Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.Wir kamen glüklich hieher, ohne etwas zu versehren, weder uns noch Ihren Brief fanden wir hier. Wir hoffen, daß Sie früher kommen -- Ich wil dasmal wider meine Sitte den Brief abkürzen, damit Die verfluchte Revüe-Zeit quäält mich so lange bis sie vorbei ist,20 R. 380. An Cotta.25 [Kopie][Koburg, 16. Juni 1803]Hier haben Sie eine versilberte Nus mehr für Ihren Christbaum 381. An Thieriot in Leipzig. Coburg. d. 18. Jun. 1803.30Beinah' in derselben Zeit haben wir beide unsere Städte verlassen, *) Eine Fr. v. W. verschrie es ein wenig, um es selber auf 6 Jahre zu miethen. **) Was nicht wegzukrazen ist, komt von Emmas Abendessen, worauf C. das
Schreiben gelegt. Wir kamen glüklich hieher, ohne etwas zu verſehren, weder uns noch Ihren Brief fanden wir hier. Wir hoffen, daß Sie früher kommen — Ich wil dasmal wider meine Sitte den Brief abkürzen, damit Die verfluchte Revüe-Zeit quäält mich ſo lange bis ſie vorbei iſt,20 R. 380. An Cotta.25 [Kopie][Koburg, 16. Juni 1803]Hier haben Sie eine verſilberte Nus mehr für Ihren Chriſtbaum 381. An Thieriot in Leipzig. Coburg. d. 18. Jun. 1803.30Beinah’ in derſelben Zeit haben wir beide unſere Städte verlaſſen, *) Eine Fr. v. W. verſchrie es ein wenig, um es ſelber auf 6 Jahre zu miethen. **) Was nicht wegzukrazen iſt, komt von Emmas Abendeſſen, worauf C. das
Schreiben gelegt. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div> <pb facs="#f0230" n="223"/> <p>Wir kamen glüklich hieher, ohne etwas zu verſehren, weder uns noch<lb/> Taſſen, Geld ausgenommen. Das Logis iſt ganz das <hi rendition="#g">erwünſchte</hi><note place="foot" n="*)">Eine Fr. <hi rendition="#aq">v. W.</hi> verſchrie es ein wenig, um es ſelber auf 6 Jahre zu miethen.</note>,<lb/> was ich ſo lange ſuchte. <hi rendition="#aq">C.</hi> beſchreib’ es. Wird mir dieſe Olympus-<lb/> und Tempe-Gegend einmal alt und ſchlecht: ſo ſcharre man mich ein,<lb/> denn eine ſchönere find’ ich doch 60 Meilen weit nicht. Ich wil aber<note place="right"><ref target="1922_Bd4_250">[250]</ref></note><lb n="5"/> ſchon ſehen. Säuſak — wornach ich ſo viele Jahre hungerte —,<lb/> Schwanenkiele — das 25 <hi rendition="#aq">à</hi> 3 rtl. bei <hi rendition="#aq">Meusel,</hi> der durchaus <hi rendition="#g">alle</hi><lb/> Schreib-Materialien hat und abſteht —, 2 Wochenmärkte — herliche<lb/> Polizei —, wohlfeile Preiſe, <hi rendition="#aq">teste marita</hi> —, höfliche Leute —, der<lb/> wahrhaft philoſophiſche <hi rendition="#aq">Kretschman</hi> und <hi rendition="#aq">Forberg</hi> und <hi rendition="#aq">Gruner</hi> —<lb n="10"/> und ſehr ſchöne Geſichter können mich leicht für die Langweile ſchadlos<lb/> halten, die ich in <hi rendition="#aq">Meiningen</hi> hatte, und an die mich der recht von mir<lb/> geliebte und geſchäzte Herzog durch beiliegenden Zettel knüpfen wolte. —</p><lb/> <p>Ihren Brief fanden wir <hi rendition="#g">hier.</hi> Wir hoffen, daß Sie früher kommen<lb/> als wir, da wir erſt die ganze Nachbarſchaft zu bereiſen haben, ehe<lb n="15"/> wir daraus verreiſen, und ich auch zu arbeiten.</p><lb/> <p>— Ich wil dasmal wider meine Sitte den Brief abkürzen, damit<lb/> Sie nur begreifen, warum man auf Ihren und auf Ihr Fas ſo lange<lb/> geſchwiegen.</p><lb/> <p>Die verfluchte Revüe-Zeit quäält mich ſo lange bis ſie vorbei iſt,<lb n="20"/> <hi rendition="#aq">Otto’s</hi> wegen, der viel klagen wird, erſtlich ſchon mit Recht. — Er<lb/> ſol mir <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">gleich</hi></hi> ſchreiben. — <hi rendition="#aq">Emma</hi><note place="foot" n="**)">Was nicht wegzukrazen iſt, komt von <hi rendition="#aq">Emmas</hi> Abendeſſen, worauf <hi rendition="#aq">C.</hi> das<lb/> Schreiben gelegt.</note> grünt nicht mehr, ſondern<lb n="35"/> blüht. — Wie iſts mit <hi rendition="#aq">Thieriot?</hi> — Und jedem? — Gott ſegne den<lb/> Segner! —</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>380. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi><lb n="25"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Koburg, 16. Juni 1803]</hi> </dateline><lb/> <p>Hier haben Sie eine verſilberte Nus mehr für Ihren Chriſtbaum<lb/> des Almanachs. — Mit dem Schlag 1 September 〈Uhr〉.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>381. An <hi rendition="#g">Thieriot in Leipzig.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Coburg. d. 18. Jun.</hi> 1803.</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Beinah’ in derſelben Zeit haben wir beide unſere Städte verlaſſen,<lb/> nur mit umgekehrtem Tauſch-Gewin. Hieher wünſch’ ich Sie erſt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0230]
Wir kamen glüklich hieher, ohne etwas zu verſehren, weder uns noch
Taſſen, Geld ausgenommen. Das Logis iſt ganz das erwünſchte *),
was ich ſo lange ſuchte. C. beſchreib’ es. Wird mir dieſe Olympus-
und Tempe-Gegend einmal alt und ſchlecht: ſo ſcharre man mich ein,
denn eine ſchönere find’ ich doch 60 Meilen weit nicht. Ich wil aber 5
ſchon ſehen. Säuſak — wornach ich ſo viele Jahre hungerte —,
Schwanenkiele — das 25 à 3 rtl. bei Meusel, der durchaus alle
Schreib-Materialien hat und abſteht —, 2 Wochenmärkte — herliche
Polizei —, wohlfeile Preiſe, teste marita —, höfliche Leute —, der
wahrhaft philoſophiſche Kretschman und Forberg und Gruner — 10
und ſehr ſchöne Geſichter können mich leicht für die Langweile ſchadlos
halten, die ich in Meiningen hatte, und an die mich der recht von mir
geliebte und geſchäzte Herzog durch beiliegenden Zettel knüpfen wolte. —
[250]
Ihren Brief fanden wir hier. Wir hoffen, daß Sie früher kommen
als wir, da wir erſt die ganze Nachbarſchaft zu bereiſen haben, ehe 15
wir daraus verreiſen, und ich auch zu arbeiten.
— Ich wil dasmal wider meine Sitte den Brief abkürzen, damit
Sie nur begreifen, warum man auf Ihren und auf Ihr Fas ſo lange
geſchwiegen.
Die verfluchte Revüe-Zeit quäält mich ſo lange bis ſie vorbei iſt, 20
Otto’s wegen, der viel klagen wird, erſtlich ſchon mit Recht. — Er
ſol mir gleich ſchreiben. — Emma **) grünt nicht mehr, ſondern 35
blüht. — Wie iſts mit Thieriot? — Und jedem? — Gott ſegne den
Segner! —
R.
380. An Cotta. 25
[Koburg, 16. Juni 1803]
Hier haben Sie eine verſilberte Nus mehr für Ihren Chriſtbaum
des Almanachs. — Mit dem Schlag 1 September 〈Uhr〉.
381. An Thieriot in Leipzig.
Coburg. d. 18. Jun. 1803. 30
Beinah’ in derſelben Zeit haben wir beide unſere Städte verlaſſen,
nur mit umgekehrtem Tauſch-Gewin. Hieher wünſch’ ich Sie erſt
*) Eine Fr. v. W. verſchrie es ein wenig, um es ſelber auf 6 Jahre zu miethen.
**) Was nicht wegzukrazen iſt, komt von Emmas Abendeſſen, worauf C. das
Schreiben gelegt.
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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