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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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Ein Nürnberger wollte mich und die Meinigen nach Nürnberg be-
reden. -- Ich möchte wissen wo ich sonst meinen Verstand hatte,
daß ich mich stets an Einen Ort festpichte. Jetzt nagelt einen Ge-
päck und Familie ohnehin überall an. -- Der Hof ist in Saalfeld;
ich hatte das Vergnügen, kurz vorher gegen ihn grob zu sein; näm-5
lich auf die Sontags Einladung ohne weitere Grund-Angabe nicht
zu kommen. Gleichwohl wurd' ich während meiner Reise noch 2 mal
invitiert. --

[331] Nun leben Sie wohl, mein Alter! Gott sende mir bald Ihre Ant-
worten. Ach die Korrespondenz ist ohnehin bald geschlossen; denn was10
sind Billets?

J. [Siegel] P.

Frau und Kinder sind alle gesund und auch der 5te Treffer, ich.

472. An Buchhändler Frommann in Jena.
[Kopie]15

-- hätt' ich soviel Zeit zu verlieren als Vergnügen zu gewin-
nen --

473. An Julie von Krüdener.
[Kopie]

Sie [flogen] in einer so grossen Nähe vor mir vorüber als die20
Nachtigall vor einem Schlafenden, aber dießmal hatte die Nachtigall
die Schuld. -- Valerie führt die Höfe zu einem moralischen Gesund-
brunnen. Frankreich ist ein kranker Hof und die Quelle, wozu Sie
führten, springt eben so glänzend als heilsam. Ihre Heldin, deren
Aehnlichkeiten Ihre Freunde leichter errathen als Ihre Leser. Gustavs25
Tod ist ein Sonnenuntergang und in französischer Sprache ist noch
niemand so schön gestorben. -- Der russische Alexander unterscheidet
sich von dem mazedonischen dadurch, daß er die Freiheit nur gibt, nicht
nimmt, indeß Frankreich nach allen Eroberungen nichts wird als eine
korsische. Ihr Alexander unterscheidet sich von dem edeln Fürsten nur30
darin, daß er fortfährt, und möge dieser Unterschied immer größer
werden und länger dauern. -- Mögen die Wolken des Lebens so leicht
über Sie wegschweben als es die des Himmels thun.

Ein Nürnberger wollte mich und die Meinigen nach Nürnberg be-
reden. — Ich möchte wiſſen wo ich ſonſt meinen Verſtand hatte,
daß ich mich ſtets an Einen Ort feſtpichte. Jetzt nagelt einen Ge-
päck und Familie ohnehin überall an. — Der Hof iſt in Saalfeld;
ich hatte das Vergnügen, kurz vorher gegen ihn grob zu ſein; näm-5
lich auf die Sontags Einladung ohne weitere Grund-Angabe nicht
zu kommen. Gleichwohl wurd’ ich während meiner Reiſe noch 2 mal
invitiert. —

[331] Nun leben Sie wohl, mein Alter! Gott ſende mir bald Ihre Ant-
worten. Ach die Korreſpondenz iſt ohnehin bald geſchloſſen; denn was10
ſind Billets?

J. [Siegel] P.

Frau und Kinder ſind alle geſund und auch der 5te Treffer, ich.

472. An Buchhändler Frommann in Jena.
[Kopie]15

— hätt’ ich ſoviel Zeit zu verlieren als Vergnügen zu gewin-
nen —

473. An Julie von Krüdener.
[Kopie]

Sie [flogen] in einer ſo groſſen Nähe vor mir vorüber als die20
Nachtigall vor einem Schlafenden, aber dießmal hatte die Nachtigall
die Schuld. — Valerie führt die Höfe zu einem moraliſchen Geſund-
brunnen. Frankreich iſt ein kranker Hof und die Quelle, wozu Sie
führten, ſpringt eben ſo glänzend als heilſam. Ihre Heldin, deren
Aehnlichkeiten Ihre Freunde leichter errathen als Ihre Leſer. Guſtavs25
Tod iſt ein Sonnenuntergang und in franzöſiſcher Sprache iſt noch
niemand ſo ſchön geſtorben. — Der ruſſiſche Alexander unterſcheidet
ſich von dem mazedoniſchen dadurch, daß er die Freiheit nur gibt, nicht
nimmt, indeß Frankreich nach allen Eroberungen nichts wird als eine
korſiſche. Ihr Alexander unterſcheidet ſich von dem edeln Fürſten nur30
darin, daß er fortfährt, und möge dieſer Unterſchied immer größer
werden und länger dauern. — Mögen die Wolken des Lebens ſo leicht
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[298/0310] Ein Nürnberger wollte mich und die Meinigen nach Nürnberg be- reden. — Ich möchte wiſſen wo ich ſonſt meinen Verſtand hatte, daß ich mich ſtets an Einen Ort feſtpichte. Jetzt nagelt einen Ge- päck und Familie ohnehin überall an. — Der Hof iſt in Saalfeld; ich hatte das Vergnügen, kurz vorher gegen ihn grob zu ſein; näm- 5 lich auf die Sontags Einladung ohne weitere Grund-Angabe nicht zu kommen. Gleichwohl wurd’ ich während meiner Reiſe noch 2 mal invitiert. — Nun leben Sie wohl, mein Alter! Gott ſende mir bald Ihre Ant- worten. Ach die Korreſpondenz iſt ohnehin bald geſchloſſen; denn was 10 ſind Billets? [331] J. [Siegel] P. Frau und Kinder ſind alle geſund und auch der 5te Treffer, ich. 472. An Buchhändler Frommann in Jena. [Koburg, 7. Juni 1804] 15 — hätt’ ich ſoviel Zeit zu verlieren als Vergnügen zu gewin- nen — 473. An Julie von Krüdener. [Koburg, 7. Juni 1804] Sie [flogen] in einer ſo groſſen Nähe vor mir vorüber als die 20 Nachtigall vor einem Schlafenden, aber dießmal hatte die Nachtigall die Schuld. — Valerie führt die Höfe zu einem moraliſchen Geſund- brunnen. Frankreich iſt ein kranker Hof und die Quelle, wozu Sie führten, ſpringt eben ſo glänzend als heilſam. Ihre Heldin, deren Aehnlichkeiten Ihre Freunde leichter errathen als Ihre Leſer. Guſtavs 25 Tod iſt ein Sonnenuntergang und in franzöſiſcher Sprache iſt noch niemand ſo ſchön geſtorben. — Der ruſſiſche Alexander unterſcheidet ſich von dem mazedoniſchen dadurch, daß er die Freiheit nur gibt, nicht nimmt, indeß Frankreich nach allen Eroberungen nichts wird als eine korſiſche. Ihr Alexander unterſcheidet ſich von dem edeln Fürſten nur 30 darin, daß er fortfährt, und möge dieſer Unterſchied immer größer werden und länger dauern. — Mögen die Wolken des Lebens ſo leicht über Sie wegſchweben als es die des Himmels thun.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/310>, abgerufen am 22.11.2024.