Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite

Lesen empfehle. Uebrigens war ich bisher so seelig ohne ein Kind, nur
[207]durch die Mutter -- jezt steht ein Gestirn über dem andern -- und
so verlang' ich nichts mehr als meine alten Freunde. Hier hab' ich
keine, im Sinne Ihrer Freundschaft und bleibe daher nicht.

Leben Sie wohl, fortgeliebte Emilie. Meine Frau sehnt sich nach5
Ihrem Anblik. Meine Seele weicht von keiner edeln reinen; und
darauf bauen Sie ewig!

Richter
324. An Matzdorff.
[Kopie]

Ich bin jezt nirgend weiter anzutreffen als im Himmel.10

325. An Präsident Heim in Meiningen.
[Kopie]

Fragen: 1) Darf ich Ihre Flucht verzeihen? 2) Darf ich Ihre
Güte eben so leicht voraussezen als Ihre Geo-, Topo-, Petro-
graphie? etc.15

326. An Emanuel.

Anlangend das Bier: ists freilich betrübt, daß ich, seit ich Ihren
Brief habe, mich jeden Tag auf Eine Bout. heruntergesezt, um etwan
zu langen bis zum 12ten oder 13ten Nov., wo hoffentlich mein kraus-20
haariger spashafter oft in Bayreuth gewesener und wohlfeiler*)
Einspänner wieder retour sein kan. Ich bitte Sie um scharfe Be-
stimmungen in dieser bedeutenden Sache.

Damit Sie an Emma's Tauftag einen Tropfen trinken und keinen
übrig lassen können, so zeig' ich Ihnen hiemit an, daß g. G. -- s. v. (f)25
-- den 24 dies die innere und äussere Kopf-Taufe zusammenfallen
sollen. Der Himmel und die Post machen nur, daß meine Nachricht
nicht hinter dem Aktus anlange! Der Name ist: Emma, Emanuele,
Georgine, Amalie, Idoine.
Leztern Titans Namen geb' ich aus
pädagogischer Klugheit. Meine C. mag die Pathen vorsummieren.30

[208] Otto ist mir ellenlange Briefe schuldig; Sie schuhlange. -- C. und
E. (künftig bedeutet E. allemal meine Emma), (dies mein e c. et

*) [von Karoline:] Für den Eimer von Koburg 1 Laubthaler.

Leſen empfehle. Uebrigens war ich bisher ſo ſeelig ohne ein Kind, nur
[207]durch die Mutter — jezt ſteht ein Geſtirn über dem andern — und
ſo verlang’ ich nichts mehr als meine alten Freunde. Hier hab’ ich
keine, im Sinne Ihrer Freundſchaft und bleibe daher nicht.

Leben Sie wohl, fortgeliebte Emilie. Meine Frau ſehnt ſich nach5
Ihrem Anblik. Meine Seele weicht von keiner edeln reinen; und
darauf bauen Sie ewig!

Richter
324. An Matzdorff.
[Kopie]

Ich bin jezt nirgend weiter anzutreffen als im Himmel.10

325. An Präſident Heim in Meiningen.
[Kopie]

Fragen: 1) Darf ich Ihre Flucht verzeihen? 2) Darf ich Ihre
Güte eben ſo leicht vorausſezen als Ihre Geo-, Topo-, Petro-
graphie? ꝛc.15

326. An Emanuel.

Anlangend das Bier: iſts freilich betrübt, daß ich, ſeit ich Ihren
Brief habe, mich jeden Tag auf Eine Bout. heruntergeſezt, um etwan
zu langen bis zum 12ten oder 13ten Nov., wo hoffentlich mein kraus-20
haariger ſpashafter oft in Bayreuth geweſener und wohlfeiler*)
Einſpänner wieder retour ſein kan. Ich bitte Sie um ſcharfe Be-
ſtimmungen in dieſer bedeutenden Sache.

Damit Sie an Emma’s Tauftag einen Tropfen trinken und keinen
übrig laſſen können, ſo zeig’ ich Ihnen hiemit an, daß g. G. — s. v. (f)25
— den 24 dies die innere und äuſſere Kopf-Taufe zuſammenfallen
ſollen. Der Himmel und die Poſt machen nur, daß meine Nachricht
nicht hinter dem Aktus anlange! Der Name iſt: Emma, Emanuele,
Georgine, Amalie, Idoine.
Leztern Titans Namen geb’ ich aus
pädagogiſcher Klugheit. Meine C. mag die Pathen vorſummieren.30

[208] Otto iſt mir ellenlange Briefe ſchuldig; Sie ſchuhlange. — C. und
E. (künftig bedeutet E. allemal meine Emma), (dies mein e c. 〈et

*) [von Karoline:] Für den Eimer von Koburg 1 Laubthaler.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="186"/>
Le&#x017F;en empfehle. Uebrigens war ich bisher &#x017F;o &#x017F;eelig ohne ein Kind, nur<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_207">[207]</ref></note>durch die Mutter &#x2014; jezt &#x017F;teht ein Ge&#x017F;tirn über dem andern &#x2014; und<lb/>
&#x017F;o verlang&#x2019; ich nichts mehr als meine alten Freunde. Hier hab&#x2019; ich<lb/>
keine, im Sinne Ihrer Freund&#x017F;chaft und bleibe daher nicht.</p><lb/>
        <p>Leben Sie wohl, fortgeliebte Emilie. Meine Frau &#x017F;ehnt &#x017F;ich nach<lb n="5"/>
Ihrem Anblik. Meine Seele weicht von keiner edeln reinen; und<lb/>
darauf bauen Sie ewig!</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>324. An <hi rendition="#g">Matzdorff.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 13. Okt. 1802]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ich bin jezt nirgend weiter anzutreffen als im Himmel.<lb n="10"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>325. An <hi rendition="#g">Prä&#x017F;ident Heim in Meiningen.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, Mitte Okt. 1802]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Fragen: 1) Darf ich Ihre Flucht verzeihen? 2) Darf ich Ihre<lb/>
Güte eben &#x017F;o leicht voraus&#x017F;ezen als Ihre Geo-, Topo-, Petro-<lb/>
graphie? &#xA75B;c.<lb n="15"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>326. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 18. Okt. 1802.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Anlangend das Bier: i&#x017F;ts freilich betrübt, daß ich, &#x017F;eit ich Ihren<lb/>
Brief habe, mich jeden Tag auf Eine <hi rendition="#aq">Bout.</hi> herunterge&#x017F;ezt, um etwan<lb/>
zu langen bis zum 12<hi rendition="#sup">ten</hi> oder 13<hi rendition="#sup">ten</hi> <hi rendition="#aq">Nov.,</hi> wo hoffentlich mein kraus-<lb n="20"/>
haariger &#x017F;pashafter oft in <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> gewe&#x017F;ener und wohlfeiler<note place="foot" n="*)">[<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">von Karoline:</hi></hi>] Für den Eimer von <hi rendition="#aq">Koburg</hi> 1 Laubthaler.</note><lb/>
Ein&#x017F;pänner wieder <hi rendition="#aq">retour</hi> &#x017F;ein kan. Ich bitte Sie um &#x017F;charfe Be-<lb/>
&#x017F;timmungen in die&#x017F;er bedeutenden Sache.</p><lb/>
        <p>Damit Sie an <hi rendition="#aq">Emma&#x2019;s</hi> Tauftag einen Tropfen trinken und keinen<lb/>
übrig la&#x017F;&#x017F;en können, &#x017F;o zeig&#x2019; ich Ihnen hiemit an, daß g. G. &#x2014; <hi rendition="#aq">s. v. (f)</hi><lb n="25"/>
&#x2014; den 24 dies die innere und äu&#x017F;&#x017F;ere Kopf-Taufe zu&#x017F;ammenfallen<lb/>
&#x017F;ollen. Der Himmel und die Po&#x017F;t machen nur, daß meine Nachricht<lb/>
nicht hinter dem Aktus anlange! Der Name i&#x017F;t: <hi rendition="#aq">Emma, Emanuele,<lb/>
Georgine, Amalie, Idoine.</hi> Leztern Titans Namen geb&#x2019; ich aus<lb/>
pädagogi&#x017F;cher Klugheit. Meine <hi rendition="#aq">C.</hi> mag die Pathen vor&#x017F;ummieren.<lb n="30"/>
</p>
        <p><note place="left"><ref target="1922_Bd4_208">[208]</ref></note><hi rendition="#aq">Otto</hi> i&#x017F;t mir ellenlange Briefe &#x017F;chuldig; Sie &#x017F;chuhlange. &#x2014; <hi rendition="#aq">C.</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">E.</hi> (künftig bedeutet <hi rendition="#aq">E.</hi> allemal meine <hi rendition="#aq">Emma</hi>), (dies mein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">e c.</hi> &#x2329;et<lb/></hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0193] Leſen empfehle. Uebrigens war ich bisher ſo ſeelig ohne ein Kind, nur durch die Mutter — jezt ſteht ein Geſtirn über dem andern — und ſo verlang’ ich nichts mehr als meine alten Freunde. Hier hab’ ich keine, im Sinne Ihrer Freundſchaft und bleibe daher nicht. [207] Leben Sie wohl, fortgeliebte Emilie. Meine Frau ſehnt ſich nach 5 Ihrem Anblik. Meine Seele weicht von keiner edeln reinen; und darauf bauen Sie ewig! Richter 324. An Matzdorff. [Meiningen, 13. Okt. 1802] Ich bin jezt nirgend weiter anzutreffen als im Himmel. 10 325. An Präſident Heim in Meiningen. [Meiningen, Mitte Okt. 1802] Fragen: 1) Darf ich Ihre Flucht verzeihen? 2) Darf ich Ihre Güte eben ſo leicht vorausſezen als Ihre Geo-, Topo-, Petro- graphie? ꝛc. 15 326. An Emanuel. Meiningen d. 18. Okt. 1802. Anlangend das Bier: iſts freilich betrübt, daß ich, ſeit ich Ihren Brief habe, mich jeden Tag auf Eine Bout. heruntergeſezt, um etwan zu langen bis zum 12ten oder 13ten Nov., wo hoffentlich mein kraus- 20 haariger ſpashafter oft in Bayreuth geweſener und wohlfeiler *) Einſpänner wieder retour ſein kan. Ich bitte Sie um ſcharfe Be- ſtimmungen in dieſer bedeutenden Sache. Damit Sie an Emma’s Tauftag einen Tropfen trinken und keinen übrig laſſen können, ſo zeig’ ich Ihnen hiemit an, daß g. G. — s. v. (f) 25 — den 24 dies die innere und äuſſere Kopf-Taufe zuſammenfallen ſollen. Der Himmel und die Poſt machen nur, daß meine Nachricht nicht hinter dem Aktus anlange! Der Name iſt: Emma, Emanuele, Georgine, Amalie, Idoine. Leztern Titans Namen geb’ ich aus pädagogiſcher Klugheit. Meine C. mag die Pathen vorſummieren. 30 Otto iſt mir ellenlange Briefe ſchuldig; Sie ſchuhlange. — C. und E. (künftig bedeutet E. allemal meine Emma), (dies mein e c. 〈et [208] *) [von Karoline:] Für den Eimer von Koburg 1 Laubthaler.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/193
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/193>, abgerufen am 24.11.2024.