Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.384. An Christian Otto. Coburg d. 28. Jun. 1803.Es ist weiter nichts als daß ich auch einmal wieder auf Reisen In einem halben Jahre hast du mir 1 mal geschrieben.10 Über den Titan schreib' etwas. Meine Menschen-Verhältnisse sind hier die lieblichsten, nur zu lang R. 385. An Theodor Konrad von Kretschmann in Koburg.25 [Kopie][Koburg, 2. Juli 1803]Ihr liber tristium ist auch ein Buch der Seeligen und Verdamten -- 384. An Chriſtian Otto. Coburg d. 28. Jun. 1803.Es iſt weiter nichts als daß ich auch einmal wieder auf Reiſen In einem halben Jahre haſt du mir 1 mal geſchrieben.10 Über den Titan ſchreib’ etwas. Meine Menſchen-Verhältniſſe ſind hier die lieblichſten, nur zu lang R. 385. An Theodor Konrad von Kretſchmann in Koburg.25 [Kopie][Koburg, 2. Juli 1803]Ihr liber tristium iſt auch ein Buch der Seeligen und Verdamten — <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0234" n="226"/> <div type="letter" n="1"> <head>384. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <byline>Eilig.</byline> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Coburg</hi> d. 28. Jun. 1803.</hi> </dateline><lb/> <p>Es iſt weiter nichts als daß ich auch einmal wieder auf Reiſen<lb/> möchte und zwar nach <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> und <hi rendition="#aq">Wonsiedel.</hi> Schreibe mir daher,<lb/> wenn <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> zu Hauſe ſein wird; denn ich vermuthe aus ſeinem<lb n="5"/> Schweigen auf mein <hi rendition="#aq">Coburger</hi> Blätgen, daß er auch fliegt. In<lb/><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> bleib ich höchſtens 3½ Tage. Aber dan könten <hi rendition="#g">wir alle</hi><lb/> gemeinſchaftlich die groſſe Reiſe machen; eine frohere ſolt’ es nicht<lb/> gegeben haben.</p><lb/> <p>In einem halben Jahre haſt du mir 1 mal geſchrieben.<lb n="10"/> </p> <p>Über den Titan ſchreib’ etwas.</p><lb/> <p>Meine Menſchen-Verhältniſſe ſind hier die lieblichſten, nur zu lang<lb/> für die Feder. Ortlof aus Erlang, als Polizeidirektor, ein unendlich<lb/> gelehrter und doch philoſophiſch-poetiſcher Kopf und Schlegelit,<lb/> umſeſſen von der herlichſten Bibliothek. — Am meiſten <hi rendition="#g">ehr’</hi> ich,<lb n="15"/> <hi rendition="#g">acht</hi> ich den — <hi rendition="#aq">Kretschman,</hi> der mir die wichtigſten Papiere vor-<lb/> geleſen und der alle ſeine Briefe von und an [den] Herzog und ſein<lb/> ganzes Syſtem und alle Dokumente ꝛc. in 150 Bogen in 3 Monaten<lb/> drucken läſſet, zu deſſen Ausarbeitung ich ihn immer mehr anfeuere. —<lb/> Ich bin mitten im Arbeiten und habe keine Zeit zu ſeiner Schilderung.<lb n="20"/> — Bei ihm könteſt du, da ich mit ihm wie mit dir reden kan, leicht ein<lb/> Amt wählen, da er gerade Gelehrte zuerſt in ſtark penſionierte Ämter<lb/> ſtelt. — Leb wohl! Schreibe gleich.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>385. An <hi rendition="#g">Theodor Konrad von Kretſchmann in Koburg.</hi><lb n="25"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Koburg, 2. Juli 1803]</hi> </dateline><lb/> <p>Ihr <hi rendition="#aq">liber tristium</hi> iſt auch ein Buch der Seeligen und Verdamten —<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_254">[254]</ref></note>iſt die vertiefte Arbeit von der erhabnen Ihres thätigen Lebens. —<lb/> Dokument, das Sie ſo kalt wie ein Hofmarſchal präſentieren oder wie<lb/> einen Wechſelbrief der Wahrheit. — Laſſen Sie lieber errathen<lb n="30"/> als anſtoſſen. Ihre Rieſenſache habe nur Schleier — Sappier-<lb/> arbeiten unter dem Boden, den man befruchten wil — [des] Volks<lb/> ſchrekhaftes Auffahren über Neuerungen, weil es den Gang des<lb/> Staatswagens vor Staub nicht ſehen kan, der ihm gerade zuerſt auf<lb/> die Bruſt fält, und weil es gleichſam am weiteſten vom bewegenden<lb n="35"/> Hebel- und Zentralpunkt entfernt, auch jede Bewegung in gröſſern<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [226/0234]
384. An Chriſtian Otto.
Eilig.Coburg d. 28. Jun. 1803.
Es iſt weiter nichts als daß ich auch einmal wieder auf Reiſen
möchte und zwar nach Bayreuth und Wonsiedel. Schreibe mir daher,
wenn Emanuel zu Hauſe ſein wird; denn ich vermuthe aus ſeinem 5
Schweigen auf mein Coburger Blätgen, daß er auch fliegt. In
Bayreuth bleib ich höchſtens 3½ Tage. Aber dan könten wir alle
gemeinſchaftlich die groſſe Reiſe machen; eine frohere ſolt’ es nicht
gegeben haben.
In einem halben Jahre haſt du mir 1 mal geſchrieben. 10
Über den Titan ſchreib’ etwas.
Meine Menſchen-Verhältniſſe ſind hier die lieblichſten, nur zu lang
für die Feder. Ortlof aus Erlang, als Polizeidirektor, ein unendlich
gelehrter und doch philoſophiſch-poetiſcher Kopf und Schlegelit,
umſeſſen von der herlichſten Bibliothek. — Am meiſten ehr’ ich, 15
acht ich den — Kretschman, der mir die wichtigſten Papiere vor-
geleſen und der alle ſeine Briefe von und an [den] Herzog und ſein
ganzes Syſtem und alle Dokumente ꝛc. in 150 Bogen in 3 Monaten
drucken läſſet, zu deſſen Ausarbeitung ich ihn immer mehr anfeuere. —
Ich bin mitten im Arbeiten und habe keine Zeit zu ſeiner Schilderung. 20
— Bei ihm könteſt du, da ich mit ihm wie mit dir reden kan, leicht ein
Amt wählen, da er gerade Gelehrte zuerſt in ſtark penſionierte Ämter
ſtelt. — Leb wohl! Schreibe gleich.
R.
385. An Theodor Konrad von Kretſchmann in Koburg. 25
[Koburg, 2. Juli 1803]
Ihr liber tristium iſt auch ein Buch der Seeligen und Verdamten —
iſt die vertiefte Arbeit von der erhabnen Ihres thätigen Lebens. —
Dokument, das Sie ſo kalt wie ein Hofmarſchal präſentieren oder wie
einen Wechſelbrief der Wahrheit. — Laſſen Sie lieber errathen 30
als anſtoſſen. Ihre Rieſenſache habe nur Schleier — Sappier-
arbeiten unter dem Boden, den man befruchten wil — [des] Volks
ſchrekhaftes Auffahren über Neuerungen, weil es den Gang des
Staatswagens vor Staub nicht ſehen kan, der ihm gerade zuerſt auf
die Bruſt fält, und weil es gleichſam am weiteſten vom bewegenden 35
Hebel- und Zentralpunkt entfernt, auch jede Bewegung in gröſſern
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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