Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.bettelte sie mir unter Kauf-Vorwand ab. Mit der Corday bin ich d. 29 Okt. Heute schreibt mir meine noch immer nahe Renate ihren5 [13] Die Berlepsch ist in Meklenburg und komt hieher (unter uns); Jezt Antworten! -- Warum schweigt deine Friederike? Ich hätte Die schönen Meiers schikten mir vor der Ankunft einen selber ge-30 *) komt erst 1802 heraus. **) Jezt ist sie mir von neuem unbegreiflich, in so fern sie immer edler ist (Noch35
ist res salva) -- sie hat sogar Logik bei Kiesewetter gehört und hat einen durchaus philosophischen Geist. bettelte ſie mir unter Kauf-Vorwand ab. Mit der Corday bin ich d. 29 Okt. Heute ſchreibt mir meine noch immer nahe Renate ihren5 [13] Die Berlepsch iſt in Meklenburg und komt hieher (unter uns); Jezt Antworten! — Warum ſchweigt deine Friederike? Ich hätte Die ſchönen Meiers ſchikten mir vor der Ankunft einen ſelber ge-30 *) komt erſt 1802 heraus. **) Jezt iſt ſie mir von neuem unbegreiflich, in ſo fern ſie immer edler iſt (Noch35
iſt res salva) — ſie hat ſogar Logik bei Kieſewetter gehört und hat einen durchaus philoſophiſchen Geiſt. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0015" n="10"/> bettelte ſie mir unter Kauf-Vorwand ab. Mit der <hi rendition="#aq">Corday</hi> bin ich<lb/> und <hi rendition="#aq">Archenholz</hi> ganz zufrieden; und du? — Das überflüſſige Taſchen-<lb/> buch<note place="foot" n="*)">komt erſt 1802 heraus.</note> bekomſt du, wenn ichs habe.</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 29 Okt.</hi> </dateline><lb/> <p>Heute ſchreibt mir meine noch immer nahe <hi rendition="#aq">Renate</hi> ihren<lb n="5"/> Schmerz. —</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd4_13">[13]</ref></note> Die <hi rendition="#aq">Berlepsch</hi> iſt in Meklenburg und komt hieher (unter uns);<lb/> die <hi rendition="#aq">Schlaberndorf</hi> iſt ſchon da. Sie knüpft ſich mit ſchönem Herzen an<lb/> mich. Ofner kan man nicht von ſich erzählen und von Reiſe Avantüren<lb/> als ſie thut. Kein Man geht vor dieſem feurigen Buſch unverſengt<lb n="10"/> vorbei; meine Schuhe hab ich hineingeworfen wie auf einen Schaz.<note place="foot" n="**)">Jezt iſt ſie mir von neuem unbegreiflich, in ſo fern ſie immer edler iſt (Noch<lb n="35"/> iſt <hi rendition="#aq">res salva</hi>) — ſie hat ſogar Logik bei Kieſewetter gehört und hat einen durchaus<lb/> philoſophiſchen Geiſt.</note></p><lb/> <p>Jezt Antworten! — Warum ſchweigt deine Friederike? Ich hätte<lb/> ihr dan auch mit einem <hi rendition="#aq">P. S.</hi> für ihren Schul-Man geantwortet. —<lb/> O kanſt du noch nicht aus deinem Teufels-Kettenwerk heraus? Sperret<lb/> ſich immer dein Kopf und Name ein? — Und das ökonomiſche Leben<lb n="15"/> dazu. Jezt muſt du dich ändern; auch der Zukunft wegen. — Offenbare<lb/> mir nur alles was dich drükt; ich bleibe ja an dir wie du an mir. —<lb/> Schreibe mir die <hi rendition="#g">wichtigern</hi> Veränderungen von <hi rendition="#aq">Liebman;</hi> damit<lb/> ich die darunter aufgreife, die mir zu meinen rtl. hilft. An <hi rendition="#g">Schenken</hi><lb/> iſt nicht zu <hi rendition="#g">denken</hi> und es ſol ſich nicht reimen. — Von meinem<lb n="20"/> <hi rendition="#aq">Herder</hi> kehrt ich mich mit trüben Augen weg; ich ſuche ihn nun auf<lb/> der Erde vergebens und freue mich auf die Minute unſers Wieder-<lb/> ſehens. — Gleims und alle Briefe ſind in <hi rendition="#aq">Weimar,</hi> wo ich 3 Käſten<lb/> noch habe. — In Potsdam iſt der königl. neue Garten. — In Rük-<lb/> ſicht des Geldes that ichs ſchon vor deinem Rath; ich gabs in die<lb n="25"/> hieſige Bank. — Die durchaus gute Röper klagte wie <hi rendition="#aq">Herder</hi> über<lb/> Jacobis Eitelkeit; der Funfziger läuft aus dem ſchönſten Freundin<lb/> Kreiſe der erſten neuen Frau kokettierend zu, kehrt freilich wieder<lb/> zurük. —</p><lb/> <p>Die ſchönen <hi rendition="#aq">Meiers</hi> ſchikten mir vor der Ankunft einen ſelber ge-<lb n="30"/> machten Fenſtervorhang; jezt anonym mit der faſt für bewachte<lb/> Mädgen gemachten Fuspoſt mir und <hi rendition="#aq">Ahlefeldt</hi> feine Schlaf-Weſten.<lb/> — In Leipzig war ich nicht; in <hi rendition="#aq">Dessau</hi> bei niemand. 2 ſchöne Mädgen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0015]
bettelte ſie mir unter Kauf-Vorwand ab. Mit der Corday bin ich
und Archenholz ganz zufrieden; und du? — Das überflüſſige Taſchen-
buch *) bekomſt du, wenn ichs habe.
d. 29 Okt.
Heute ſchreibt mir meine noch immer nahe Renate ihren 5
Schmerz. —
Die Berlepsch iſt in Meklenburg und komt hieher (unter uns);
die Schlaberndorf iſt ſchon da. Sie knüpft ſich mit ſchönem Herzen an
mich. Ofner kan man nicht von ſich erzählen und von Reiſe Avantüren
als ſie thut. Kein Man geht vor dieſem feurigen Buſch unverſengt 10
vorbei; meine Schuhe hab ich hineingeworfen wie auf einen Schaz. **)
[13]
Jezt Antworten! — Warum ſchweigt deine Friederike? Ich hätte
ihr dan auch mit einem P. S. für ihren Schul-Man geantwortet. —
O kanſt du noch nicht aus deinem Teufels-Kettenwerk heraus? Sperret
ſich immer dein Kopf und Name ein? — Und das ökonomiſche Leben 15
dazu. Jezt muſt du dich ändern; auch der Zukunft wegen. — Offenbare
mir nur alles was dich drükt; ich bleibe ja an dir wie du an mir. —
Schreibe mir die wichtigern Veränderungen von Liebman; damit
ich die darunter aufgreife, die mir zu meinen rtl. hilft. An Schenken
iſt nicht zu denken und es ſol ſich nicht reimen. — Von meinem 20
Herder kehrt ich mich mit trüben Augen weg; ich ſuche ihn nun auf
der Erde vergebens und freue mich auf die Minute unſers Wieder-
ſehens. — Gleims und alle Briefe ſind in Weimar, wo ich 3 Käſten
noch habe. — In Potsdam iſt der königl. neue Garten. — In Rük-
ſicht des Geldes that ichs ſchon vor deinem Rath; ich gabs in die 25
hieſige Bank. — Die durchaus gute Röper klagte wie Herder über
Jacobis Eitelkeit; der Funfziger läuft aus dem ſchönſten Freundin
Kreiſe der erſten neuen Frau kokettierend zu, kehrt freilich wieder
zurük. —
Die ſchönen Meiers ſchikten mir vor der Ankunft einen ſelber ge- 30
machten Fenſtervorhang; jezt anonym mit der faſt für bewachte
Mädgen gemachten Fuspoſt mir und Ahlefeldt feine Schlaf-Weſten.
— In Leipzig war ich nicht; in Dessau bei niemand. 2 ſchöne Mädgen,
*) komt erſt 1802 heraus.
**) Jezt iſt ſie mir von neuem unbegreiflich, in ſo fern ſie immer edler iſt (Noch 35
iſt res salva) — ſie hat ſogar Logik bei Kieſewetter gehört und hat einen durchaus
philoſophiſchen Geiſt.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/15>, abgerufen am 16.02.2025. |