lungen gegen und für die neue Parthei auftreten; denn jede Wage hat 2 Schaalen.
Meine Handschrift wird täglich verflucht schlechter, ich mags an- fangen wie ich wil.
6. Mai.5
Endlich an Ottilienstag gehts fort an dich. Ums Himmels Willen lasse die unerrathbaren Drukfehler korrigieren. Ich hätte so über alles gern dein Urtheil früh; aber diese Freude wird mir deine verschiebende Weise lang entziehen. Der Herzog sagt, der König sei den 1 Jun. in Hildburghausen. Möge dein Pfingstfest keine Ausgiessung des Adlers10 stat der h. Geists Taube stören. Lies oder schreib' doch bald! Ende künftiger Woche bin ich in Coburg. Leb wohl.
Jezt hab ich die hübsche Arbeit, dieselbe Sache zum 4ten mal an 4 Fürstinnen schreiben zu müssen.
366. An Herzogin Auguste von Koburg.15
Gnädigste Herzogin,
Vergeben Ihro Durchlaucht, daß ich mir einen so dicken Vorläufer wie der vierte Titan, vorausschicke, um wenigstens einige Tage früher mit dem Geiste in Ihrer Gegenwart zu sein als mit dem Körper. Da Sie meinen Sonnen-Untergängen so nachsichtig zusehen, wie Sie mich20 selber an einem schönen Abende versicherten: so wag' ich es mit einiger Entschuldigung, diesen Titan zu bringen, wo die Sonne öfter unter- als aufgeht, -- so wie im Leben selber, worin es so wohl für das Auge als für das Herz weit mehrere Abende als Morgen giebt.
[243] Mögen Sie dieses Zeichen meiner Verehrung, der Freude verzeihen,25 daß ich jene künftig ohne ein gedruktes aussprechen darf!
[Spaltenumbruch]Meiningen d. 6. Mai 1803. [Spaltenumbruch]
Ihro Durchlaucht Unterthänigster, Jean Paul Friedr. Richter.
367. An?30
[Kopie][Meiningen, Mai 1803]
Die Liebe des Herzogs beim Abschied, wie wenn im Dezember die Bäume blühen und doch der Abschied der Wärme etc. da ist. --
lungen gegen und für die neue Parthei auftreten; denn jede Wage hat 2 Schaalen.
Meine Handſchrift wird täglich verflucht ſchlechter, ich mags an- fangen wie ich wil.
6. Mai.5
Endlich an Ottilienstag gehts fort an dich. Ums Himmels Willen laſſe die unerrathbaren Drukfehler korrigieren. Ich hätte ſo über alles gern dein Urtheil früh; aber dieſe Freude wird mir deine verſchiebende Weiſe lang entziehen. Der Herzog ſagt, der König ſei den 1 Jun. in Hildburghausen. Möge dein Pfingſtfeſt keine Ausgieſſung des Adlers10 ſtat der h. Geiſts Taube ſtören. Lies oder ſchreib’ doch bald! Ende künftiger Woche bin ich in Coburg. Leb wohl.
Jezt hab ich die hübſche Arbeit, dieſelbe Sache zum 4ten mal an 4 Fürſtinnen ſchreiben zu müſſen.
366. An Herzogin Auguſte von Koburg.15
Gnädigſte Herzogin,
Vergeben Ihro Durchlaucht, daß ich mir einen ſo dicken Vorläufer wie der vierte Titan, vorausſchicke, um wenigſtens einige Tage früher mit dem Geiſte in Ihrer Gegenwart zu ſein als mit dem Körper. Da Sie meinen Sonnen-Untergängen ſo nachſichtig zuſehen, wie Sie mich20 ſelber an einem ſchönen Abende verſicherten: ſo wag’ ich es mit einiger Entſchuldigung, dieſen Titan zu bringen, wo die Sonne öfter unter- als aufgeht, — ſo wie im Leben ſelber, worin es ſo wohl für das Auge als für das Herz weit mehrere Abende als Morgen giebt.
[243] Mögen Sie dieſes Zeichen meiner Verehrung, der Freude verzeihen,25 daß ich jene künftig ohne ein gedruktes ausſprechen darf!
[Spaltenumbruch]Meiningen d. 6. Mai 1803. [Spaltenumbruch]
Ihro Durchlaucht Unterthänigſter, Jean Paul Friedr. Richter.
367. An?30
[Kopie][Meiningen, Mai 1803]
Die Liebe des Herzogs beim Abſchied, wie wenn im Dezember die Bäume blühen und doch der Abſchied der Wärme ꝛc. da iſt. —
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lungen gegen und für die neue Parthei auftreten; denn jede Wage
hat 2 Schaalen.
Meine Handſchrift wird täglich verflucht ſchlechter, ich mags an-
fangen wie ich wil.
6. Mai. 5
Endlich an Ottilienstag gehts fort an dich. Ums Himmels Willen
laſſe die unerrathbaren Drukfehler korrigieren. Ich hätte ſo über alles
gern dein Urtheil früh; aber dieſe Freude wird mir deine verſchiebende
Weiſe lang entziehen. Der Herzog ſagt, der König ſei den 1 Jun. in
Hildburghausen. Möge dein Pfingſtfeſt keine Ausgieſſung des Adlers 10
ſtat der h. Geiſts Taube ſtören. Lies oder ſchreib’ doch bald! Ende
künftiger Woche bin ich in Coburg. Leb wohl.
Jezt hab ich die hübſche Arbeit, dieſelbe Sache zum 4ten mal an
4 Fürſtinnen ſchreiben zu müſſen.
366. An Herzogin Auguſte von Koburg. 15
Gnädigſte Herzogin,
Vergeben Ihro Durchlaucht, daß ich mir einen ſo dicken Vorläufer
wie der vierte Titan, vorausſchicke, um wenigſtens einige Tage früher
mit dem Geiſte in Ihrer Gegenwart zu ſein als mit dem Körper. Da
Sie meinen Sonnen-Untergängen ſo nachſichtig zuſehen, wie Sie mich 20
ſelber an einem ſchönen Abende verſicherten: ſo wag’ ich es mit einiger
Entſchuldigung, dieſen Titan zu bringen, wo die Sonne öfter unter-
als aufgeht, — ſo wie im Leben ſelber, worin es ſo wohl für das Auge
als für das Herz weit mehrere Abende als Morgen giebt.
Mögen Sie dieſes Zeichen meiner Verehrung, der Freude verzeihen, 25
daß ich jene künftig ohne ein gedruktes ausſprechen darf!
[243]
Meiningen d. 6. Mai 1803.
Ihro Durchlaucht
Unterthänigſter,
Jean Paul Friedr. Richter.
367. An? 30
[Meiningen, Mai 1803]
Die Liebe des Herzogs beim Abſchied, wie wenn im Dezember
die Bäume blühen und doch der Abſchied der Wärme ꝛc. da iſt. —
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/225>, abgerufen am 16.02.2025.
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