ich es so gut, daß ich blos da size und Antwort, wenn sie geschrieben, an mich erwarte. Hier folgen vier enge Seiten von mir, die ich ihr diktiert; ich füge nur mit eigner Hand das Vidit und Imprimatur gar dazu. Erst gestern erhielten wir Ihr Blat. -- Auf Ottos Antwort auf mein der Hardenbergischen beigefügtes Schreiben lauer' ich5 schon seit meinem Hiersiz. -- Aber ernstlich bin ich begierig, ob er[119] jenes Blat für einen solchen Ofen- und Sonnenschirm hält wie ich; -- unendlich erquikt' es mich.
Wir waren in Cassel und beinah so seelig als in unserer Stube. Meine C. hat wieder den Panzer der festesten Gesundheit am Leib,10 den der Teufel gerade in Bayreuth durchlöchert hatte. -- Die Freuden liegen wie Gärten um uns und wir sind die seeligen ersten Eltern in diesem Eden, um so mehr da ich nicht blos den ersten Menschen darin vorstelle sondern auch die Schlange und also von keiner Eva verführt werde.15
Sie leben, wie ein Name in eine lebendige Frucht geschnitten, wachsend in uns. Das einzige Schlimme ist, daß man Ihnen immer so viel Dank schuldig ist. Mögen die Götter der Freude vor Ihnen her- fliegen und Ihren Weg und Ihr Lager mit Blumen bestreuen. Wohl, herlich, himlisch geh' es dem guten Emanuel!20
R.
Suchen und grüssen Sie doch Oertel in Leipzig.
[gestrichen: Hab' ich nicht das Leihpaquet fremder Briefe bei Ihnen oder Otto gelassen?]
Nein.
192. An Bergkommissar Wolf in Schmalkalden.[120]25
[Kopie][Meiningen, 4. Okt. 1801]
Die Wirthe geben dem ein höheres Stokwerk, der im höhern des Wagens komt, und dem Fusboten nur einen Fusboden.
193. An Mahlmann in Leipzig.
Meiningen d. 5. Okt. 1801.30
Lieber Schwager und Bruder im Du! Hier send' ich dir ein Bruch- stük aus einem Manuskript, das dich um ein Paar Flügel zum Ausflug ins Publikum bittet. Es besteht aus nichts als überfliessendem Wiz und Humor und Kentnissen aller Art. "Die Blätter von Aleph bis
ich es ſo gut, daß ich blos da ſize und Antwort, wenn ſie geſchrieben, an mich erwarte. Hier folgen vier enge Seiten von mir, die ich ihr diktiert; ich füge nur mit eigner Hand das Vidit und Imprimatur gar dazu. Erſt geſtern erhielten wir Ihr Blat. — Auf Ottos Antwort auf mein der Hardenbergischen beigefügtes Schreiben lauer’ ich5 ſchon ſeit meinem Hierſiz. — Aber ernſtlich bin ich begierig, ob er[119] jenes Blat für einen ſolchen Ofen- und Sonnenſchirm hält wie ich; — unendlich erquikt’ es mich.
Wir waren in Cassel und beinah ſo ſeelig als in unſerer Stube. Meine C. hat wieder den Panzer der feſteſten Geſundheit am Leib,10 den der Teufel gerade in Bayreuth durchlöchert hatte. — Die Freuden liegen wie Gärten um uns und wir ſind die ſeeligen erſten Eltern in dieſem Eden, um ſo mehr da ich nicht blos den erſten Menſchen darin vorſtelle ſondern auch die Schlange und alſo von keiner Eva verführt werde.15
Sie leben, wie ein Name in eine lebendige Frucht geſchnitten, wachſend in uns. Das einzige Schlimme iſt, daß man Ihnen immer ſo viel Dank ſchuldig iſt. Mögen die Götter der Freude vor Ihnen her- fliegen und Ihren Weg und Ihr Lager mit Blumen beſtreuen. Wohl, herlich, himliſch geh’ es dem guten Emanuel!20
R.
Suchen und grüſſen Sie doch Oertel in Leipzig.
[gestrichen: Hab’ ich nicht das Leihpaquet fremder Briefe bei Ihnen oder Otto gelaſſen?]
Nein.
192. An Bergkommiſſar Wolf in Schmalkalden.[120]25
[Kopie][Meiningen, 4. Okt. 1801]
Die Wirthe geben dem ein höheres Stokwerk, der im höhern des Wagens komt, und dem Fusboten nur einen Fusboden.
193. An Mahlmann in Leipzig.
Meiningen d. 5. Okt. 1801.30
Lieber Schwager und Bruder im Du! Hier ſend’ ich dir ein Bruch- ſtük aus einem Manuſkript, das dich um ein Paar Flügel zum Ausflug ins Publikum bittet. Es beſteht aus nichts als überflieſſendem Wiz und Humor und Kentniſſen aller Art. „Die Blätter von Aleph bis
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dazu. Erſt geſtern erhielten wir Ihr Blat. — Auf Ottos Antwort
auf mein der Hardenbergischen beigefügtes Schreiben lauer’ ich 5
ſchon ſeit meinem Hierſiz. — Aber ernſtlich bin ich begierig, ob er
jenes Blat für einen ſolchen Ofen- und Sonnenſchirm hält wie ich;
— unendlich erquikt’ es mich.
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Wir waren in Cassel und beinah ſo ſeelig als in unſerer Stube.
Meine C. hat wieder den Panzer der feſteſten Geſundheit am Leib, 10
den der Teufel gerade in Bayreuth durchlöchert hatte. — Die Freuden
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dieſem Eden, um ſo mehr da ich nicht blos den erſten Menſchen darin
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werde. 15
Sie leben, wie ein Name in eine lebendige Frucht geſchnitten,
wachſend in uns. Das einzige Schlimme iſt, daß man Ihnen immer ſo
viel Dank ſchuldig iſt. Mögen die Götter der Freude vor Ihnen her-
fliegen und Ihren Weg und Ihr Lager mit Blumen beſtreuen. Wohl,
herlich, himliſch geh’ es dem guten Emanuel! 20
R.
Suchen und grüſſen Sie doch Oertel in Leipzig.
Nein.
192. An Bergkommiſſar Wolf in Schmalkalden. 25
[Meiningen, 4. Okt. 1801]
Die Wirthe geben dem ein höheres Stokwerk, der im höhern des
Wagens komt, und dem Fusboten nur einen Fusboden.
193. An Mahlmann in Leipzig.
Meiningen d. 5. Okt. 1801. 30
Lieber Schwager und Bruder im Du! Hier ſend’ ich dir ein Bruch-
ſtük aus einem Manuſkript, das dich um ein Paar Flügel zum Ausflug
ins Publikum bittet. Es beſteht aus nichts als überflieſſendem Wiz
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/111>, abgerufen am 16.07.2024.
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