Grüssen Sie mir meinen alten immer, nur nicht von mir, ver- kanten Cloeter und den menschenliebenden Vogel; -- und alle Ihrige. Vale, ne taceas!
J. P. F. Richter
"Cito" schreibt mein Bruder der Balbier auf alle seine Briefe.5 Aber das Cito ist besser bei dem Schreiben als Spedieren angebracht.
297. An Prokurator Merkel in Kassel.
[Kopie][Meiningen, 28. Juli 1802]
Möge die Freude mit Ihnen gehen und halten!
298. An Emanuel.10
Meiningen d. 28. Jul. 1802.
Wie wil ichs anders machen, Emanuel? Wenn Sie auf der einen Seite in den 51/2 Eimer sehen, von dem nichts mehr da ist als die Eierschaale -- der Phönix ist ausgekrochen -- und auf der andern in mein Lumpennest, wo nichts trinkbares zu haben ist als Wasser -- und15 auf den übrigen in die Ferne des Herbstes, in meinen Jammer und dergl.: so werden Sie sagen: "Freilich!" -- Also mit der Post. Ich meine so: fals 1 Eimer auf der Post blos die doppelte Fracht kostet, nicht mehr, so senden Sie mir ihn in Gottes Namen sogleich, ja geben Sie das Fas gleich dem gelben Überbringer dieses mit. Es mus20 nicht gerade Johann[iter] Bier sein, auch Bayreuth[er] nehm' ich, auch nicht gerade das beste*): so durst' ich. -- Ich bekenn' es, ich hatte anfangs keine Hofnung, daß der 51/2 Eimer so lange bis jezt nachhalten würde -- um so mehr, da durch das Zertheilen in kleine [184]Fässer meine Frau an 20 Bout. guten Essig gewonnen --: indes hab'25 ich durch Gottes Segen -- und vielleicht weil ich allein trank -- gut noch für diese Woche.
Vergeben Sie, daß Ihnen immer mein Bier Flus nachsezt; und erfüllen Sie meine Bitte auf alle -- meine -- Kosten. Dieses verdamte Bedürfnis meines Magens und Gehirns treibt mich und mein Haus30 aus allen grossen Städten -- z. B. Dresden -- zurük und endlich
*) Da der ganze August und Sept. schön wird, so ist dessen kühler Anfang gut zum Transport.
Grüſſen Sie mir meinen alten immer, nur nicht von mir, ver- kanten Cloeter und den menſchenliebenden Vogel; — und alle Ihrige. Vale, ne taceas!
J. P. F. Richter
„Cito“ ſchreibt mein Bruder der Balbier auf alle ſeine Briefe.5 Aber das Cito iſt beſſer bei dem Schreiben als Spedieren angebracht.
297. An Prokurator Merkel in Kaſſel.
[Kopie][Meiningen, 28. Juli 1802]
Möge die Freude mit Ihnen gehen und halten!
298. An Emanuel.10
Meiningen d. 28. Jul. 1802.
Wie wil ichs anders machen, Emanuel? Wenn Sie auf der einen Seite in den 5½ Eimer ſehen, von dem nichts mehr da iſt als die Eierſchaale — der Phönix iſt ausgekrochen — und auf der andern in mein Lumpenneſt, wo nichts trinkbares zu haben iſt als Waſſer — und15 auf den übrigen in die Ferne des Herbſtes, in meinen Jammer und dergl.: ſo werden Sie ſagen: „Freilich!“ — Alſo mit der Poſt. Ich meine ſo: fals 1 Eimer auf der Poſt blos die doppelte Fracht koſtet, nicht mehr, ſo ſenden Sie mir ihn in Gottes Namen ſogleich, ja geben Sie das Fas gleich dem gelben Überbringer dieſes mit. Es mus20 nicht gerade Johann[iter] Bier ſein, auch Bayreuth[er] nehm’ ich, auch nicht gerade das beſte*): ſo durſt’ ich. — Ich bekenn’ es, ich hatte anfangs keine Hofnung, daß der 5½ Eimer ſo lange 〈bis jezt〉 nachhalten würde — um ſo mehr, da durch das Zertheilen in kleine [184]Fäſſer meine Frau an 20 Bout. guten Eſſig gewonnen —: indes hab’25 ich durch Gottes Segen — und vielleicht weil ich allein trank — gut noch für dieſe Woche.
Vergeben Sie, daß Ihnen immer mein Bier Flus nachſezt; und erfüllen Sie meine Bitte auf alle — meine — Koſten. Dieſes verdamte Bedürfnis meines Magens und Gehirns treibt mich und mein Haus30 aus allen groſſen Städten — z. B. Dresden — zurük und endlich
*) Da der ganze Auguſt und Sept. ſchön wird, ſo iſt deſſen kühler Anfang gut zum Transport.
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Grüſſen Sie mir meinen alten immer, nur nicht von mir, ver-
kanten Cloeter und den menſchenliebenden Vogel; — und alle Ihrige.
Vale, ne taceas!
J. P. F. Richter
„Cito“ ſchreibt mein Bruder der Balbier auf alle ſeine Briefe. 5
Aber das Cito iſt beſſer bei dem Schreiben als Spedieren angebracht.
297. An Prokurator Merkel in Kaſſel.
[Meiningen, 28. Juli 1802]
Möge die Freude mit Ihnen gehen und halten!
298. An Emanuel. 10
Meiningen d. 28. Jul. 1802.
Wie wil ichs anders machen, Emanuel? Wenn Sie auf der einen
Seite in den 5½ Eimer ſehen, von dem nichts mehr da iſt als die
Eierſchaale — der Phönix iſt ausgekrochen — und auf der andern in
mein Lumpenneſt, wo nichts trinkbares zu haben iſt als Waſſer — und 15
auf den übrigen in die Ferne des Herbſtes, in meinen Jammer und
dergl.: ſo werden Sie ſagen: „Freilich!“ — Alſo mit der Poſt. Ich
meine ſo: fals 1 Eimer auf der Poſt blos die doppelte Fracht koſtet,
nicht mehr, ſo ſenden Sie mir ihn in Gottes Namen ſogleich, ja
geben Sie das Fas gleich dem gelben Überbringer dieſes mit. Es mus 20
nicht gerade Johann[iter] Bier ſein, auch Bayreuth[er] nehm’ ich,
auch nicht gerade das beſte *): ſo durſt’ ich. — Ich bekenn’ es, ich
hatte anfangs keine Hofnung, daß der 5½ Eimer ſo lange 〈bis jezt〉
nachhalten würde — um ſo mehr, da durch das Zertheilen in kleine
Fäſſer meine Frau an 20 Bout. guten Eſſig gewonnen —: indes hab’ 25
ich durch Gottes Segen — und vielleicht weil ich allein trank — gut
noch für dieſe Woche.
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Vergeben Sie, daß Ihnen immer mein Bier Flus nachſezt; und
erfüllen Sie meine Bitte auf alle — meine — Koſten. Dieſes verdamte
Bedürfnis meines Magens und Gehirns treibt mich und mein Haus 30
aus allen groſſen Städten — z. B. Dresden — zurük und endlich
*) Da der ganze Auguſt und Sept. ſchön wird, ſo iſt deſſen kühler Anfang gut
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/171>, abgerufen am 19.07.2024.
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