Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.Ernestine ist freudig über das Brief- und Rokblat. Ich glaube, Abends 4 Uhr. Ich fragte eben -- ich as bei Kr[etschman] -- auf der Post nach v. Doppelmaier und Frau sind hier. An Otto wil ich davon Was macht die gute Renate? Diese einzige in Hof haben mir die20 [gestrichen: NB. Zu Otto sagen Sie am 9ten, wenn ers gar Jezt noch einige Antworten auf die Ihre. Freund! Ein 2tes, 8tes, 100tes Kind ist nie ein 1tes, obwohl ein Ernestine iſt freudig über das Brief- und Rokblat. Ich glaube, Abends 4 Uhr. Ich fragte eben — ich as bei Kr[etschman] — auf der Poſt nach v. Doppelmaier und Frau ſind hier. An Otto wil ich davon Was macht die gute Renate? Dieſe einzige in Hof haben mir die20 [gestrichen: NB. Zu Otto ſagen Sie am 9ten, wenn ers gar Jezt noch einige Antworten auf die Ihre. Freund! Ein 2tes, 8tes, 100tes Kind iſt nie ein 1tes, obwohl ein <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0268" n="256"/> <p><hi rendition="#aq">Ernestine</hi> iſt freudig über das Brief- und Rokblat. Ich glaube,<lb/> Sie ſind der einzige, der einem erzwungnen Anlehen (denn die Freund-<lb/> ſchaft zwingt mehr als Gewalt) noch Geſchenke beifügt; aber bei Ihnen<lb/> iſt alles ungezwungen; und bei Gott! wenn ich Sie nicht ſo ſehr liebte<lb/> und achtete, ſo würden mich meine Verbindlichkeiten gegen Sie ein-<lb n="5"/> engen.</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Abends 4 Uhr.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich fragte eben — ich as bei <hi rendition="#aq">Kr[etschman]</hi> — auf der Poſt nach<lb/> dem ſchnelſten Tag des Empfangs; Dienſtags (den 6<hi rendition="#sup">ten</hi>) iſts — <hi rendition="#g">alſo<lb/> da wird getauft. Bei meiner Ehre!</hi> Komt der Brief zu ſpät,<lb n="10"/> ſo bleibt dieſe und mein Wille. Ich würde gern und gerner den 9<hi rendition="#sup">ten</hi><lb/> wählen, wär’ ich des Daſeins der 2 Arme, die den Wurm halten,<lb/><hi rendition="#aq">E.</hi>’s, noch ſo lange ſicher.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">v. Doppelmaier</hi> und Frau ſind hier. An <hi rendition="#aq">Otto</hi> wil ich davon<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_286">[286]</ref></note>ſchreiben. — <hi rendition="#aq">Ernestine</hi> laſſ’ ich bis <hi rendition="#aq">Rudolstadt</hi> fahren, wovon ſie<lb n="15"/> <hi rendition="#aq">M[ahlman]</hi> abholt; entweder ich gehe mit oder <hi rendition="#aq">Halter,</hi> der Flegel-<lb/> Kopiſt; ein herlicher Menſch. — Die gute <hi rendition="#aq">Schwendler</hi> hatte das<lb/> Glük, ihren Vater zu verlieren; und alſo 20,000 rtl. nicht; was ihr<lb/> zu gönnen, da ſie mehr braucht als liebt.</p><lb/> <p>Was macht die gute Renate? Dieſe einzige in <hi rendition="#aq">Hof</hi> haben mir die<lb n="20"/> Städte und die Zeit nicht vernichtet (doch auch die <hi rendition="#aq">Liebman,</hi> die<lb/><hi rendition="#aq">Köhler’s Lene</hi> nicht ganz); ſo liebt der Menſch zurük in jene Zeit,<lb/> wo ſein Inneres geboren wurde, ſo wie in den Geburtsort ſeines<lb/> Äuſſern. — Sie ſei innig von mir gegrüſſet und brauche kein Bedauern.<lb/> O Gott, wenn ſich Völker verändern, warum nicht ein Menſch unter<lb n="25"/> einem Volk? Daher vergebe man jedem, den Beſten ausgenommen.</p><lb/> <p>[<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">gestrichen:</hi> NB.</hi> Zu Otto ſagen Sie am 9<hi rendition="#sup">ten</hi>, wenn ers gar<lb/> nicht denkt: „noch eine Geſundheit! Ihre! So wil der Koburger; und<lb/> „ſchriebs bei Gott!“ — Ich bitte Sie, ſchwach zu ſchwören.] <hi rendition="#aq">Vid.</hi><lb/> Beilage O.<lb n="30"/> </p> <p>Jezt noch einige Antworten auf die Ihre.</p><lb/> <p>Freund! Ein 2<hi rendition="#sup">tes</hi>, 8<hi rendition="#sup">tes</hi>, 100<hi rendition="#sup">tes</hi> Kind iſt nie ein 1<hi rendition="#sup">tes</hi>, obwohl ein<lb/> 2<hi rendition="#sup">tes</hi> ein 8<hi rendition="#sup">tes</hi> oder 100<hi rendition="#sup">tes</hi> ſein könte. Die Hauptſache iſt die häsliche<lb/> Wagſchaft der Mutter. Mich hat die gegenwärtige ein Paar Nächte<lb/> gekoſtet, weil ich da den Leichtſin der Schwangerſchaft überlegte. Doch<lb n="35"/> begehrt man ein <hi rendition="#g">anderes</hi> Geſchlecht; und jezt iſt mir einerlei, was<lb/> komt; denn nichts Neues iſt mehr zu haben. <hi rendition="#aq">C.</hi> liebt Maxen fürchter-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [256/0268]
Ernestine iſt freudig über das Brief- und Rokblat. Ich glaube,
Sie ſind der einzige, der einem erzwungnen Anlehen (denn die Freund-
ſchaft zwingt mehr als Gewalt) noch Geſchenke beifügt; aber bei Ihnen
iſt alles ungezwungen; und bei Gott! wenn ich Sie nicht ſo ſehr liebte
und achtete, ſo würden mich meine Verbindlichkeiten gegen Sie ein- 5
engen.
Abends 4 Uhr.
Ich fragte eben — ich as bei Kr[etschman] — auf der Poſt nach
dem ſchnelſten Tag des Empfangs; Dienſtags (den 6ten) iſts — alſo
da wird getauft. Bei meiner Ehre! Komt der Brief zu ſpät, 10
ſo bleibt dieſe und mein Wille. Ich würde gern und gerner den 9ten
wählen, wär’ ich des Daſeins der 2 Arme, die den Wurm halten,
E.’s, noch ſo lange ſicher.
v. Doppelmaier und Frau ſind hier. An Otto wil ich davon
ſchreiben. — Ernestine laſſ’ ich bis Rudolstadt fahren, wovon ſie 15
M[ahlman] abholt; entweder ich gehe mit oder Halter, der Flegel-
Kopiſt; ein herlicher Menſch. — Die gute Schwendler hatte das
Glük, ihren Vater zu verlieren; und alſo 20,000 rtl. nicht; was ihr
zu gönnen, da ſie mehr braucht als liebt.
[286]
Was macht die gute Renate? Dieſe einzige in Hof haben mir die 20
Städte und die Zeit nicht vernichtet (doch auch die Liebman, die
Köhler’s Lene nicht ganz); ſo liebt der Menſch zurük in jene Zeit,
wo ſein Inneres geboren wurde, ſo wie in den Geburtsort ſeines
Äuſſern. — Sie ſei innig von mir gegrüſſet und brauche kein Bedauern.
O Gott, wenn ſich Völker verändern, warum nicht ein Menſch unter 25
einem Volk? Daher vergebe man jedem, den Beſten ausgenommen.
[gestrichen: NB. Zu Otto ſagen Sie am 9ten, wenn ers gar
nicht denkt: „noch eine Geſundheit! Ihre! So wil der Koburger; und
„ſchriebs bei Gott!“ — Ich bitte Sie, ſchwach zu ſchwören.] Vid.
Beilage O. 30
Jezt noch einige Antworten auf die Ihre.
Freund! Ein 2tes, 8tes, 100tes Kind iſt nie ein 1tes, obwohl ein
2tes ein 8tes oder 100tes ſein könte. Die Hauptſache iſt die häsliche
Wagſchaft der Mutter. Mich hat die gegenwärtige ein Paar Nächte
gekoſtet, weil ich da den Leichtſin der Schwangerſchaft überlegte. Doch 35
begehrt man ein anderes Geſchlecht; und jezt iſt mir einerlei, was
komt; denn nichts Neues iſt mehr zu haben. C. liebt Maxen fürchter-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |