für mich, wenn ich daran denke, wie oft diese guten Hände und Augen darauf gewesen waren. Mögen nur jene nicht diese oft berühret haben! -- Nur die Ehe ist Liebe und jede abnehmende Liebe war nie die rechte gewesen. -- Wenn wir einmal ohne Post zu uns reden können. Das Schiksal trage dich sanft über das Leben.5
[131] 209. An J. A. Kanne.
[Kopie][Meiningen, 4. Nov. 1801]
Machen Sie nicht die gemalte Beleuchtung Ihr[er] Bild[er] grösser sondern die nachbarliche oder die Fenster. Titel: Kanne-Giessereien; Reflexe und Reflexionen; Titularreisen; Prismata;10
210. An Karoline Herder.
Eilig
Meiningen 18. Nov. 1801.
Theuere Freundin! Sie werden meinen Brief erhalten haben wie ich die Ihrigen. -- Ihren Franco-Wunsch erfüll' ich mit Freude und Sehnsucht; aber vorher mus ich Ihrentwegen Ihnen folgendes vor-15 legen: Wenn die Fürstin Ihre (so leicht zu erfüllende) Bitte dem Fürsten vorträgt: so kan sie es nicht in meinem Namen thun -- da jeder selber bitten mus -- noch in Ihrem -- sondern in Ihres Mannes Namen. (Denn ohne Bitte kan kein Privilegium gegeben werden). Jenen verehrten Namen sol ich aber nicht nennen; wie ist das zu20 machen? -- Ja, wenn Sie es sogar erlaubten: so gieng' es nicht, daß ich als Mitler Herders spräche, da er viel leichter meiner sein könte und ich diesen Verehrten kompromittierte, wenn ich für anstat durch ihn etwas bäte; zumal da die Fürstin ihn in so hohem Grade ver- ehrt. Am besten also wär' es, wenn Herder seine so kleine Bitte, die25 unmöglich fehlgreifen kan, selber vortrüge, ja sie sogar -- weil sonst ihr Objekt zu klein ist -- auf andere Reichsländer, in denen Sie noch Söhne haben, ausbreitete.
Ich bitte Sie daher, unseren Herder nicht einmal mit dem Dasein Ihres frühern Wunsches bekant zu machen, damit er nicht "anfahre",30 wie ich sonst am seeligen Tisch-Pole zu sagen pflegte. Übrigens steht Ihnen meine Feder, meine Bekantschaften und alles was ich vermag
für mich, wenn ich daran denke, wie oft dieſe guten Hände und Augen darauf geweſen waren. Mögen nur jene nicht dieſe oft berühret haben! — Nur die Ehe iſt Liebe und jede abnehmende Liebe war nie die rechte geweſen. — Wenn wir einmal ohne Poſt zu uns reden können. Das Schikſal trage dich ſanft über das Leben.5
[131] 209. An J. A. Kanne.
[Kopie][Meiningen, 4. Nov. 1801]
Machen Sie nicht die gemalte Beleuchtung Ihr[er] Bild[er] gröſſer ſondern die nachbarliche oder die Fenſter. Titel: Kanne-Gieſſereien; Reflexe und Reflexionen; Titularreiſen; Prismata;10
210. An Karoline Herder.
Eilig
Meiningen 18. Nov. 1801.
Theuere Freundin! Sie werden meinen Brief erhalten haben wie ich die Ihrigen. — Ihren Franco-Wunſch erfüll’ ich mit Freude und Sehnſucht; aber vorher mus ich Ihrentwegen Ihnen folgendes vor-15 legen: Wenn die Fürſtin Ihre (ſo leicht zu erfüllende) Bitte dem Fürſten vorträgt: ſo kan ſie es nicht in meinem Namen thun — da jeder ſelber bitten mus — noch in Ihrem — ſondern in Ihres Mannes Namen. (Denn ohne Bitte kan kein Privilegium gegeben werden). Jenen verehrten Namen ſol ich aber nicht nennen; wie iſt das zu20 machen? — Ja, wenn Sie es ſogar erlaubten: ſo gieng’ es nicht, daß ich als Mitler Herders ſpräche, da er viel leichter meiner ſein könte und ich dieſen Verehrten kompromittierte, wenn ich für anſtat durch ihn etwas bäte; zumal da die Fürſtin ihn in ſo hohem Grade ver- ehrt. Am beſten alſo wär’ es, wenn Herder ſeine ſo kleine Bitte, die25 unmöglich fehlgreifen kan, ſelber vortrüge, ja ſie ſogar — weil ſonſt ihr Objekt zu klein iſt — auf andere Reichsländer, in denen Sie noch Söhne haben, ausbreitete.
Ich bitte Sie daher, unſeren Herder nicht einmal mit dem Daſein Ihres frühern Wunſches bekant zu machen, damit er nicht „anfahre“,30 wie ich ſonſt am ſeeligen Tiſch-Pole zu ſagen pflegte. Übrigens ſteht Ihnen meine Feder, meine Bekantſchaften und alles was ich vermag
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für mich, wenn ich daran denke, wie oft dieſe guten Hände und Augen
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haben! — Nur die Ehe iſt Liebe und jede abnehmende Liebe war nie
die rechte geweſen. — Wenn wir einmal ohne Poſt zu uns reden
können. Das Schikſal trage dich ſanft über das Leben. 5
209. An J. A. Kanne.
[Meiningen, 4. Nov. 1801]
Machen Sie nicht die gemalte Beleuchtung Ihr[er] Bild[er] gröſſer
ſondern die nachbarliche oder die Fenſter. Titel: Kanne-Gieſſereien;
Reflexe und Reflexionen; Titularreiſen; Prismata; 10
210. An Karoline Herder.
EiligMeiningen 18. Nov. 1801.
Theuere Freundin! Sie werden meinen Brief erhalten haben wie
ich die Ihrigen. — Ihren Franco-Wunſch erfüll’ ich mit Freude und
Sehnſucht; aber vorher mus ich Ihrentwegen Ihnen folgendes vor- 15
legen: Wenn die Fürſtin Ihre (ſo leicht zu erfüllende) Bitte dem
Fürſten vorträgt: ſo kan ſie es nicht in meinem Namen thun — da
jeder ſelber bitten mus — noch in Ihrem — ſondern in Ihres Mannes
Namen. (Denn ohne Bitte kan kein Privilegium gegeben werden).
Jenen verehrten Namen ſol ich aber nicht nennen; wie iſt das zu 20
machen? — Ja, wenn Sie es ſogar erlaubten: ſo gieng’ es nicht, daß
ich als Mitler Herders ſpräche, da er viel leichter meiner ſein könte
und ich dieſen Verehrten kompromittierte, wenn ich für anſtat durch
ihn etwas bäte; zumal da die Fürſtin ihn in ſo hohem Grade ver-
ehrt. Am beſten alſo wär’ es, wenn Herder ſeine ſo kleine Bitte, die 25
unmöglich fehlgreifen kan, ſelber vortrüge, ja ſie ſogar — weil ſonſt
ihr Objekt zu klein iſt — auf andere Reichsländer, in denen Sie noch
Söhne haben, ausbreitete.
Ich bitte Sie daher, unſeren Herder nicht einmal mit dem Daſein
Ihres frühern Wunſches bekant zu machen, damit er nicht „anfahre“, 30
wie ich ſonſt am ſeeligen Tiſch-Pole zu ſagen pflegte. Übrigens ſteht
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/122>, abgerufen am 16.07.2024.
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