-- ob günstige Sterne für diesen helleuchtenden am Himmel stehen -- schöne Augen- und Lippenpaar -- himmelgraue Wetter.
28. An Karoline Mayer.5
[Berlin, etwa 14. Nov. (Freitag) 1800]
Gute! du bist doch glüklich? "Gieb mir lange keinen solchen Abend wieder?" -- Diese Stelle sol hoff ich das Umgekehrte heissen. -- Am Sontage seh ich dich vielleicht. Die Posten laufen ja während dieser Zeit hin und her. Man könte sogar, wenn der Himmel sein blaues Auge10 aufthut, etwas für den Thiergarten zusammenordnen. -- Der Wille des Vaters ist meiner. -- Lebe wohl und liebe dich und mich! Unendlich seelig war ich gestern, nachdem ichs anfangs nur endlich gewesen war.
29. An Böttiger.
Berlin. d. 15 Nov. 1800.15
Lieber Freund! Ich mache mir durch dieses Billet die Freude der Täu-[23] schung, als wohnt' ich nur Gassenweit von Ihnen. Zu schreiben hab' ich nichts. Der Barleben'sche Brief läuft jezt zum zweitenmal nach Weimar. Barleben wünscht, daß sein Aufsaz über die Gärten ins Modejournal komme und der andere in den Merkur -- ohne Honorar.20 -- Mir fehlet hier nichts als Zeit zur Arbeit und zur Freude. Leben Sie wohl unter Ihren langen Musik-Pulten! -- Grüssen Sie Ihre Gattin. --
Richter
30. An Karoline von Feuchtersleben
[Kopie][Berlin, 15. Nov. 1800]25
Die Entfernung des Raums ist mir fast eine der Zeit geworden. Wie weit ist der Frühling rükwärts gerollet, wie viel Abendwolken liegen obwohl purpurn darauf! Mein Leben geht sehr in die Visitten Runde. Menschen ziehen mich zu Menschen. Und da man hier auf einer Seelen-Aue geht: so kan man sich unter so vielartigen Herzen30 ja wohl die zusammenpflücken, die zu einem Strausse am eignen taugen. Dem Menschen geht oft ein Sturm hinterdrein und er mus alle Schritte wider Willen schneller machen.
2*
27. An Karoline Mayer?
[Kopie][Berlin, Mitte Nov. 1800]
— ob günſtige Sterne für dieſen helleuchtenden am Himmel ſtehen — ſchöne Augen- und Lippenpaar — himmelgraue Wetter.
28. An Karoline Mayer.5
[Berlin, etwa 14. Nov. (Freitag) 1800]
Gute! du biſt doch glüklich? „Gieb mir lange keinen ſolchen Abend wieder?“ — Dieſe Stelle ſol hoff ich das Umgekehrte heiſſen. — Am Sontage ſeh ich dich vielleicht. Die Poſten laufen ja während dieſer Zeit hin und her. Man könte ſogar, wenn der Himmel ſein blaues Auge10 aufthut, etwas für den Thiergarten zuſammenordnen. — Der Wille des Vaters iſt meiner. — Lebe wohl und liebe dich und mich! Unendlich ſeelig war ich geſtern, nachdem ichs anfangs nur endlich geweſen war.
29. An Böttiger.
Berlin. d. 15 Nov. 1800.15
Lieber Freund! Ich mache mir durch dieſes Billet die Freude der Täu-[23] ſchung, als wohnt’ ich nur Gaſſenweit von Ihnen. Zu ſchreiben hab’ ich nichts. Der Barleben’sche Brief läuft jezt zum zweitenmal nach Weimar. Barleben wünſcht, daß ſein Aufſaz über die Gärten ins Modejournal komme und der andere in den Merkur — ohne Honorar.20 — Mir fehlet hier nichts als Zeit zur Arbeit und zur Freude. Leben Sie wohl unter Ihren langen Muſik-Pulten! — Grüſſen Sie Ihre Gattin. —
Richter
30. An Karoline von Feuchtersleben
[Kopie][Berlin, 15. Nov. 1800]25
Die Entfernung des Raums iſt mir faſt eine der Zeit geworden. Wie weit iſt der Frühling rükwärts gerollet, wie viel Abendwolken liegen obwohl purpurn darauf! Mein Leben geht ſehr in die Viſitten Runde. Menſchen ziehen mich zu Menſchen. Und da man hier auf einer Seelen-Aue geht: ſo kan man ſich unter ſo vielartigen Herzen30 ja wohl die zuſammenpflücken, die zu einem Strauſſe am eignen taugen. Dem Menſchen geht oft ein Sturm hinterdrein und er mus alle Schritte wider Willen ſchneller machen.
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[19/0025]
27. An Karoline Mayer?
[Berlin, Mitte Nov. 1800]
— ob günſtige Sterne für dieſen helleuchtenden am Himmel ſtehen
— ſchöne Augen- und Lippenpaar — himmelgraue Wetter.
28. An Karoline Mayer. 5
[Berlin, etwa 14. Nov. (Freitag) 1800]
Gute! du biſt doch glüklich? „Gieb mir lange keinen ſolchen Abend
wieder?“ — Dieſe Stelle ſol hoff ich das Umgekehrte heiſſen. — Am
Sontage ſeh ich dich vielleicht. Die Poſten laufen ja während dieſer
Zeit hin und her. Man könte ſogar, wenn der Himmel ſein blaues Auge 10
aufthut, etwas für den Thiergarten zuſammenordnen. — Der Wille
des Vaters iſt meiner. — Lebe wohl und liebe dich und mich! Unendlich
ſeelig war ich geſtern, nachdem ichs anfangs nur endlich geweſen war.
29. An Böttiger.
Berlin. d. 15 Nov. 1800. 15
Lieber Freund! Ich mache mir durch dieſes Billet die Freude der Täu-
ſchung, als wohnt’ ich nur Gaſſenweit von Ihnen. Zu ſchreiben hab’ ich
nichts. Der Barleben’sche Brief läuft jezt zum zweitenmal nach
Weimar. Barleben wünſcht, daß ſein Aufſaz über die Gärten ins
Modejournal komme und der andere in den Merkur — ohne Honorar. 20
— Mir fehlet hier nichts als Zeit zur Arbeit und zur Freude. Leben Sie
wohl unter Ihren langen Muſik-Pulten! — Grüſſen Sie Ihre
Gattin. —
[23]Richter
30. An Karoline von Feuchtersleben
[Berlin, 15. Nov. 1800] 25
Die Entfernung des Raums iſt mir faſt eine der Zeit geworden.
Wie weit iſt der Frühling rükwärts gerollet, wie viel Abendwolken
liegen obwohl purpurn darauf! Mein Leben geht ſehr in die Viſitten
Runde. Menſchen ziehen mich zu Menſchen. Und da man hier auf
einer Seelen-Aue geht: ſo kan man ſich unter ſo vielartigen Herzen 30
ja wohl die zuſammenpflücken, die zu einem Strauſſe am eignen
taugen. Dem Menſchen geht oft ein Sturm hinterdrein und er mus
alle Schritte wider Willen ſchneller machen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/25>, abgerufen am 16.07.2024.
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