fliesset. Ihn belohn' ich durch Sie, [Sie] durch ihn. -- Was machen die Rezensier-Dachsschliefer, die in meinen Bau hineinbellen? -- In der A. D. B. bol sehr eine Bestie. -- Ich komme wahrscheinlich im Frühling nach Leipzig. -- Neuigkeiten von Weisse, Feind, Platner! -- Leben Sie wohl, Lieber! Es fasse Sie recht in Mark5 und Bein die Wirklichkeit und Ihr phantastischer Himmel ruhe über einer Erde!
Richter
[146] Die Gräfin hat alles erhalten und grüsset und dankt.
234. An Kanne.10
[Kopie][Meiningen, 20. Jan. 1802]
Ihr Wiz braucht blos Reinigung von schlechtem. Möge das Schiksal Ihnen nicht alles Gute als Pathengeschenk in die Wiege gelegt haben sondern Ihnen jezt noch einen Reisepfennig durch das theuere Leben reichen d. h. leben Sie wohl.15
235. An Geheimrat Mayer.
M[einingen] d. 26. Jenn. 1802.
Geliebtester Vater! Alle Antworten, die Sie bekommen, werden Ihren Schmerz von neuem öfnen; und die Theilnahme wird eine Wunde. Ich sage nichts über die Flucht der schönen reinen Gestalt;20 und Ihr einziger Trost dabei ist, daß sie schnel dahingieng, ohne erst auf [der] langen schweren Folter dieser Krankheit zu bluten. -- Haben Sie meinen innigsten Dank für Ihre Schonung meiner Frau. Minna hatte sie freilich mit einem unbesonnenen Hereinstürmen der Nachricht vereitelt; indes gieng doch der Seelenschmerz ohne Körper-25 schaden bei ihr vorüber. Sie ist jezt d. h. seit 3/4 Jahren sogar ohne die vorigen kurzen Intervalle ihrer Gesundheit, ohne Zahnschmerz und starke Katarrhe. -- Unser Glük hat keinen Herbst und Winter, nur den Frühling. Wie nahe trit mir da der Wunsch für den Geber des- selben, daß er doch nach etwas suche was er nach seinen Verhält-30 nissen, nach seinem Werthe und im reichen Berlin gewis fände! Ihre jezige Einsamkeit ist für Ihre mittheilende Seele eine zu harte. --
flieſſet. Ihn belohn’ ich durch Sie, [Sie] durch ihn. — Was machen die Rezenſier-Dachsſchliefer, die in meinen Bau hineinbellen? — In der A. D. B. bol ſehr eine Beſtie. — Ich komme wahrſcheinlich im Frühling nach Leipzig. — Neuigkeiten von Weisse, Feind, Platner! — Leben Sie wohl, Lieber! Es faſſe Sie recht in Mark5 und Bein die Wirklichkeit und Ihr phantaſtiſcher Himmel ruhe über einer Erde!
Richter
[146] Die Gräfin hat alles erhalten und grüſſet und dankt.
234. An Kanne.10
[Kopie][Meiningen, 20. Jan. 1802]
Ihr Wiz braucht blos Reinigung von ſchlechtem. Möge das Schikſal Ihnen nicht alles Gute als Pathengeſchenk in die Wiege gelegt haben ſondern Ihnen jezt noch einen Reiſepfennig durch das theuere Leben reichen d. h. leben Sie wohl.15
235. An Geheimrat Mayer.
M[einingen] d. 26. Jenn. 1802.
Geliebteſter Vater! Alle Antworten, die Sie bekommen, werden Ihren Schmerz von neuem öfnen; und die Theilnahme wird eine Wunde. Ich ſage nichts über die Flucht der ſchönen reinen Geſtalt;20 und Ihr einziger Troſt dabei iſt, daß ſie ſchnel dahingieng, ohne erſt auf [der] langen ſchweren Folter dieſer Krankheit zu bluten. — Haben Sie meinen innigſten Dank für Ihre Schonung meiner Frau. Minna hatte ſie freilich mit einem unbeſonnenen Hereinſtürmen der Nachricht vereitelt; indes gieng doch der Seelenſchmerz ohne Körper-25 ſchaden bei ihr vorüber. Sie iſt jezt d. h. ſeit ¾ Jahren ſogar ohne die vorigen kurzen Intervalle ihrer Geſundheit, ohne Zahnſchmerz und ſtarke Katarrhe. — Unſer Glük hat keinen Herbſt und Winter, nur den Frühling. Wie nahe trit mir da der Wunſch für den Geber deſ- ſelben, daß er doch nach etwas ſuche was er nach ſeinen Verhält-30 niſſen, nach ſeinem Werthe und im reichen Berlin gewis fände! Ihre jezige Einſamkeit iſt für Ihre mittheilende Seele eine zu harte. —
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der A. D. B. bol ſehr eine Beſtie. — Ich komme wahrſcheinlich
im Frühling nach Leipzig. — Neuigkeiten von Weisse, Feind,
Platner! — Leben Sie wohl, Lieber! Es faſſe Sie recht in Mark 5
und Bein die Wirklichkeit und Ihr phantaſtiſcher Himmel ruhe über
einer Erde!
Richter
Die Gräfin hat alles erhalten und grüſſet und dankt.
[146]
234. An Kanne. 10
[Meiningen, 20. Jan. 1802]
Ihr Wiz braucht blos Reinigung von ſchlechtem. Möge das
Schikſal Ihnen nicht alles Gute als Pathengeſchenk in die Wiege
gelegt haben ſondern Ihnen jezt noch einen Reiſepfennig durch das
theuere Leben reichen d. h. leben Sie wohl. 15
235. An Geheimrat Mayer.
M[einingen] d. 26. Jenn. 1802.
Geliebteſter Vater! Alle Antworten, die Sie bekommen, werden
Ihren Schmerz von neuem öfnen; und die Theilnahme wird eine
Wunde. Ich ſage nichts über die Flucht der ſchönen reinen Geſtalt; 20
und Ihr einziger Troſt dabei iſt, daß ſie ſchnel dahingieng, ohne erſt
auf [der] langen ſchweren Folter dieſer Krankheit zu bluten. — Haben
Sie meinen innigſten Dank für Ihre Schonung meiner Frau.
Minna hatte ſie freilich mit einem unbeſonnenen Hereinſtürmen der
Nachricht vereitelt; indes gieng doch der Seelenſchmerz ohne Körper- 25
ſchaden bei ihr vorüber. Sie iſt jezt d. h. ſeit ¾ Jahren ſogar ohne die
vorigen kurzen Intervalle ihrer Geſundheit, ohne Zahnſchmerz und
ſtarke Katarrhe. — Unſer Glük hat keinen Herbſt und Winter, nur
den Frühling. Wie nahe trit mir da der Wunſch für den Geber deſ-
ſelben, daß er doch nach etwas ſuche was er nach ſeinen Verhält- 30
niſſen, nach ſeinem Werthe und im reichen Berlin gewis fände!
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
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Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/137>, abgerufen am 16.02.2025.
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