Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.Exzerpte, und Reminißenzen, und Apologen. -- Mein Titan wird Dein Richter 215. An Amöne Otto. Meiningen d. 27. Nov. 1801.15Vorholz von mir. Meine theuere Freundin! Jezt zum Antworten las ich Ihren Brief N. S. Schreiben Sie das Tagebuch mit losgelassenem Feuer,[137] R. 216. An Emanuel.30 Meiningen d. 27. Nov. 1801.Mein Alter und Blühender! Das Übrige sol meine Frau sagen. -- *) Vom dummen And. ists aber sündlich, aus Privatrache einem armen
Teufel seinen Lohn und seine Rettung zu nehmen. Exzerpte, und Reminiſzenzen, und Apologen. — Mein Titan wird Dein Richter 215. An Amöne Otto. Meiningen d. 27. Nov. 1801.15Vorholz von mir. Meine theuere Freundin! Jezt zum Antworten las ich Ihren Brief N. S. Schreiben Sie das Tagebuch mit losgelaſſenem Feuer,[137] R. 216. An Emanuel.30 Meiningen d. 27. Nov. 1801.Mein Alter und Blühender! Das Übrige ſol meine Frau ſagen. — *) Vom dummen And. iſts aber ſündlich, aus Privatrache einem armen
Teufel ſeinen Lohn und ſeine Rettung zu nehmen. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0127" n="121"/> Exzerpte, und Reminiſzenzen, und Apologen. — Mein Titan wird<lb/> 24 Bogen, der Anhang 2 oder 3.; noch 1 teufelmäſſig dicker Band<lb/> ſchlieſſet ihn ab. — Eh ich hieher zog, wolt’ ich zu — <hi rendition="#aq">Kramer,</hi> den<lb/> ich noch nicht geſehen, ziehen (und ſchikte meine Frau fragend hin),<lb/> [um] eine lange Antitheſe zu machen. — Schreibe mir über das<lb n="5"/> Taſchenbuch. Mein poetiſcher Geſchmak fi[ndet] täglich weniger<lb/> Poeten. Wie verabſcheu ich darin <hi rendition="#aq">Baggesen, Voß, Klopstok</hi> und<lb/> ohnehin den meiſten Reſt. — Mit welcher alten Seele ich in dein<lb/> Geburtsfeſt hineinſehe, mus dir deine ſagen. Du bleibſt mein ewiger<lb/> Otto. Du biſt meine ſchönſte Vergangenheit, die in die Gegenwart<lb n="10"/> feſt hereinwurzelt. O ich weis niemand auf der Erde, dem ich lieber und<lb/> wilder eine Freude gäbe und gönte als dir.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein Richter</hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>215. An <hi rendition="#g">Amöne Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 27. Nov. 1801.</hi> </dateline> <lb n="15"/> <p> <hi rendition="#g">Vorholz von mir.</hi> </p><lb/> <p>Meine theuere Freundin! Jezt zum Antworten las ich Ihren Brief<lb/> wieder und mir war ſo warm als hätt’ ich Sie umarmt. Du meine<lb/> gute Amöne! Du fortſchimmernder Morgen- und Abendſtern aus<lb/> meinen Jugendtagen, wie gern und weich ſeh ich dich an, geiſtig und<lb n="20"/> leiblich! Gewis leben wir alle — du, <hi rendition="#aq">O., E., C.</hi> und ich — einmal nahe<lb/> an unſern Armen; ich habe ſo viel aus der Zukunft herausgegriffen<lb/> und glaube auch an dieſe Beute. Dan verwirret uns nichts mehr. Das<lb/> Lebewohl klingt in das ſchönere, das du meinem Freunde heute — am<lb/> Tage des Empfangs — bei ſeinem Feſte zurufſt!<lb n="25"/> </p> <p>N. S. Schreiben Sie das Tagebuch mit <hi rendition="#g">losgelaſſenem Feuer,</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd4_137">[137]</ref></note><lb/> aber auch <hi rendition="#g">ohne</hi> den geringſten Wunſch irgend einer <hi rendition="#g">hiſtoriſchen<lb/> Aehnlichkeit</hi>. Für ſeine übrige litterariſche Bahn wil ich Bürge und<lb/> Zeremonienmeiſter ſein.</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>216. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="30"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen d. 27. Nov.</hi> 1801.</hi> </dateline><lb/> <p>Mein Alter und Blühender! Das Übrige ſol meine Frau ſagen. —<lb/> Meinem Bruder geben Sie die Prinzenſteuer oder Apanage fort<note place="foot" n="*)">Vom dummen <hi rendition="#aq">And.</hi> iſts aber ſündlich, aus Privatrache einem armen<lb/> Teufel ſeinen Lohn und ſeine Rettung zu nehmen.</note>,<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [121/0127]
Exzerpte, und Reminiſzenzen, und Apologen. — Mein Titan wird
24 Bogen, der Anhang 2 oder 3.; noch 1 teufelmäſſig dicker Band
ſchlieſſet ihn ab. — Eh ich hieher zog, wolt’ ich zu — Kramer, den
ich noch nicht geſehen, ziehen (und ſchikte meine Frau fragend hin),
[um] eine lange Antitheſe zu machen. — Schreibe mir über das 5
Taſchenbuch. Mein poetiſcher Geſchmak fi[ndet] täglich weniger
Poeten. Wie verabſcheu ich darin Baggesen, Voß, Klopstok und
ohnehin den meiſten Reſt. — Mit welcher alten Seele ich in dein
Geburtsfeſt hineinſehe, mus dir deine ſagen. Du bleibſt mein ewiger
Otto. Du biſt meine ſchönſte Vergangenheit, die in die Gegenwart 10
feſt hereinwurzelt. O ich weis niemand auf der Erde, dem ich lieber und
wilder eine Freude gäbe und gönte als dir.
Dein Richter
215. An Amöne Otto.
Meiningen d. 27. Nov. 1801. 15
Vorholz von mir.
Meine theuere Freundin! Jezt zum Antworten las ich Ihren Brief
wieder und mir war ſo warm als hätt’ ich Sie umarmt. Du meine
gute Amöne! Du fortſchimmernder Morgen- und Abendſtern aus
meinen Jugendtagen, wie gern und weich ſeh ich dich an, geiſtig und 20
leiblich! Gewis leben wir alle — du, O., E., C. und ich — einmal nahe
an unſern Armen; ich habe ſo viel aus der Zukunft herausgegriffen
und glaube auch an dieſe Beute. Dan verwirret uns nichts mehr. Das
Lebewohl klingt in das ſchönere, das du meinem Freunde heute — am
Tage des Empfangs — bei ſeinem Feſte zurufſt! 25
N. S. Schreiben Sie das Tagebuch mit losgelaſſenem Feuer,
aber auch ohne den geringſten Wunſch irgend einer hiſtoriſchen
Aehnlichkeit. Für ſeine übrige litterariſche Bahn wil ich Bürge und
Zeremonienmeiſter ſein.
[137]R.
216. An Emanuel. 30
Meiningen d. 27. Nov. 1801.
Mein Alter und Blühender! Das Übrige ſol meine Frau ſagen. —
Meinem Bruder geben Sie die Prinzenſteuer oder Apanage fort *), 35
*) Vom dummen And. iſts aber ſündlich, aus Privatrache einem armen
Teufel ſeinen Lohn und ſeine Rettung zu nehmen.
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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