aq">c.</hi> bei <hi rendition="#aq">Ahlefeldt</hi><lb/> ſamt 6 <hi rendition="#aq">Ld.</hi> — 80 rtl. in Laubtl. bei einem Kaufman <hi rendition="#aq">Liebman</hi> in<lb/> Rudolſtadt — bei Buchhändlern, zur Oſtermeſſe zahlbar, ungefähr<lb n="10"/> 450 oder 500 rtl.; 70 rtl. in der <hi rendition="#aq">Cassa</hi> rechn’ ich nicht, eben ſo wenig<lb/> einige 100 fl., die mir ein geliebter Freund vielleicht, vielleicht auch<lb/> nicht, wiedergeben wird. Ich wäre reicher, wenn ich früher den mer-<lb/> kantiliſchen Werth meiner Mſpte höher angeſezt hätte; und wenn mich<lb/> nicht ein naher Verwandter in <hi rendition="#aq">Leipzig</hi> beſtohlen hätte, der lange aus<lb n="15"/> meinem damals unausgeliehenen Vermögen Pharao ſpielte und zulezt<lb/> all’ mein Gold und ſoviel er Laubtl. einſtecken konte, ungefähr 600 rtl.<lb/> fortnahm. — 5, bis 6 <hi rendition="#aq">Ld’or</hi> bekam ich bisher für den Drukbogen; bei<lb/> zweiten Auflagen wird die Hälfte des alten Honorars, ohne neue Arbeit<lb/> gezahlt. Erleb’ ich nur noch 8 oder 10 Jahre, ſo geb’ ich meine <hi rendition="#aq">opera<lb n="20"/> omnia,</hi> die jezt ſchon 26 Theile machen — welches fürchterliche Heer<lb/> für einen Leſer, der bei dem erſten anfängt! — mit den künftigen<lb/> heraus und glaube damit wenigſtens 10,000 rtl. gewinnen zu können.<lb/> Übrigens nehm’ ich immer mehr ein als ich ausgebe.</p><lb/> <p>Die Gräfin ſprach mit mir über die Witwenkaſſe <hi rendition="#g">ſpäter</hi> als Ihr<lb n="25"/> Brief. Wenn Sie den Eintrit in dieſe noch nöthig finden: ſo wil ich<lb/> gern alles dazu geben — Zeugniſſe und Geld — was gefodert wird;<lb/> und ich erwarte darüber blos Ihren Rath. — Nie konte mir die mo-<lb/> raliſche Möglichkeit eines auch nur eintägigen Zuſammenwohnens mit<lb/><hi rendition="#aq">Ahlefeldt</hi> einfallen; ich glaubte bisher, daß ich den erſten Tag nach<lb n="30"/> der Religions Zeremonie zu meinem erſten Reiſetag machen und ſo<lb/> die erſte Maiwoche der Liebe unterwegs verleben müſte. Ihre Güte<lb/> zeigt mir einen Ausweg; über welchen wir indes, da er ein doppeltes<lb/> Auspacken fodert, noch weiter ſprechen können.</p><lb/> <p>Die Zeit der Abreiſe — im Mai —, und den Ort der Ankunft —<note place="right"><ref target="1922_Bd4_63">[63]</ref></note><lb n="35"/> <hi rendition="#aq">Meinungen</hi> — hab’ ich Ihnen ſchon mündlich geſagt. — Blos die<lb/> Schwierigkeit, von den poetiſchen Verhältniſſen der Liebe in die proſa-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0061]
iſt. Zwiſchen uns iſt die Offenherzigkeit mehr ein Genus als ein Opfer,
da ſie nichts zu zeigen hat als unſere moraliſche Übereinſtimmung.
Zuerſt das Wenige, was ich habe und was Sie (ohnehin wegen
einiger dabei intereſſierten Perſonen) verſchweigen werden. In der
Altenburger Bank 500 preuſſ. Thaler und 2jährige Zinſen, in der 5
hieſigen Bank 300 pr. rtl. in Ld’or (welches in Meinungen gerade
1000 rtl. giebt) — über 500 fl. eine kön. preuſſ. Schuldverſchreibung
— 100 Konvenzionstl. bei Herder — 100 rtl. pr. c. bei Ahlefeldt
ſamt 6 Ld. — 80 rtl. in Laubtl. bei einem Kaufman Liebman in
Rudolſtadt — bei Buchhändlern, zur Oſtermeſſe zahlbar, ungefähr 10
450 oder 500 rtl.; 70 rtl. in der Cassa rechn’ ich nicht, eben ſo wenig
einige 100 fl., die mir ein geliebter Freund vielleicht, vielleicht auch
nicht, wiedergeben wird. Ich wäre reicher, wenn ich früher den mer-
kantiliſchen Werth meiner Mſpte höher angeſezt hätte; und wenn mich
nicht ein naher Verwandter in Leipzig beſtohlen hätte, der lange aus 15
meinem damals unausgeliehenen Vermögen Pharao ſpielte und zulezt
all’ mein Gold und ſoviel er Laubtl. einſtecken konte, ungefähr 600 rtl.
fortnahm. — 5, bis 6 Ld’or bekam ich bisher für den Drukbogen; bei
zweiten Auflagen wird die Hälfte des alten Honorars, ohne neue Arbeit
gezahlt. Erleb’ ich nur noch 8 oder 10 Jahre, ſo geb’ ich meine opera 20
omnia, die jezt ſchon 26 Theile machen — welches fürchterliche Heer
für einen Leſer, der bei dem erſten anfängt! — mit den künftigen
heraus und glaube damit wenigſtens 10,000 rtl. gewinnen zu können.
Übrigens nehm’ ich immer mehr ein als ich ausgebe.
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Die Gräfin ſprach mit mir über die Witwenkaſſe ſpäter als Ihr 25
Brief. Wenn Sie den Eintrit in dieſe noch nöthig finden: ſo wil ich
gern alles dazu geben — Zeugniſſe und Geld — was gefodert wird;
und ich erwarte darüber blos Ihren Rath. — Nie konte mir die mo-
raliſche Möglichkeit eines auch nur eintägigen Zuſammenwohnens mit
Ahlefeldt einfallen; ich glaubte bisher, daß ich den erſten Tag nach 30
der Religions Zeremonie zu meinem erſten Reiſetag machen und ſo
die erſte Maiwoche der Liebe unterwegs verleben müſte. Ihre Güte
zeigt mir einen Ausweg; über welchen wir indes, da er ein doppeltes
Auspacken fodert, noch weiter ſprechen können.
Die Zeit der Abreiſe — im Mai —, und den Ort der Ankunft — 35
Meinungen — hab’ ich Ihnen ſchon mündlich geſagt. — Blos die
Schwierigkeit, von den poetiſchen Verhältniſſen der Liebe in die proſa-
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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