Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite

deutschen Tugend finde: so werden wir uns vielleicht begegnen. Alles
kan so leicht getrent werden auf dieser irrenden Kugel; und eben darum
auch vereint. Lebe wohl mit der Deinigen und den Deinigen.

J. P. F. Richter
[109] 172. An Böttiger.5
[Kopie]

Diese Aerzte verdienen wie ihr Schuzgot vom Donner erschlagen
zu werden, weil sie nichts in den Himmel schicken -- die Beschreibung
war mit Galle koloriert wie sein Auge. Der Kreuzprobe der Hof-
etiquette begegnet man in der Ehe am ersten. -- Zur Fahrt erwart' ich10
den Sonnenwagen, der bisher über die Wolken wegflog. Die Bücher
spinnen mich mit einem Vulkans Neze auf meinem Schreib-Fauteuil
de Fronsac
ein.

173. An Karoline Richter in Meiningen.
15

Du gute Seele! Mitten im Tumult der Lust schreib' ich dir. Wie
wirst du Einsame dich sehnen! Mir fuhr, so oft ich hier an einem neuen
Altar der herlichen Gegend stand, der Gedanke an deine Ferne wie
ein Stich durchs Herz. Du meine Gute! Morgen Mittags komm ich
mit dem Herzog, weil ich dich nicht länger missen kan.20

Möge dir wohl sein! Du must einmal hieher. Lebe wohl! Wie
werd ich dir morgen ans treue Herz fallen! Unsäglich sehn' ich
mich --

R.
174. An Prinz Friedrich von Gotha.
[Kopie]25

Ihre Freundin wird meine Fürsprecherin sein für die Freimüthig-
keit, Ihnen diese Einlage mitzugeben, so wie ich vorgestern gar den
Verfasser Ihnen unter Ihr Gepäcke legen d[urfte] -- schöne Stunden,
wie sie die Flötenuhr der Poesie, nicht die Kukuksuhr der Altäglichkeit
ausschlägt --30

175. An Gräfin Schlabrendorff in Liebenstein.

Liebe! Haushaltung geht voran, weil man den ganzen Tag gar
nicht aus ihr herauskomt. Ich habe sieben Bitten: 1) daß Sie meinen

deutſchen Tugend finde: ſo werden wir uns vielleicht begegnen. Alles
kan ſo leicht getrent werden auf dieſer irrenden Kugel; und eben darum
auch vereint. Lebe wohl mit der Deinigen und den Deinigen.

J. P. F. Richter
[109] 172. An Böttiger.5
[Kopie]

Dieſe Aerzte verdienen wie ihr Schuzgot vom Donner erſchlagen
zu werden, weil ſie nichts in den Himmel ſchicken — die Beſchreibung
war mit Galle koloriert wie ſein Auge. Der Kreuzprobe der Hof-
etiquette begegnet man in der Ehe am erſten. — Zur Fahrt erwart’ ich10
den Sonnenwagen, der bisher über die Wolken wegflog. Die Bücher
ſpinnen mich mit einem Vulkans Neze auf meinem Schreib-Fauteuil
de Fronsac
ein.

173. An Karoline Richter in Meiningen.
15

Du gute Seele! Mitten im Tumult der Luſt ſchreib’ ich dir. Wie
wirſt du Einſame dich ſehnen! Mir fuhr, ſo oft ich hier an einem neuen
Altar der herlichen Gegend ſtand, der Gedanke an deine Ferne wie
ein Stich durchs Herz. Du meine Gute! Morgen Mittags komm ich
mit dem Herzog, weil ich dich nicht länger miſſen kan.20

Möge dir wohl ſein! Du muſt einmal hieher. Lebe wohl! Wie
werd ich dir morgen ans treue Herz fallen! Unſäglich ſehn’ ich
mich —

R.
174. An Prinz Friedrich von Gotha.
[Kopie]25

Ihre Freundin wird meine Fürſprecherin ſein für die Freimüthig-
keit, Ihnen dieſe Einlage mitzugeben, ſo wie ich vorgeſtern gar den
Verfaſſer Ihnen unter Ihr Gepäcke legen d[urfte] — ſchöne Stunden,
wie ſie die Flötenuhr der Poeſie, nicht die Kukuksuhr der Altäglichkeit
ausſchlägt —30

175. An Gräfin Schlabrendorff in Liebenſtein.

Liebe! Haushaltung geht voran, weil man den ganzen Tag gar
nicht aus ihr herauskomt. Ich habe ſieben Bitten: 1) daß Sie meinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0102" n="96"/>
deut&#x017F;chen Tugend finde: &#x017F;o werden wir uns vielleicht begegnen. Alles<lb/>
kan &#x017F;o leicht getrent werden auf die&#x017F;er irrenden Kugel; und eben darum<lb/>
auch vereint. Lebe wohl mit der Deinigen und den Deinigen.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head><note place="left"><ref target="1922_Bd4_109">[109]</ref></note> 172. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi><lb n="5"/>
</head>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 3. Aug. 1801]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Aerzte verdienen wie ihr Schuzgot vom Donner er&#x017F;chlagen<lb/>
zu werden, weil &#x017F;ie nichts in den Himmel &#x017F;chicken &#x2014; die Be&#x017F;chreibung<lb/>
war mit Galle koloriert wie &#x017F;ein Auge. Der Kreuzprobe der Hof-<lb/>
etiquette begegnet man in der Ehe am er&#x017F;ten. &#x2014; Zur Fahrt erwart&#x2019; ich<lb n="10"/>
den Sonnenwagen, der bisher über die Wolken wegflog. Die Bücher<lb/>
&#x017F;pinnen mich mit einem Vulkans Neze auf meinem Schreib-<hi rendition="#aq">Fauteuil<lb/>
de Fronsac</hi> ein.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>173. An <hi rendition="#g">Karoline Richter in Meiningen.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">Sontags Morg. [Lieben&#x017F;tein, 9. Aug. 1801]</hi> </dateline>
        <lb n="15"/>
        <p>Du gute Seele! Mitten im Tumult der Lu&#x017F;t &#x017F;chreib&#x2019; ich dir. Wie<lb/>
wir&#x017F;t du Ein&#x017F;ame dich &#x017F;ehnen! Mir fuhr, &#x017F;o oft ich hier an einem neuen<lb/>
Altar der herlichen Gegend &#x017F;tand, der Gedanke an deine Ferne wie<lb/>
ein Stich durchs Herz. Du meine Gute! Morgen Mittags komm ich<lb/>
mit dem Herzog, weil ich dich nicht länger mi&#x017F;&#x017F;en kan.<lb n="20"/>
</p>
        <p>Möge dir wohl &#x017F;ein! Du mu&#x017F;t einmal hieher. Lebe wohl! Wie<lb/>
werd ich dir morgen ans treue Herz fallen! Un&#x017F;äglich &#x017F;ehn&#x2019; ich<lb/>
mich &#x2014;</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>174. An <hi rendition="#g">Prinz Friedrich von Gotha.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 10. Aug. 1801]</hi> </dateline>
        <lb n="25"/>
        <p>Ihre Freundin wird meine Für&#x017F;precherin &#x017F;ein für die Freimüthig-<lb/>
keit, Ihnen die&#x017F;e Einlage mitzugeben, &#x017F;o wie ich vorge&#x017F;tern gar den<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;er Ihnen unter Ihr Gepäcke legen d[urfte] &#x2014; &#x017F;chöne Stunden,<lb/>
wie &#x017F;ie die Flötenuhr der Poe&#x017F;ie, nicht die Kukuksuhr der Altäglichkeit<lb/>
aus&#x017F;chlägt &#x2014;<lb n="30"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>175. An <hi rendition="#g">Gräfin Schlabrendorff in Lieben&#x017F;tein.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">M[einingen] d. 10. Aug. 1801.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Liebe! Haushaltung geht voran, weil man den ganzen Tag gar<lb/>
nicht aus ihr herauskomt. Ich habe &#x017F;ieben Bitten: 1) daß Sie meinen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0102] deutſchen Tugend finde: ſo werden wir uns vielleicht begegnen. Alles kan ſo leicht getrent werden auf dieſer irrenden Kugel; und eben darum auch vereint. Lebe wohl mit der Deinigen und den Deinigen. J. P. F. Richter 172. An Böttiger. 5 [Meiningen, 3. Aug. 1801] Dieſe Aerzte verdienen wie ihr Schuzgot vom Donner erſchlagen zu werden, weil ſie nichts in den Himmel ſchicken — die Beſchreibung war mit Galle koloriert wie ſein Auge. Der Kreuzprobe der Hof- etiquette begegnet man in der Ehe am erſten. — Zur Fahrt erwart’ ich 10 den Sonnenwagen, der bisher über die Wolken wegflog. Die Bücher ſpinnen mich mit einem Vulkans Neze auf meinem Schreib-Fauteuil de Fronsac ein. 173. An Karoline Richter in Meiningen. Sontags Morg. [Liebenſtein, 9. Aug. 1801] 15 Du gute Seele! Mitten im Tumult der Luſt ſchreib’ ich dir. Wie wirſt du Einſame dich ſehnen! Mir fuhr, ſo oft ich hier an einem neuen Altar der herlichen Gegend ſtand, der Gedanke an deine Ferne wie ein Stich durchs Herz. Du meine Gute! Morgen Mittags komm ich mit dem Herzog, weil ich dich nicht länger miſſen kan. 20 Möge dir wohl ſein! Du muſt einmal hieher. Lebe wohl! Wie werd ich dir morgen ans treue Herz fallen! Unſäglich ſehn’ ich mich — R. 174. An Prinz Friedrich von Gotha. [Meiningen, 10. Aug. 1801] 25 Ihre Freundin wird meine Fürſprecherin ſein für die Freimüthig- keit, Ihnen dieſe Einlage mitzugeben, ſo wie ich vorgeſtern gar den Verfaſſer Ihnen unter Ihr Gepäcke legen d[urfte] — ſchöne Stunden, wie ſie die Flötenuhr der Poeſie, nicht die Kukuksuhr der Altäglichkeit ausſchlägt — 30 175. An Gräfin Schlabrendorff in Liebenſtein. M[einingen] d. 10. Aug. 1801. Liebe! Haushaltung geht voran, weil man den ganzen Tag gar nicht aus ihr herauskomt. Ich habe ſieben Bitten: 1) daß Sie meinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/102
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/102>, abgerufen am 24.11.2024.