Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.alles Verborgne und Ofne. Ferner b) hab' ich den Cottaischen Brief -- Cotta hielt Wort -- d. 17. v. Doppelm[aier] -- als Dorpats Korrespondent reisend -- bleibt alles Verborgne und Ofne. Ferner b) hab’ ich den Cottaischen Brief — Cotta hielt Wort — d. 17. v. Doppelm[aier] — als Dorpats Korreſpondent reiſend — bleibt <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0270" n="258"/> alles Verborgne und Ofne. Ferner <hi rendition="#aq">b)</hi> hab’ ich den <hi rendition="#aq">Cottaischen</hi> Brief<lb/> — nicht Lebens- aber Sterbens halber —, der das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Sept</hi>-leva</hi> der<lb/><hi rendition="#aq">Ld’or</hi> beſtimt, zwar nach allem Suchen in allen Rechts- und Ord-<lb/> nungs-Winkeln und Brief-Käſtgen unter dem Kanap<hi rendition="#aq">é</hi>e nicht ge-<lb/> funden, aber in leztern ſpielend <hi rendition="#aq">Emma,</hi> die ihn darausgezogen. So<lb n="5"/> ſpielt das Geſchiks-Spiel! Daher werd’ ich jährlich abergläubiger,<lb/> z. B. an meine Definitiv-<hi rendition="#g">Zwei</hi> (die ſtets der 3 widerſteht); ſo hab ich<lb/> 2 Brüder verloren ꝛc. ſo hat die 3<hi rendition="#sup">te</hi> Schweſter kein Kind. — <hi rendition="#aq">Ernestine</hi><lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_288">[288]</ref></note>reiſete am Tage <hi rendition="#g">nach</hi> der Taufe ab (<hi rendition="#aq">Mahlman</hi> war ihr bis <hi rendition="#aq">Rudol-<lb/> stadt</hi> entgegengegangen) — ſo glüklich erlas ich den Tauftag; denn<lb n="10"/> ich bin gar nicht ohne Verſtand.</p><lb/> <p>— <hi rendition="#aq">Cotta</hi> hielt Wort —</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 17.</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#aq">v. Doppelm[aier]</hi> — als Dorpats Korreſpondent reiſend — bleibt<lb/> noch etwas hier. In nichts philoſophiſch tief — zu gefällig und lobend,<lb n="15"/> ſo daß er mir 〈uns〉 anfangs weniger gefiel als doch ſpäter — gut-<lb/> müthig und ſchwachlügend — noch ſchön ausſehend, ſo wie ſeine Frau<lb/> jezt jünger ausſieht. Sie hat hier viele Freundinnen und iſt eine<lb/> ſtarke meiner Werke. — Man ſtelt hier einen Braumeiſter aus dem<lb/> Bayreuth[iſchen] an, wohin er eben gegangen iſt nach Hefe. — Kan<lb n="20"/> man nicht in euerer Gegend eine götliche Magd kriegen auf Februar?<lb/><hi rendition="#aq">C.</hi> wil ſie blos unendlich reinlich, herlich waſchend, kochend, treu, un-<lb/> grob, und ich bin mit Jugend und Schönheit zufrieden. — Schreibe<lb/> mir etwas über <hi rendition="#aq">Liebman;</hi> denn nächſtens donner’ ich hinein. — Da<lb/> Steinwein der bloſſe Tiſchwein iſt und 28ger Hochheimer ja 28 Stein-<lb n="25"/> wein, und ſeltenſter franzöſiſcher Wein der Deſſert-Wein: ſo kanſt<lb/> du denken, daß <hi rendition="#aq">Thümmels</hi> Hierſein ſamt obigen mir gefallen mus. —<lb/> Vorigen Sontags um 9½ Uhr abends tanzt’ ich — wenn ein Schreiten<lb/> ſo zu nennen iſt — mit der Grosfürſtin eine Polonaiſe. Die gute<lb/> Bären-Führerin! — Doch denke dir mich hier nicht zu froh: ſondern<lb n="30"/> ich werde mir hier nur <hi rendition="#g">mehrere</hi> Jahre Bedenkzeit nehmen, um als<lb/> ein vernünftiger Man endlich einen lezten Ort zu wählen, den er ein<lb/> Paar Jahre hinter einander und nicht blos die erſten Wochen durch<lb/> lobt. — Max verſchönert ſich ungemein; auch <hi rendition="#aq">Emma,</hi> die Schönheit.<lb/> Getauft wurd’ er <hi rendition="#b">M</hi>(aximilian) <hi rendition="#b">e</hi>(rnſt) <hi rendition="#b">e</hi>(manuel) <hi rendition="#b">r</hi>(ichter). Alles<lb n="35"/> knoſpet vor Geſundheit, Mutter und Kinder. Lebe wohl. Schreibe<lb/> mir viel von dir und den Deinigen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0270]
alles Verborgne und Ofne. Ferner b) hab’ ich den Cottaischen Brief
— nicht Lebens- aber Sterbens halber —, der das Sept-leva der
Ld’or beſtimt, zwar nach allem Suchen in allen Rechts- und Ord-
nungs-Winkeln und Brief-Käſtgen unter dem Kanapée nicht ge-
funden, aber in leztern ſpielend Emma, die ihn darausgezogen. So 5
ſpielt das Geſchiks-Spiel! Daher werd’ ich jährlich abergläubiger,
z. B. an meine Definitiv-Zwei (die ſtets der 3 widerſteht); ſo hab ich
2 Brüder verloren ꝛc. ſo hat die 3te Schweſter kein Kind. — Ernestine
reiſete am Tage nach der Taufe ab (Mahlman war ihr bis Rudol-
stadt entgegengegangen) — ſo glüklich erlas ich den Tauftag; denn 10
ich bin gar nicht ohne Verſtand.
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— Cotta hielt Wort —
d. 17.
v. Doppelm[aier] — als Dorpats Korreſpondent reiſend — bleibt
noch etwas hier. In nichts philoſophiſch tief — zu gefällig und lobend, 15
ſo daß er mir 〈uns〉 anfangs weniger gefiel als doch ſpäter — gut-
müthig und ſchwachlügend — noch ſchön ausſehend, ſo wie ſeine Frau
jezt jünger ausſieht. Sie hat hier viele Freundinnen und iſt eine
ſtarke meiner Werke. — Man ſtelt hier einen Braumeiſter aus dem
Bayreuth[iſchen] an, wohin er eben gegangen iſt nach Hefe. — Kan 20
man nicht in euerer Gegend eine götliche Magd kriegen auf Februar?
C. wil ſie blos unendlich reinlich, herlich waſchend, kochend, treu, un-
grob, und ich bin mit Jugend und Schönheit zufrieden. — Schreibe
mir etwas über Liebman; denn nächſtens donner’ ich hinein. — Da
Steinwein der bloſſe Tiſchwein iſt und 28ger Hochheimer ja 28 Stein- 25
wein, und ſeltenſter franzöſiſcher Wein der Deſſert-Wein: ſo kanſt
du denken, daß Thümmels Hierſein ſamt obigen mir gefallen mus. —
Vorigen Sontags um 9½ Uhr abends tanzt’ ich — wenn ein Schreiten
ſo zu nennen iſt — mit der Grosfürſtin eine Polonaiſe. Die gute
Bären-Führerin! — Doch denke dir mich hier nicht zu froh: ſondern 30
ich werde mir hier nur mehrere Jahre Bedenkzeit nehmen, um als
ein vernünftiger Man endlich einen lezten Ort zu wählen, den er ein
Paar Jahre hinter einander und nicht blos die erſten Wochen durch
lobt. — Max verſchönert ſich ungemein; auch Emma, die Schönheit.
Getauft wurd’ er M(aximilian) e(rnſt) e(manuel) r(ichter). Alles 35
knoſpet vor Geſundheit, Mutter und Kinder. Lebe wohl. Schreibe
mir viel von dir und den Deinigen.
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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