nach Berlin schrieb Ernestine her) Haben Sie meinen rechten Dank, Alter, oder vielmehr Junger! denn die Jugend allein hat den schönen Enthusiasmus, zu thun. Gott geb' Ihnen immer, was Sie geben.
Vergeben Sie mir, geliebter Emanuel, daß ich Ihnen heute nur eine gute Nacht wünsche, Nun schieb' ich es nicht lange mehr auf Ihnen ein Bild unseres jezigen5 Lebens und besonders Ihrer Emma zu geben. In Ihre Arme wünschen wir oft den kleinen Engel -- Sie würden ihn unendlich lieben -- Sie hört schon jezt auf unsere Stimmen, und richtet das Auge nach dem Schall -- bitten Sie mit uns für ihre Erhaltung -- Sie haben eine Stimme bei Gott.
Caroline.
10
Wollen Sie nicht 1 Bout. Bischofessenz, die meiner noch nicht ge- sunden C. Johannitter Bier ist, mir kaufen?
[Beilage] [Abschrift von Nr. 313 mit folgendem Zusatz:]
Leider genos mein seel. Spiz sein privileg[ium] portae nur kurz15 und Petrus machte ihm ein ganz anderes Thor auf. Er wurde von einem tollen vor 4 Wochen gebissen. Ich merkte von fernen die kommende Wuth und lies ihn noch bei Verstand vor meinen Augen erschiessen. -- Eben bekam ich einen Nachfahrer wie ein Wolf gros.
[212] 329. An Christian Otto.20
M[einingen] d. 3. Nov. 1802 [Mittwoch].
Schicke mir ja deine Briefe und meine Bücher jezt mit. -- Über Liebman, Cloeter, Kommiss[ionsrath] Vogel und den Rest bist du mir Antworten schuldig. -- Verdamter Weise fand ich eine ähn- liche Einkleidung des Taschenbuchs in den Palingenesien, so vergess'25 ich. -- Die Adrastea ist freilich anders seichter gesagt als gedacht; das Besonderste verflösset H[erder] aus Politik ins Algemeine. Nie- mand giebt einem Faktum sonst einen solchen Stambaum wie er und solche Früchte. Seine ästhetischen Aufsäze (über Roman als Traum z. B.) sind sehr tief, troz des glatten Wasserspiegels. Über die Dia-30 logen fluch ich am meisten. Freilich sol ich ihn [!] ihm loben. Mündlich hälts schwerer, weil Sie über alle Artikel nachfragt, worüber man nicht lobte.
Freitags fuhr ich nach Koburg, behielt die Pferde da, und gieng Montags zurük. Da nun die Gegend aus 4 oder 5 Eden zusammen-35
nach Berlin ſchrieb Ernestine her) Haben Sie meinen rechten Dank, Alter, oder vielmehr Junger! denn die Jugend allein hat den ſchönen Enthuſiaſmus, zu thun. Gott geb’ Ihnen immer, was Sie geben.
Vergeben Sie mir, geliebter Emanuel, daß ich Ihnen heute nur eine gute Nacht wünſche, Nun ſchieb’ ich es nicht lange mehr auf Ihnen ein Bild unſeres jezigen5 Lebens und beſonders Ihrer Emma zu geben. In Ihre Arme wünſchen wir oft den kleinen Engel — Sie würden ihn unendlich lieben — Sie hört ſchon jezt auf unſere Stimmen, und richtet das Auge nach dem Schall — bitten Sie mit uns für ihre Erhaltung — Sie haben eine Stimme bei Gott.
Caroline.
10
Wollen Sie nicht 1 Bout. Biſchofeſſenz, die meiner noch nicht ge- ſunden C. Johannitter Bier iſt, mir kaufen?
[Beilage] [Abſchrift von Nr. 313 mit folgendem Zuſatz:]
Leider genos mein ſeel. Spiz ſein privileg[ium] portae nur kurz15 und Petrus machte ihm ein ganz anderes Thor auf. Er wurde von einem tollen vor 4 Wochen gebiſſen. Ich merkte von fernen die kommende Wuth und lies ihn noch bei Verſtand vor meinen Augen erſchieſſen. — Eben bekam ich einen Nachfahrer wie ein Wolf gros.
[212] 329. An Chriſtian Otto.20
M[einingen] d. 3. Nov. 1802 [Mittwoch].
Schicke mir ja deine Briefe und meine Bücher jezt mit. — Über Liebman, Cloeter, Kommiſſ[ionsrath] Vogel und den Reſt biſt du mir Antworten ſchuldig. — Verdamter Weiſe fand ich eine ähn- liche Einkleidung des Taschenbuchs in den Palingenesien, ſo vergeſſ’25 ich. — Die Adrastea iſt freilich anders 〈ſeichter〉 geſagt als gedacht; das Beſonderſte verflöſſet H[erder] aus Politik ins Algemeine. Nie- mand giebt einem Faktum ſonſt einen ſolchen Stambaum wie er und ſolche Früchte. Seine äſthetiſchen Aufſäze (über Roman als Traum z. B.) ſind ſehr tief, troz des glatten Waſſerſpiegels. Über die Dia-30 logen fluch ich am meiſten. Freilich ſol ich ihn [!] ihm loben. Mündlich hälts ſchwerer, weil Sie über alle Artikel nachfragt, worüber man nicht lobte.
Freitags fuhr ich nach Koburg, behielt die Pferde da, und gieng Montags zurük. Da nun die Gegend aus 4 oder 5 Eden zuſammen-35
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0197"n="190"/>
nach <hirendition="#aq">Berlin</hi>ſchrieb <hirendition="#aq">Ernestine</hi> her) Haben Sie meinen rechten Dank,<lb/>
Alter, oder vielmehr Junger! denn die Jugend allein hat den ſchönen<lb/>
Enthuſiaſmus, zu thun. Gott geb’ Ihnen immer, was Sie geben.</p><lb/><floatingText><body><divrendition="#smaller"><p>Vergeben Sie mir, geliebter Emanuel, daß ich Ihnen heute nur eine gute Nacht<lb/>
wünſche, Nun ſchieb’ ich es nicht lange mehr auf Ihnen ein Bild unſeres jezigen<lbn="5"/>
Lebens und beſonders Ihrer Emma zu geben. In Ihre Arme wünſchen wir oft<lb/>
den kleinen Engel — Sie würden ihn unendlich lieben — Sie hört ſchon jezt auf<lb/>
unſere Stimmen, und richtet das Auge nach dem Schall — bitten Sie mit uns<lb/>
für ihre Erhaltung — Sie haben eine Stimme bei Gott.</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right"><hirendition="#aq">Caroline.</hi></hi></salute></closer></div></body></floatingText><lbn="10"/><p>Wollen Sie nicht 1 <hirendition="#aq">Bout.</hi> Biſchofeſſenz, die meiner noch nicht ge-<lb/>ſunden <hirendition="#aq">C.</hi> Johannitter Bier iſt, mir kaufen?</p><lb/><notetype="editorial"><hirendition="#c">[Beilage]<lb/>
[Abſchrift von Nr. 313 mit folgendem Zuſatz:]</hi></note><lb/><p>Leider genos mein ſeel. Spiz ſein <hirendition="#aq">privileg[ium] portae</hi> nur kurz<lbn="15"/>
und Petrus machte ihm ein ganz anderes Thor auf. Er wurde von<lb/>
einem tollen vor 4 Wochen gebiſſen. Ich merkte von fernen die<lb/>
kommende Wuth und lies ihn noch bei Verſtand vor meinen Augen<lb/>
erſchieſſen. — Eben bekam ich einen Nachfahrer wie ein Wolf gros.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head><noteplace="left"><reftarget="1922_Bd4_212">[212]</ref></note> 329. An <hirendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><lbn="20"/></head><dateline><hirendition="#right"><hirendition="#aq">M[einingen] d. 3. Nov.</hi> 1802 [Mittwoch].</hi></dateline><lb/><p>Schicke mir ja deine Briefe und meine Bücher jezt mit. — Über<lb/><hirendition="#aq">Liebman, Cloeter,</hi> Kommiſſ[ionsrath] <hirendition="#aq">Vogel</hi> und den Reſt biſt<lb/>
du mir Antworten ſchuldig. — Verdamter Weiſe fand ich eine ähn-<lb/>
liche Einkleidung des <hirendition="#aq">Taschenbuchs</hi> in den <hirendition="#aq">Palingenesien,</hi>ſo vergeſſ’<lbn="25"/>
ich. — Die <hirendition="#aq">Adrastea</hi> iſt freilich anders 〈ſeichter〉 geſagt als gedacht;<lb/>
das Beſonderſte verflöſſet <hirendition="#aq">H[erder]</hi> aus Politik ins Algemeine. Nie-<lb/>
mand giebt einem Faktum ſonſt einen ſolchen Stambaum wie er und<lb/>ſolche Früchte. Seine äſthetiſchen Aufſäze (über Roman als Traum<lb/>
z. B.) ſind ſehr tief, troz des glatten Waſſerſpiegels. Über die Dia-<lbn="30"/>
logen fluch ich am meiſten. Freilich ſol ich ihn [!] ihm loben. Mündlich<lb/>
hälts ſchwerer, weil Sie über alle Artikel nachfragt, worüber man<lb/>
nicht lobte.</p><lb/><p>Freitags fuhr ich nach Koburg, behielt die Pferde da, und gieng<lb/>
Montags zurük. Da nun die Gegend aus 4 oder 5 Eden zuſammen-<lbn="35"/></p></div></body></text></TEI>
[190/0197]
nach Berlin ſchrieb Ernestine her) Haben Sie meinen rechten Dank,
Alter, oder vielmehr Junger! denn die Jugend allein hat den ſchönen
Enthuſiaſmus, zu thun. Gott geb’ Ihnen immer, was Sie geben.
Vergeben Sie mir, geliebter Emanuel, daß ich Ihnen heute nur eine gute Nacht
wünſche, Nun ſchieb’ ich es nicht lange mehr auf Ihnen ein Bild unſeres jezigen 5
Lebens und beſonders Ihrer Emma zu geben. In Ihre Arme wünſchen wir oft
den kleinen Engel — Sie würden ihn unendlich lieben — Sie hört ſchon jezt auf
unſere Stimmen, und richtet das Auge nach dem Schall — bitten Sie mit uns
für ihre Erhaltung — Sie haben eine Stimme bei Gott.
Caroline. 10
Wollen Sie nicht 1 Bout. Biſchofeſſenz, die meiner noch nicht ge-
ſunden C. Johannitter Bier iſt, mir kaufen?
Leider genos mein ſeel. Spiz ſein privileg[ium] portae nur kurz 15
und Petrus machte ihm ein ganz anderes Thor auf. Er wurde von
einem tollen vor 4 Wochen gebiſſen. Ich merkte von fernen die
kommende Wuth und lies ihn noch bei Verſtand vor meinen Augen
erſchieſſen. — Eben bekam ich einen Nachfahrer wie ein Wolf gros.
329. An Chriſtian Otto. 20
M[einingen] d. 3. Nov. 1802 [Mittwoch].
Schicke mir ja deine Briefe und meine Bücher jezt mit. — Über
Liebman, Cloeter, Kommiſſ[ionsrath] Vogel und den Reſt biſt
du mir Antworten ſchuldig. — Verdamter Weiſe fand ich eine ähn-
liche Einkleidung des Taschenbuchs in den Palingenesien, ſo vergeſſ’ 25
ich. — Die Adrastea iſt freilich anders 〈ſeichter〉 geſagt als gedacht;
das Beſonderſte verflöſſet H[erder] aus Politik ins Algemeine. Nie-
mand giebt einem Faktum ſonſt einen ſolchen Stambaum wie er und
ſolche Früchte. Seine äſthetiſchen Aufſäze (über Roman als Traum
z. B.) ſind ſehr tief, troz des glatten Waſſerſpiegels. Über die Dia- 30
logen fluch ich am meiſten. Freilich ſol ich ihn [!] ihm loben. Mündlich
hälts ſchwerer, weil Sie über alle Artikel nachfragt, worüber man
nicht lobte.
Freitags fuhr ich nach Koburg, behielt die Pferde da, und gieng
Montags zurük. Da nun die Gegend aus 4 oder 5 Eden zuſammen- 35
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/197>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.