Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite

freiem Metrum und ohne Reim, -- Polymetra oder Strek- oder
Ein-Verse genant -- stehen im Notarius, die ich (ernsthaft) in
griechischer Form und Kraft gemacht. --

Kommen Sie, Treflicher, und bringen Sie viel mit. Freude und
Liebe!5

R.
*248. An Böttiger.

Hier komt Ihre herliche Necker wieder, welche -- in einen nied-
lichen Auszug gebracht -- die beste Oberhofmeisterin der Deutschinnen10
werden könte. Ich und meine C. danken sehr für dieses unerwartete
Geschenk. In einem Monat mach' ich mein kleines mit dem Titan, der
mit dem 4ten Bande abschliesset. --

Ihr Weimarscher envoye erzählte mir Wunder von den dortigen
Irreligions-Unruhen und Galeomachien. Zulezt legt Goethe noch15
wie ein Xerxes der Ilm Fesseln an wie der Hippokrene, und aus dieser
wird die Onokrene. -- Die Herzogin von Hildburghausen war hier
mit dem alten Glanze ihrer Gestalt; jedes Kind, das sie gebiert, wird
nur ein Amor und sie bleibt Amors Mutter. Sie und die Oberhof-
meisterin waren sehr mit meiner C. zufrieden.20

[155] [Ich trat selbst beim Weben des Ehebandes im Webstuhl ein paar-
mal mit.]

Wir grüssen Sie beide; und grüssen Sie wieder meine Freunde
usw.

Richter25
[Adr.] H. Oberkonsistorialrath Böttiger. Mit 3. Büchern.
249. An Karoline Herder.

Wie kan ich Briefe und Bücher zugleich beantworten? -- Über die
2 Adrasteen allein brauch' ich ein Paar Abendessen bei Ihnen, um30
nur zu sagen, wie sie mir gefallen. Aus der 3ten -- die ich verliehen --
entsinn' ich mich noch unter den poetischen Stücken des schönsten und
richtigsten Gedichts, das die Weiber je von Dichtern erhalten (Adams
Traum) und der zwei ersten Legenden. Die Abhandlung über die Fabel,
Allegorie, den Roman (als einen Wiederschein des Traums) und über35

freiem Metrum und ohne Reim, — Polymetra oder Strek- oder
Ein-Verſe genant — ſtehen im Notarius, die ich (ernſthaft) in
griechiſcher Form und Kraft gemacht. —

Kommen Sie, Treflicher, und bringen Sie viel mit. Freude und
Liebe!5

R.
*248. An Böttiger.

Hier komt Ihre herliche Necker wieder, welche — in einen nied-
lichen Auszug gebracht — die beſte Oberhofmeiſterin der Deutſchinnen10
werden könte. Ich und meine C. danken ſehr für dieſes unerwartete
Geſchenk. In einem Monat mach’ ich mein kleines mit dem Titan, der
mit dem 4ten Bande abſchlieſſet. —

Ihr Weimarscher envoyé erzählte mir Wunder von den dortigen
Irreligions-Unruhen und Galeomachien. Zulezt legt Goethe noch15
wie ein Xerxes der Ilm Feſſeln an wie der Hippokrene, und aus dieſer
wird die Onokrene. — Die Herzogin von Hildburghausen war hier
mit dem alten Glanze ihrer Geſtalt; jedes Kind, das ſie gebiert, wird
nur ein Amor und ſie bleibt Amors Mutter. Sie und die Oberhof-
meiſterin waren ſehr mit meiner C. zufrieden.20

[155] [Ich trat ſelbſt beim Weben des Ehebandes im Webſtuhl ein paar-
mal mit.]

Wir grüſſen Sie beide; und grüſſen Sie wieder meine Freunde
uſw.

Richter25
[Adr.] H. Oberkonſiſtorialrath Böttiger. Mit 3. Büchern.
249. An Karoline Herder.

Wie kan ich Briefe und Bücher zugleich beantworten? — Über die
2 Adrasteen allein brauch’ ich ein Paar Abendeſſen bei Ihnen, um30
nur zu ſagen, wie ſie mir gefallen. Aus der 3ten — die ich verliehen —
entſinn’ ich mich noch unter den poetiſchen Stücken des ſchönſten und
richtigſten Gedichts, das die Weiber je von Dichtern erhalten (Adams
Traum) und der zwei erſten Legenden. Die Abhandlung über die Fabel,
Allegorie, den Roman (als einen Wiederſchein des Traums) und über35

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="138"/>
freiem Metrum und ohne Reim, &#x2014; Polymetra oder Strek- oder<lb/>
Ein-Ver&#x017F;e genant &#x2014; &#x017F;tehen im Notarius, die ich (<hi rendition="#g">ern&#x017F;thaft</hi>) in<lb/>
griechi&#x017F;cher Form und Kraft gemacht. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Kommen Sie, Treflicher, und bringen Sie viel mit. Freude und<lb/>
Liebe!<lb n="5"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*248. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 18. März 1802.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Hier komt Ihre herliche <hi rendition="#aq">Necker</hi> wieder, welche &#x2014; in einen nied-<lb/>
lichen Auszug gebracht &#x2014; die be&#x017F;te Oberhofmei&#x017F;terin der Deut&#x017F;chinnen<lb n="10"/>
werden könte. Ich und meine <hi rendition="#aq">C.</hi> danken &#x017F;ehr für die&#x017F;es unerwartete<lb/>
Ge&#x017F;chenk. In einem Monat mach&#x2019; ich mein kleines mit dem <hi rendition="#aq">Titan,</hi> der<lb/>
mit dem 4<hi rendition="#sup">ten</hi> Bande ab&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ihr <hi rendition="#aq">Weimarscher envoyé</hi> erzählte mir Wunder von den dortigen<lb/>
Irreligions-Unruhen und Galeomachien. Zulezt legt <hi rendition="#aq">Goethe</hi> noch<lb n="15"/>
wie ein Xerxes der Ilm Fe&#x017F;&#x017F;eln an wie der Hippokrene, und aus die&#x017F;er<lb/>
wird die Onokrene. &#x2014; Die Herzogin von <hi rendition="#aq">Hildburghausen</hi> war hier<lb/>
mit dem alten Glanze ihrer Ge&#x017F;talt; jedes Kind, das &#x017F;ie gebiert, wird<lb/>
nur ein Amor und &#x017F;ie bleibt Amors Mutter. Sie und die Oberhof-<lb/>
mei&#x017F;terin waren &#x017F;ehr mit meiner <hi rendition="#aq">C.</hi> zufrieden.<lb n="20"/>
</p>
        <p><note place="left"><ref target="1922_Bd4_155">[155]</ref></note> [Ich trat &#x017F;elb&#x017F;t beim Weben des Ehebandes im Web&#x017F;tuhl ein paar-<lb/>
mal mit.]</p><lb/>
        <p>Wir grü&#x017F;&#x017F;en Sie beide; und grü&#x017F;&#x017F;en Sie wieder meine Freunde<lb/>
u&#x017F;w.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> <lb n="25"/>
          </salute>
        </closer>
        <trailer>
          <address>
            <addrLine>[Adr.] H. Oberkon&#x017F;i&#x017F;torialrath <hi rendition="#aq">Böttiger.</hi> Mit 3. Büchern.</addrLine>
          </address>
        </trailer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>249. An <hi rendition="#g">Karoline Herder.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 18. März 1802.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Wie kan ich Briefe und Bücher zugleich beantworten? &#x2014; Über die<lb/>
2 <hi rendition="#aq">Adrasteen</hi> allein brauch&#x2019; ich ein Paar Abende&#x017F;&#x017F;en bei Ihnen, um<lb n="30"/>
nur zu &#x017F;agen, wie &#x017F;ie mir gefallen. Aus der 3<hi rendition="#sup">ten</hi> &#x2014; die ich verliehen &#x2014;<lb/>
ent&#x017F;inn&#x2019; ich mich noch unter den poeti&#x017F;chen Stücken des &#x017F;chön&#x017F;ten und<lb/>
richtig&#x017F;ten Gedichts, das die Weiber je von Dichtern erhalten (Adams<lb/>
Traum) und der zwei er&#x017F;ten Legenden. Die Abhandlung über die Fabel,<lb/>
Allegorie, den Roman (als einen Wieder&#x017F;chein des Traums) und über<lb n="35"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0145] freiem Metrum und ohne Reim, — Polymetra oder Strek- oder Ein-Verſe genant — ſtehen im Notarius, die ich (ernſthaft) in griechiſcher Form und Kraft gemacht. — Kommen Sie, Treflicher, und bringen Sie viel mit. Freude und Liebe! 5 R. *248. An Böttiger. Meiningen d. 18. März 1802. Hier komt Ihre herliche Necker wieder, welche — in einen nied- lichen Auszug gebracht — die beſte Oberhofmeiſterin der Deutſchinnen 10 werden könte. Ich und meine C. danken ſehr für dieſes unerwartete Geſchenk. In einem Monat mach’ ich mein kleines mit dem Titan, der mit dem 4ten Bande abſchlieſſet. — Ihr Weimarscher envoyé erzählte mir Wunder von den dortigen Irreligions-Unruhen und Galeomachien. Zulezt legt Goethe noch 15 wie ein Xerxes der Ilm Feſſeln an wie der Hippokrene, und aus dieſer wird die Onokrene. — Die Herzogin von Hildburghausen war hier mit dem alten Glanze ihrer Geſtalt; jedes Kind, das ſie gebiert, wird nur ein Amor und ſie bleibt Amors Mutter. Sie und die Oberhof- meiſterin waren ſehr mit meiner C. zufrieden. 20 [Ich trat ſelbſt beim Weben des Ehebandes im Webſtuhl ein paar- mal mit.] [155] Wir grüſſen Sie beide; und grüſſen Sie wieder meine Freunde uſw. Richter 25 [Adr.] H. Oberkonſiſtorialrath Böttiger. Mit 3. Büchern. 249. An Karoline Herder. Meiningen d. 18. März 1802. Wie kan ich Briefe und Bücher zugleich beantworten? — Über die 2 Adrasteen allein brauch’ ich ein Paar Abendeſſen bei Ihnen, um 30 nur zu ſagen, wie ſie mir gefallen. Aus der 3ten — die ich verliehen — entſinn’ ich mich noch unter den poetiſchen Stücken des ſchönſten und richtigſten Gedichts, das die Weiber je von Dichtern erhalten (Adams Traum) und der zwei erſten Legenden. Die Abhandlung über die Fabel, Allegorie, den Roman (als einen Wiederſchein des Traums) und über 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/145
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/145>, abgerufen am 22.11.2024.