Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.354. An Ahlefeldt. [230] M[einingen] d. 9. M[ärz] 1803.Mein Brüderlein! Ich höre nichts von dir, aber blos weil du Müller sol leben, denn seine Frau starb!10 Eine ganze Welt von artistischen etc. Neuigkeiten, die mir das Sage mir nur etwas Gescheutes d. h. Langes d. h. Breites von dir,15 Ich ziehe am 1ten Mai nach Coburg. Ich bin froh und fet, meine Emma auch, meine C. nur ersteres. Einmal wenigstens verhoff' ich noch nach Berlin unter dein Dach Lebewohl, Alter, aber schreibe früher nach Meiningen als nach R.25 Die Ex-Schlabrendorf ist jezt endlich in ihrem bürgerlichen Kreise 355. An Emanuel. M[einingen] d. 15. März 1803.30Gestern Mittags -- als ich eben 2 Gläser von der lezten Flasche 354. An Ahlefeldt. [230] M[einingen] d. 9. M[ärz] 1803.Mein Brüderlein! Ich höre nichts von dir, aber blos weil du Müller ſol leben, denn ſeine Frau ſtarb!10 Eine ganze Welt von artiſtiſchen ꝛc. Neuigkeiten, die mir das Sage mir nur etwas Geſcheutes d. h. Langes d. h. Breites von dir,15 Ich ziehe am 1ten Mai nach Coburg. Ich bin froh und fet, meine Emma auch, meine C. nur erſteres. Einmal wenigſtens verhoff’ ich noch nach Berlin unter dein Dach Lebewohl, Alter, aber ſchreibe früher nach Meiningen als nach R.25 Die Ex-Schlabrendorf iſt jezt endlich in ihrem bürgerlichen Kreiſe 355. An Emanuel. M[einingen] d. 15. März 1803.30Geſtern Mittags — als ich eben 2 Gläſer von der lezten Flaſche <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0214" n="207"/> <div type="letter" n="1"> <head>354. An <hi rendition="#g">Ahlefeldt.</hi> <note place="right"><ref target="1922_Bd4_230">[230]</ref></note></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">M[einingen]</hi> d. 9. M[ärz] 1803.</hi> </dateline><lb/> <p>Mein Brüderlein! Ich höre nichts von dir, aber blos weil du<lb/> nichts von mir höreſt. Ich bin dir die Antwort ſchuldig und du — wes-<lb/> wegen ich immer noch zögerte — die Nachricht über jenen Königs-<lb n="5"/> bergiſchen Kandidaten, deſſen Namen ich nicht einmal mehr weis.<lb/> Du haſt in deinen Glanz-Kreiſen zu viele Antworten zu geben, um<lb/> Fragen zu thun; — und leztere thuſt [du] wenigſtens nicht in <hi rendition="#g">fremdem</hi><lb/> Namen.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Müller</hi> ſol leben, denn ſeine Frau ſtarb!<lb n="10"/> </p> <p>Eine ganze Welt von artiſtiſchen ꝛc. Neuigkeiten, die mir das<lb/> Kauffartheiſchif der Zeitungen ſpät und ſchlecht zufährt, könteſt du<lb/> mir durch deine Brieftauben zufliegen laſſen, die aber lieber vielleicht<lb/> niſten als fliegen.</p><lb/> <p>Sage mir nur etwas Geſcheutes d. h. Langes d. h. Breites von dir,<lb n="15"/> deinen Ausgängen und Eingängen und Hofnungen und Flüchen.</p><lb/> <p>Ich ziehe am 1<hi rendition="#sup">ten</hi> Mai nach <hi rendition="#aq">Coburg.</hi></p><lb/> <p>Ich bin froh und fet, meine <hi rendition="#aq">Emma</hi> auch, meine <hi rendition="#aq">C.</hi> nur erſteres.</p><lb/> <p>Einmal wenigſtens verhoff’ ich noch nach <hi rendition="#aq">Berlin</hi> unter dein Dach<lb/> zu kommen. Die Vergangenheit ſol dan mit einem ganzen Frühling<lb n="20"/> auf dem Kopfe, blühend wiederkehren und uns anſehen und ich werde<lb/> zu dir nichts ſagen als: Habe Dank und nim eine Frau.</p><lb/> <p>Lebewohl, Alter, aber ſchreibe früher nach Meiningen als nach<lb/> Coburg.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> <lb n="25"/> </salute> </closer> <postscript> <p>Die <hi rendition="#aq">Ex-Schlabrendorf</hi> iſt jezt endlich in ihrem bürgerlichen Kreiſe<lb/> eingewohnt und dadurch glüklich und gedenkt deiner mit Liebe, was<lb/> du, hoff’ ich, auch thueſt.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>355. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">M[einingen]</hi> d. 15. März 1803.</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Geſtern Mittags — als ich eben 2 Gläſer von der <hi rendition="#g">lezten</hi> Flaſche<lb/> als Kur- und Esmittel trank (denn Nachmittags war ich längſt 〈vor<note place="right"><ref target="1922_Bd4_231">[231]</ref></note><lb/> 8 Tagen〉 ans Bamberger zu ſtarke Likörbier gebant und ſchlief darum<lb/> ſchlechter) — und als ich eben die Röſchlaubiſche Erregungstheorie<lb/> und von den Inzitamenten las — kam für 4 elende rtl. Fracht Ihr<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [207/0214]
354. An Ahlefeldt.
M[einingen] d. 9. M[ärz] 1803.
Mein Brüderlein! Ich höre nichts von dir, aber blos weil du
nichts von mir höreſt. Ich bin dir die Antwort ſchuldig und du — wes-
wegen ich immer noch zögerte — die Nachricht über jenen Königs- 5
bergiſchen Kandidaten, deſſen Namen ich nicht einmal mehr weis.
Du haſt in deinen Glanz-Kreiſen zu viele Antworten zu geben, um
Fragen zu thun; — und leztere thuſt [du] wenigſtens nicht in fremdem
Namen.
Müller ſol leben, denn ſeine Frau ſtarb! 10
Eine ganze Welt von artiſtiſchen ꝛc. Neuigkeiten, die mir das
Kauffartheiſchif der Zeitungen ſpät und ſchlecht zufährt, könteſt du
mir durch deine Brieftauben zufliegen laſſen, die aber lieber vielleicht
niſten als fliegen.
Sage mir nur etwas Geſcheutes d. h. Langes d. h. Breites von dir, 15
deinen Ausgängen und Eingängen und Hofnungen und Flüchen.
Ich ziehe am 1ten Mai nach Coburg.
Ich bin froh und fet, meine Emma auch, meine C. nur erſteres.
Einmal wenigſtens verhoff’ ich noch nach Berlin unter dein Dach
zu kommen. Die Vergangenheit ſol dan mit einem ganzen Frühling 20
auf dem Kopfe, blühend wiederkehren und uns anſehen und ich werde
zu dir nichts ſagen als: Habe Dank und nim eine Frau.
Lebewohl, Alter, aber ſchreibe früher nach Meiningen als nach
Coburg.
R. 25
Die Ex-Schlabrendorf iſt jezt endlich in ihrem bürgerlichen Kreiſe
eingewohnt und dadurch glüklich und gedenkt deiner mit Liebe, was
du, hoff’ ich, auch thueſt.
355. An Emanuel.
M[einingen] d. 15. März 1803. 30
Geſtern Mittags — als ich eben 2 Gläſer von der lezten Flaſche
als Kur- und Esmittel trank (denn Nachmittags war ich längſt 〈vor
8 Tagen〉 ans Bamberger zu ſtarke Likörbier gebant und ſchlief darum
ſchlechter) — und als ich eben die Röſchlaubiſche Erregungstheorie
und von den Inzitamenten las — kam für 4 elende rtl. Fracht Ihr 35
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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