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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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einen andern? -- zu schreiben verhoffe. Einmal mus doch nicht mehr
beantwortet werden; sonst gäb' es ein ewiges Echo des Echo. Auch
ist es leichter, eine Antwort zu geben als zu veranlassen brieflich. --

Doch sol heute Ihr Brief und dessen beiliegende Kopie von C.
hier vor mir liegen, damit ich beantworte.5

Thieriot -- -- Seine und Ihre Briefe ... es ist Herzens-Wollust,
den Jüngling und Man so scharf und schön neben einander zu finden,
so harmonisch ohne Ein-Klang. Auch lieb' ich Th. am meisten wenn
er an Sie schreibt. Es ist die Frage, ob Sie nicht das originelste Leben
-- und folglich Herz -- führen, das je erwärmet hat; ich meine, ein10
blosses lauteres Leben der Liebe, so extensiv, als sagten Sie den 4 etc.
Welttheilen Höflichkeiten, so intensiv, als hätten Sie Kinder und
Frau. Bedenken Sie, daß Sie recht glüklich sind; und Gott erhalte[307]
Ihnen -- welche Liebe Ihnen auch vergehe -- nur Ihre. Wer lieben
kan, braucht nichts, im Nothfal, kaum einen Menschen, denn der15
verhülte Geber der Liebe bleibt ihm doch. -- Aber für den guten
Thier[i]ot wünsch' ich Ihr ernstes Wort. Die Gebrüder Gugel -- von
ihm an mich empfohlne grosse Waldhornisten -- sagten mir, daß er
in München durch sein Betragen sehr misfallen, 1) daß er erst nach
3 Wochen zu den Musizis gegangen, da doch da grosse sind, 2) daß20
er sie alle zu leicht behandelt und beleidigt, da doch München wegen
grosser berühmt ist und ein grosser Violinist doch einen elenden achten
mus, der ein grosser Hornist oder des etwas ist, 3) daß er das Publikum
gerade so falsch behandelte als ich ihm hier vorwarf. Er kündigte
nämlich im Museum an, daß er die Spiele verschiedener Meister25
geben wolte -- welches a) eine kleine Unbescheidenheit war, sich als
einen Chrestomathen von Meistern zu geben, folglich als deren Über-
Seher, b) eine Verrechnung beim Publikum, das nun die ältere
Viottische Manier und die neuern hören muste -- als blosse Studien --,
indes dasselbe weder die Originale dieser Kopien kent noch an den30
Kopien [sich] erfreuen kan und wil -- es wil reine dilettantische Lust.
Wer wird Geigern geigen? Man sol ungemein unzufrieden mit seinen
Worten und Wahlen gewesen sein. Jene musikalischen Studien und
Akademien könt' er ja geben, wenn er fixiert wäre als Direktor für
1 Publikum. Am Ende wird ers noch hier; denn in Wien wird er mit35
seinem Verachten und Verstehen noch schlimmer fahren. -- Überhaupt
warum sezt er denn überal das Minimum der Musik voraus, und in

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einen andern? — zu ſchreiben verhoffe. Einmal mus doch nicht mehr
beantwortet werden; ſonſt gäb’ es ein ewiges Echo des Echo. Auch
iſt es leichter, eine Antwort zu geben als zu veranlaſſen brieflich. —

Doch ſol heute Ihr Brief und deſſen beiliegende Kopie von C.
hier vor mir liegen, damit ich beantworte.5

Thieriot — — Seine und Ihre Briefe ... es iſt Herzens-Wolluſt,
den Jüngling und Man ſo ſcharf und ſchön neben einander zu finden,
ſo harmoniſch ohne Ein-Klang. Auch lieb’ ich Th. am meiſten wenn
er an Sie ſchreibt. Es iſt die Frage, ob Sie nicht das originelſte Leben
— und folglich Herz — führen, das je erwärmet hat; ich meine, ein10
bloſſes lauteres Leben der Liebe, ſo extenſiv, als ſagten Sie den 4 ꝛc.
Welttheilen Höflichkeiten, ſo intenſiv, als hätten Sie Kinder und
Frau. Bedenken Sie, daß Sie recht glüklich ſind; und Gott erhalte[307]
Ihnen — welche Liebe Ihnen auch vergehe — nur Ihre. Wer lieben
kan, braucht nichts, im Nothfal, kaum einen Menſchen, denn der15
verhülte Geber der Liebe bleibt ihm doch. — Aber für den guten
Thier[i]ot wünſch’ ich Ihr ernſtes Wort. Die Gebrüder Gugel — von
ihm an mich empfohlne groſſe Waldhorniſten — ſagten mir, daß er
in München durch ſein Betragen ſehr misfallen, 1) daß er erſt nach
3 Wochen zu den Muſizis gegangen, da doch da groſſe ſind, 2) daß20
er ſie alle zu leicht behandelt und beleidigt, da doch München wegen
groſſer berühmt iſt und ein groſſer Violiniſt doch einen elenden achten
mus, der ein groſſer Horniſt oder des etwas iſt, 3) daß er das Publikum
gerade ſo falſch behandelte als ich ihm hier vorwarf. Er kündigte
nämlich im Muſeum an, daß er die Spiele verſchiedener Meiſter25
geben wolte — welches a) eine kleine Unbeſcheidenheit war, ſich als
einen Chreſtomathen von Meiſtern zu geben, folglich als deren Über-
Seher, b) eine Verrechnung beim Publikum, das nun die ältere
Viottiſche Manier und die neuern hören muſte — als bloſſe Studien —,
indes daſſelbe weder die Originale dieſer Kopien kent noch an den30
Kopien [ſich] erfreuen kan und wil — es wil reine dilettantiſche Luſt.
Wer wird Geigern geigen? Man ſol ungemein unzufrieden mit ſeinen
Worten und Wahlen geweſen ſein. Jene muſikaliſchen Studien und
Akademien könt’ er ja geben, wenn er fixiert wäre als Direktor für
1 Publikum. Am Ende wird ers noch hier; denn in Wien wird er mit35
ſeinem Verachten und Verſtehen noch ſchlimmer fahren. — Überhaupt
warum ſezt er denn überal das Minimum der Muſik voraus, und in

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[275/0287] einen andern? — zu ſchreiben verhoffe. Einmal mus doch nicht mehr beantwortet werden; ſonſt gäb’ es ein ewiges Echo des Echo. Auch iſt es leichter, eine Antwort zu geben als zu veranlaſſen brieflich. — Doch ſol heute Ihr Brief und deſſen beiliegende Kopie von C. hier vor mir liegen, damit ich beantworte. 5 Thieriot — — Seine und Ihre Briefe ... es iſt Herzens-Wolluſt, den Jüngling und Man ſo ſcharf und ſchön neben einander zu finden, ſo harmoniſch ohne Ein-Klang. Auch lieb’ ich Th. am meiſten wenn er an Sie ſchreibt. Es iſt die Frage, ob Sie nicht das originelſte Leben — und folglich Herz — führen, das je erwärmet hat; ich meine, ein 10 bloſſes lauteres Leben der Liebe, ſo extenſiv, als ſagten Sie den 4 ꝛc. Welttheilen Höflichkeiten, ſo intenſiv, als hätten Sie Kinder und Frau. Bedenken Sie, daß Sie recht glüklich ſind; und Gott erhalte Ihnen — welche Liebe Ihnen auch vergehe — nur Ihre. Wer lieben kan, braucht nichts, im Nothfal, kaum einen Menſchen, denn der 15 verhülte Geber der Liebe bleibt ihm doch. — Aber für den guten Thier[i]ot wünſch’ ich Ihr ernſtes Wort. Die Gebrüder Gugel — von ihm an mich empfohlne groſſe Waldhorniſten — ſagten mir, daß er in München durch ſein Betragen ſehr misfallen, 1) daß er erſt nach 3 Wochen zu den Muſizis gegangen, da doch da groſſe ſind, 2) daß 20 er ſie alle zu leicht behandelt und beleidigt, da doch München wegen groſſer berühmt iſt und ein groſſer Violiniſt doch einen elenden achten mus, der ein groſſer Horniſt oder des etwas iſt, 3) daß er das Publikum gerade ſo falſch behandelte als ich ihm hier vorwarf. Er kündigte nämlich im Muſeum an, daß er die Spiele verſchiedener Meiſter 25 geben wolte — welches a) eine kleine Unbeſcheidenheit war, ſich als einen Chreſtomathen von Meiſtern zu geben, folglich als deren Über- Seher, b) eine Verrechnung beim Publikum, das nun die ältere Viottiſche Manier und die neuern hören muſte — als bloſſe Studien —, indes daſſelbe weder die Originale dieſer Kopien kent noch an den 30 Kopien [ſich] erfreuen kan und wil — es wil reine dilettantiſche Luſt. Wer wird Geigern geigen? Man ſol ungemein unzufrieden mit ſeinen Worten und Wahlen geweſen ſein. Jene muſikaliſchen Studien und Akademien könt’ er ja geben, wenn er fixiert wäre als Direktor für 1 Publikum. Am Ende wird ers noch hier; denn in Wien wird er mit 35 ſeinem Verachten und Verſtehen noch ſchlimmer fahren. — Überhaupt warum ſezt er denn überal das Minimum der Muſik voraus, und in [307] 18*

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/287>, abgerufen am 24.11.2024.