Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.mit 20 oder 25 herlichen phantastischen Kupferstichen von Blake, d. 22. N. Heute erhielt ich deinen erfreulichen Brief, der mir sehr gefiel,10 *) Überhaupt wünscht' ich sehnlich mich w[ieder in die alte] Ordnung deiner
Leuterung [Lücke] mit 20 oder 25 herlichen phantaſtiſchen Kupferſtichen von Blake, d. 22. N. Heute erhielt ich deinen erfreulichen Brief, der mir ſehr gefiel,10 *) Überhaupt wünſcht’ ich ſehnlich mich w[ieder in die alte] Ordnung deiner
Leuterung [Lücke] <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0125" n="119"/> mit 20 oder 25 herlichen phantaſtiſchen Kupferſtichen von <hi rendition="#aq">Blake,</hi><lb/> engliſch prächtig vergoldet und Saffian [und] Atlas und alles wieder<lb/> in ſchwarzer L[eder] Hülſe; eine ächte Gold[kette] geendigt mit einer<lb/> groſſen Perle dient ſtat der Zwerg-Zettel die du in Bücher legſt.<lb/> Anonym kams, iſt aber vom gothaiſchen Erbprinzen. Ich taxier’<lb n="5"/> es 15 Guineen. Die Kette bin ich geſonnen abzulöſen und meiner Frau<lb/> an den Hals zu henken. Es iſt vielleicht nicht zweimal in Deutſchland,<lb/> was mir ſehr bei dem Verkaufen einmal helfen kan. —</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 22. N.</hi> </dateline><lb/> <p>Heute erhielt ich deinen erfreulichen Brief, der mir ſehr gefiel,<lb n="10"/> ausgenommen die <hi rendition="#g">Länge</hi> ſeiner Buchſtaben, d. h. die <hi rendition="#g">Kürze</hi> ſeines<lb/> Inhalts. Vergleiche einmal meine mit deinen! Hier iſt einige Antwort!<lb/><hi rendition="#aq">Schillers</hi> Jungfrau (<hi rendition="#aq">Jeanne d’<hi rendition="#g">Arc de Ciel</hi></hi>) war mir nach der<lb/> Maria St[uart] noch verdächtig troz dem gröſten Lobe der <hi rendition="#aq">W[eimarer]</hi><lb/> Herzogin Mutter; aber da ich ſie geleſen — hätt’ ich beinahe an<lb n="15"/> <hi rendition="#aq">Schiller</hi> geſchrieben, um zu bewundern. Ihr <hi rendition="#g">Tod,</hi> ihr hoher auſſer-<lb/> weltlicher Karakter, der Plan im Ganzen, das Romantiſche flamten<lb/> mich Verarmten und doch Verwöhnten an. (Du haſt doch etwas mehr<lb/> als ich, [mich.]) Allerdings tadl’ ich den <hi rendition="#g">verſchwin[denden]</hi> ſchwarzen<lb/> Ritter, den Donner, die <hi rendition="#g">wenige</hi> Wirkung des Hexenglaubens; deinen<lb n="20"/> andern aber ſcharfſinnigen Tadel<note place="foot" n="*)">Überhaupt wünſcht’ ich ſehnlich mich w[ieder in die alte] Ordnung deiner<lb/> Leuterung [<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lücke</hi></hi>]</note> find ich vielleicht erſt bei der<lb n="35"/> zweiten Leſung hel und recht; aber der Verbrennungsprozes wäre doch<lb/> weniger dichteriſch geweſen. (Jezt zu dem Alphabet deines Briefs)<lb/><hi rendition="#aq">A.</hi> was iſt das hinter dem Ende? — <hi rendition="#aq">B.</hi> Iſt die franzöſiſche Mathilde<lb/> aus unſerem Säkel? Iſt nicht die Jungfrau und der König recht? —<lb n="25"/> <hi rendition="#aq">C.</hi> Über die Materie wurd’ er wohl zu ſehr Herr, nur nicht über den<lb/> Herr-Werdenden. — <hi rendition="#aq">D.</hi> Wahr geredet! — <hi rendition="#aq">E.</hi> Weniger! Deine<lb/> Grundſäze ſelber ſind vortreflich, tief und feſt; aber deute mir nur<lb/> (ohne lange Rechtfertigungen) die beſtimten Stellen im <hi rendition="#g">zweiten</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd4_135">[135]</ref></note><lb/> Titan an. Ich ſuche nie mich mehr, ſondern die Sache; mein ſchein-<lb n="30"/> bares Spiel iſt oft Nothwendigkeit der Schwäche in mir oder dem<lb/> Plan; bei dem <hi rendition="#g">dritten</hi> wirſt du meine fortgehende Reinheit und<lb/> Aufopferung ſehen. (Himmel, welche Wiz-Schichten, Reflexionen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0125]
mit 20 oder 25 herlichen phantaſtiſchen Kupferſtichen von Blake,
engliſch prächtig vergoldet und Saffian [und] Atlas und alles wieder
in ſchwarzer L[eder] Hülſe; eine ächte Gold[kette] geendigt mit einer
groſſen Perle dient ſtat der Zwerg-Zettel die du in Bücher legſt.
Anonym kams, iſt aber vom gothaiſchen Erbprinzen. Ich taxier’ 5
es 15 Guineen. Die Kette bin ich geſonnen abzulöſen und meiner Frau
an den Hals zu henken. Es iſt vielleicht nicht zweimal in Deutſchland,
was mir ſehr bei dem Verkaufen einmal helfen kan. —
d. 22. N.
Heute erhielt ich deinen erfreulichen Brief, der mir ſehr gefiel, 10
ausgenommen die Länge ſeiner Buchſtaben, d. h. die Kürze ſeines
Inhalts. Vergleiche einmal meine mit deinen! Hier iſt einige Antwort!
Schillers Jungfrau (Jeanne d’Arc de Ciel) war mir nach der
Maria St[uart] noch verdächtig troz dem gröſten Lobe der W[eimarer]
Herzogin Mutter; aber da ich ſie geleſen — hätt’ ich beinahe an 15
Schiller geſchrieben, um zu bewundern. Ihr Tod, ihr hoher auſſer-
weltlicher Karakter, der Plan im Ganzen, das Romantiſche flamten
mich Verarmten und doch Verwöhnten an. (Du haſt doch etwas mehr
als ich, [mich.]) Allerdings tadl’ ich den verſchwin[denden] ſchwarzen
Ritter, den Donner, die wenige Wirkung des Hexenglaubens; deinen 20
andern aber ſcharfſinnigen Tadel *) find ich vielleicht erſt bei der 35
zweiten Leſung hel und recht; aber der Verbrennungsprozes wäre doch
weniger dichteriſch geweſen. (Jezt zu dem Alphabet deines Briefs)
A. was iſt das hinter dem Ende? — B. Iſt die franzöſiſche Mathilde
aus unſerem Säkel? Iſt nicht die Jungfrau und der König recht? — 25
C. Über die Materie wurd’ er wohl zu ſehr Herr, nur nicht über den
Herr-Werdenden. — D. Wahr geredet! — E. Weniger! Deine
Grundſäze ſelber ſind vortreflich, tief und feſt; aber deute mir nur
(ohne lange Rechtfertigungen) die beſtimten Stellen im zweiten
Titan an. Ich ſuche nie mich mehr, ſondern die Sache; mein ſchein- 30
bares Spiel iſt oft Nothwendigkeit der Schwäche in mir oder dem
Plan; bei dem dritten wirſt du meine fortgehende Reinheit und
Aufopferung ſehen. (Himmel, welche Wiz-Schichten, Reflexionen,
[135]
*) Überhaupt wünſcht’ ich ſehnlich mich w[ieder in die alte] Ordnung deiner
Leuterung [Lücke]
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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