Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.89. An Karoline Mayer. [55] [Berlin, Febr. oder März 1801?]Nur Eine Zeile. Ja wohl komm' ich, um 6 Uhr und zum Thee. 90. An Böttiger. Berlin. d. 1. März 1801.Ich wil gar nicht um Vergebung bitten sondern um Bestrafung, Im Mai komm' ich auf 10 Tage nach Weimar, um vielleicht nach Apropos! Thieriot, der jezt hier ist, sagte mir, daß man ihn für Leben Sie wohl. Ich freue mich auf Ihr Wiedersehen. Grüssen[56] Ihr Richter35 4 Jean Paul Briefe. IV.
89. An Karoline Mayer. [55] [Berlin, Febr. oder März 1801?]Nur Eine Zeile. Ja wohl komm’ ich, um 6 Uhr und zum Thee. 90. An Böttiger. Berlin. d. 1. März 1801.Ich wil gar nicht um Vergebung bitten ſondern um Beſtrafung, Im Mai komm’ ich auf 10 Tage nach Weimar, um vielleicht nach Apropos! Thieriot, der jezt hier iſt, ſagte mir, daß man ihn für Leben Sie wohl. Ich freue mich auf Ihr Wiederſehen. Grüſſen[56] Ihr Richter35 4 Jean Paul Briefe. IV.
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0055" n="49"/> <div type="letter" n="1"> <head>89. An <hi rendition="#g">Karoline Mayer.</hi> <note place="right"><ref target="1922_Bd4_55">[55]</ref></note></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Berlin, Febr. oder März 1801?]</hi> </dateline><lb/> <p>Nur Eine Zeile. Ja wohl komm’ ich, um 6 Uhr und zum Thee.<lb/> Auch morgen denk’ ich ein wenig. Ich werd’ im herlichen Pelze er-<lb/> ſcheinen und bin neugierig auf den Effekt. — O du allein Himliſche,<lb n="5"/> denn du giebſt den Himmel.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>90. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Berlin.</hi> d. 1. März 1801.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich wil gar nicht um Vergebung bitten ſondern um Beſtrafung,<lb/> da ich mein Schweigen doch nur vor mir entſchuldigen kan. — Meine<lb n="10"/> Novitäten ſind wahrſcheinlich ſchon für Sie Antiquitäten; z. B. die<lb/> wenn ich Ihnen erzählen wolte, daß ein H. <hi rendition="#aq">v. Held</hi> als Verfaſſer<lb/> „der beiden Jakobiner“ eingezogen worden, daß ſeine Defenſion nur<lb/> eine ſtärkere Wiederholung des Buchs war und daß die 2 Beklagten<lb/> auch hier, aber im andern Sinne, den lezten Saz haben. — <hi rendition="#aq">Buri</hi> be-<lb n="15"/> komt immer mehr fürſtliche Geſichter unter ſeinen Pinſel; vielleicht<lb/> auch, wie mir die ruſſiſche Geſandtin verſprochen, das theuere der<lb/> Grosfürſtin. — Ich ſehe <hi rendition="#aq">Delbrük,</hi> den Prinzenmentor oft; der recht<lb/> viel von dem mythologiſchen im Thelemach [!] hat, und zur Weisheit<lb/> noch die Güte. — Ich und <hi rendition="#aq">Fichte</hi> diſputieren häufig, aber mit gegen-<lb n="20"/> ſeitiger Liebe und er beſucht mich. — <hi rendition="#aq">Göthe’s</hi> neues Stük gefiel nicht<lb/> einmal ſeinen Freunden. — <hi rendition="#aq">Merkel</hi> läuft mit ſeiner kritiſchen Sohl-<lb/> wage noch alle Wochen durch die Gaſſen, und Bosheit ſuppliert ihm<lb/> Gründe wie ſonſt Jahre; man mus doch einmal dieſes leere Män-<lb/> leingen ſelber auf einige Minuten in die Fiſchwage werfen.<lb n="25"/> </p> <p>Im Mai komm’ ich auf 10 Tage nach <hi rendition="#aq">Weimar,</hi> um vielleicht nach<lb/><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> zu ziehen. —</p><lb/> <p>Apropos! <hi rendition="#aq">Thieriot,</hi> der jezt hier iſt, ſagte mir, daß man ihn für<lb/> den Architekten des „Thurms zu Babel“ halte. Ich bitte Sie, dieſe<lb/> ſchon voraus von ſeinem Wiz und ſeinen moraliſchen Geſinnungen<lb n="30"/> vernichtete Verläumdung auch mündlich mit vernichten zu helfen. —</p><lb/> <p>Leben Sie wohl. Ich freue mich auf Ihr Wiederſehen. Grüſſen<note place="right"><ref target="1922_Bd4_56">[56]</ref></note><lb/> [Sie] Ihre Frau, <hi rendition="#aq">Herder</hi> und die Herzogin. —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> Richter</hi> <lb n="35"/> </salute> </closer> </div> <fw place="bottom" type="sig">4 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">IV.</hi></fw><lb/> </body> </text> </TEI> [49/0055]
89. An Karoline Mayer.
[Berlin, Febr. oder März 1801?]
Nur Eine Zeile. Ja wohl komm’ ich, um 6 Uhr und zum Thee.
Auch morgen denk’ ich ein wenig. Ich werd’ im herlichen Pelze er-
ſcheinen und bin neugierig auf den Effekt. — O du allein Himliſche, 5
denn du giebſt den Himmel.
90. An Böttiger.
Berlin. d. 1. März 1801.
Ich wil gar nicht um Vergebung bitten ſondern um Beſtrafung,
da ich mein Schweigen doch nur vor mir entſchuldigen kan. — Meine 10
Novitäten ſind wahrſcheinlich ſchon für Sie Antiquitäten; z. B. die
wenn ich Ihnen erzählen wolte, daß ein H. v. Held als Verfaſſer
„der beiden Jakobiner“ eingezogen worden, daß ſeine Defenſion nur
eine ſtärkere Wiederholung des Buchs war und daß die 2 Beklagten
auch hier, aber im andern Sinne, den lezten Saz haben. — Buri be- 15
komt immer mehr fürſtliche Geſichter unter ſeinen Pinſel; vielleicht
auch, wie mir die ruſſiſche Geſandtin verſprochen, das theuere der
Grosfürſtin. — Ich ſehe Delbrük, den Prinzenmentor oft; der recht
viel von dem mythologiſchen im Thelemach [!] hat, und zur Weisheit
noch die Güte. — Ich und Fichte diſputieren häufig, aber mit gegen- 20
ſeitiger Liebe und er beſucht mich. — Göthe’s neues Stük gefiel nicht
einmal ſeinen Freunden. — Merkel läuft mit ſeiner kritiſchen Sohl-
wage noch alle Wochen durch die Gaſſen, und Bosheit ſuppliert ihm
Gründe wie ſonſt Jahre; man mus doch einmal dieſes leere Män-
leingen ſelber auf einige Minuten in die Fiſchwage werfen. 25
Im Mai komm’ ich auf 10 Tage nach Weimar, um vielleicht nach
Meiningen zu ziehen. —
Apropos! Thieriot, der jezt hier iſt, ſagte mir, daß man ihn für
den Architekten des „Thurms zu Babel“ halte. Ich bitte Sie, dieſe
ſchon voraus von ſeinem Wiz und ſeinen moraliſchen Geſinnungen 30
vernichtete Verläumdung auch mündlich mit vernichten zu helfen. —
Leben Sie wohl. Ich freue mich auf Ihr Wiederſehen. Grüſſen
[Sie] Ihre Frau, Herder und die Herzogin. —
[56]
Ihr
Richter 35
4 Jean Paul Briefe. IV.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |