Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.d. 15. Febr. Noch sind Ihre Antworten nicht aus Rudolstadt da, als wäre Die Millionen Dinge, die ich zu erzählen habe, sollen Sie in[226] Gute Nacht, mein Alter! -- Nur gerade das Bier an Meusel, Die Schlabrendorf grüsset Sie eben sehr. Ihr Brief gefiel ihr. d. 16 Febr. Eben kam Ihr neuester Brief. C. wird fortfahren. Ich grüsse Otto Noch 3 Wochen lang ich mit dem Bier nothdürftig. d. 15. Febr. Noch ſind Ihre Antworten nicht aus Rudolſtadt da, als wäre Die Millionen Dinge, die ich zu erzählen habe, ſollen Sie in[226] Gute Nacht, mein Alter! — Nur gerade das Bier an Meusel, Die Schlabrendorf grüſſet Sie eben ſehr. Ihr Brief gefiel ihr. d. 16 Febr. Eben kam Ihr neueſter Brief. C. wird fortfahren. Ich grüſſe Otto Noch 3 Wochen lang ich mit dem Bier nothdürftig. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0210" n="203"/> <div> <dateline> <hi rendition="#right">d. 15. Febr.</hi> </dateline><lb/> <p>Noch ſind Ihre Antworten nicht aus Rudolſtadt da, als wäre<lb/> lezteres — Bayreuth. So ſol denn dieſe laufen, Lieber. Ich hätte<lb/> gern eine Zeile Ihres Herzens geleſen — und ich hoffe, Sie antizipieren<lb/> Ihre eigne erſte Antwort und ſchreiben mir früher als ich etwas von<lb n="5"/> Ihnen bekomme aus — R. Machen Sie doch einmal — damit Sie<lb/> auch zeigen, daß Sie uneigennüzig ſein und Ihr Selbſt vergeſſen<lb/> können — Ihr Freundes Paar mit lezterem (dem Selbſte) bekanter,<lb/> mit Ihrer Geſundheit im Winter, mit Ihren Viſiten, F<hi rendition="#aq">ê</hi>ten, Freuden,<lb/> Re- und Evoluzionen und ſogar Ihren Hofnungen. Guter Emanuel,<lb n="10"/> aus demſelben Grunde, warum Sie die fremde Geſchichte mit Liebe<lb/> empfangen und fodern, mus ja Ihr Freund Ihre auch. Ihr Karakter<lb/> ſchwebt faſt ohne Geſchichte vor uns, der Geiſt entkörpert.</p><lb/> <p>Die Millionen Dinge, die ich zu erzählen habe, ſollen Sie in<note place="right"><ref target="1922_Bd4_226">[226]</ref></note><lb/><hi rendition="#aq">Koburg</hi> in Ihrer Stube hören; z. B. daß <hi rendition="#aq">Emma</hi> ſeit meiner 10tägigen<lb n="15"/> Abweſenheit zehnmal ſtärker geworden und ruhiger und daß alle<lb/> Prinzipien der Behandlung, Kaltwaſchen, Liegenlaſſen u. ſ. w. götlich<lb/> geſiegt. Das zarte Weſen iſt nun ein ſtarkes, durch Regeln. Ich tanze<lb/> ſehr mit ihm in der Stube, nur hab’ ich die Tänzerin nicht im ſondern<lb/> aufm Arm. — Hier giebts keine Neuigkeiten als die meiner Bruſt;<lb n="20"/> und dieſe laſſ’ ich meiſt zu Oſtern verlegen für Spot-Geld. Sagen<lb/> Sie mir doch einmal ſcharf und rein Ihre <hi rendition="#g">Gefühle</hi> bei dem Titan;<lb/> — ich ſage nicht <hi rendition="#g">Urtheile,</hi> denn über die Kunſt giebts keine; zwar<lb/> wohl über die Form; aber über den Geiſt nicht, den nur ein Gefühl<lb/> um-〈auf-〉faſſet. — Was wird eben in <hi rendition="#aq">Bayreuth, Hof, Wonsiedel,</hi><lb n="25"/> Meiſterliches für Poeſie, Philoſophie, Gottheit, Teufelheit gethan?<lb/> Was thut und macht mein lieber Thieriot? —</p><lb/> <p>Gute Nacht, mein Alter! — Nur gerade das Bier an <hi rendition="#aq">Meusel,</hi><lb/> mit dem Anhang 〈Foderung〉 der Extrapoſt 〈Sorge〉. Ich hab ihn<lb/> belohnt; auch thut er jezt alles, weil ich hinziehe. <hi rendition="#aq">Adio, Caro.</hi><lb n="30"/> </p> <p>Die <hi rendition="#aq">Schlabrendorf</hi> grüſſet Sie eben ſehr. Ihr Brief gefiel ihr.</p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 16 Febr.</hi> </dateline><lb/> <p>Eben kam Ihr neueſter Brief. <hi rendition="#aq">C.</hi> wird fortfahren. Ich grüſſe Otto<lb/> und werde ſeinen Brief, der nicht ganz ſo lang war als er ausblieb,<lb/> umgekehrt beantworten.<lb n="35"/> </p> <p>Noch 3 Wochen lang ich mit dem Bier nothdürftig.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [203/0210]
d. 15. Febr.
Noch ſind Ihre Antworten nicht aus Rudolſtadt da, als wäre
lezteres — Bayreuth. So ſol denn dieſe laufen, Lieber. Ich hätte
gern eine Zeile Ihres Herzens geleſen — und ich hoffe, Sie antizipieren
Ihre eigne erſte Antwort und ſchreiben mir früher als ich etwas von 5
Ihnen bekomme aus — R. Machen Sie doch einmal — damit Sie
auch zeigen, daß Sie uneigennüzig ſein und Ihr Selbſt vergeſſen
können — Ihr Freundes Paar mit lezterem (dem Selbſte) bekanter,
mit Ihrer Geſundheit im Winter, mit Ihren Viſiten, Fêten, Freuden,
Re- und Evoluzionen und ſogar Ihren Hofnungen. Guter Emanuel, 10
aus demſelben Grunde, warum Sie die fremde Geſchichte mit Liebe
empfangen und fodern, mus ja Ihr Freund Ihre auch. Ihr Karakter
ſchwebt faſt ohne Geſchichte vor uns, der Geiſt entkörpert.
Die Millionen Dinge, die ich zu erzählen habe, ſollen Sie in
Koburg in Ihrer Stube hören; z. B. daß Emma ſeit meiner 10tägigen 15
Abweſenheit zehnmal ſtärker geworden und ruhiger und daß alle
Prinzipien der Behandlung, Kaltwaſchen, Liegenlaſſen u. ſ. w. götlich
geſiegt. Das zarte Weſen iſt nun ein ſtarkes, durch Regeln. Ich tanze
ſehr mit ihm in der Stube, nur hab’ ich die Tänzerin nicht im ſondern
aufm Arm. — Hier giebts keine Neuigkeiten als die meiner Bruſt; 20
und dieſe laſſ’ ich meiſt zu Oſtern verlegen für Spot-Geld. Sagen
Sie mir doch einmal ſcharf und rein Ihre Gefühle bei dem Titan;
— ich ſage nicht Urtheile, denn über die Kunſt giebts keine; zwar
wohl über die Form; aber über den Geiſt nicht, den nur ein Gefühl
um-〈auf-〉faſſet. — Was wird eben in Bayreuth, Hof, Wonsiedel, 25
Meiſterliches für Poeſie, Philoſophie, Gottheit, Teufelheit gethan?
Was thut und macht mein lieber Thieriot? —
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Gute Nacht, mein Alter! — Nur gerade das Bier an Meusel,
mit dem Anhang 〈Foderung〉 der Extrapoſt 〈Sorge〉. Ich hab ihn
belohnt; auch thut er jezt alles, weil ich hinziehe. Adio, Caro. 30
Die Schlabrendorf grüſſet Sie eben ſehr. Ihr Brief gefiel ihr.
d. 16 Febr.
Eben kam Ihr neueſter Brief. C. wird fortfahren. Ich grüſſe Otto
und werde ſeinen Brief, der nicht ganz ſo lang war als er ausblieb,
umgekehrt beantworten. 35
Noch 3 Wochen lang ich mit dem Bier nothdürftig.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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