Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.bleiben, um ein Souper bei D. Niemayer, wozu ich mich 8 Tage Heute fuhr Reichard mit mir in 4 Stunden hieher. Seine Gefälligkeit5 d. 1 August. So mus ich den ganzen Kalender zum Brief-Datum machen. Ich Schreibe mir etwas von Wernlein. Sage unserer Amöne, daß mein Thümmel wolte mich mit Weisse besuchen, er komt aber in 8 Tagen Von meinen Palingenesien kanst du 1. Band haben, wenn du ihn Lebe wohl mein Treuer! Meine Seele bleibt wahrscheinlich bis25 R. Frankiere den Brief an Gotlieb nicht, er hat bei dem Mönchberger Reichard komt vielleicht im August mit einer Kommission nach Hof.30 bleiben, um ein Souper bei D. Niemayer, wozu ich mich 8 Tage Heute fuhr Reichard mit mir in 4 Stunden hieher. Seine Gefälligkeit5 d. 1 Auguſt. So mus ich den ganzen Kalender zum Brief-Datum machen. Ich Schreibe mir etwas von Wernlein. Sage unſerer Amöne, daß mein Thümmel wolte mich mit Weiſſe beſuchen, er komt aber in 8 Tagen Von meinen Palingenesien kanſt du 1. Band haben, wenn du ihn Lebe wohl mein Treuer! Meine Seele bleibt wahrſcheinlich bis25 R. Frankiere den Brief an Gotlieb nicht, er hat bei dem Mönchberger Reichard komt vielleicht im Auguſt mit einer Kommiſſion nach Hof.30 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="79"/> bleiben, um ein Souper bei <hi rendition="#aq">D. Niemayer,</hi> wozu ich mich 8 Tage<lb/> vorher verſprochen, mitaufzueſſen. Es war alles herlich und — kriege-<lb/> riſch (denn ich diſputiere überal), und die Niemeyer hab ich recht innig<lb/> lieb. —</p><lb/> <p>Heute fuhr Reichard mit mir in 4 Stunden hieher. Seine Gefälligkeit<lb n="5"/> für mich überſteigt meine Hofnung und Erwiederung. Seine Frau hat<note place="right"><ref target="1922_Bd3_86">[86]</ref></note><lb/> die ſchönſte ſtilſte Seele und die ſchönſte Naſe, die mir noch vorgekom-<lb/> men. — Auſſer Halle muſt ich blos das Albinos Bier (den Broyhahn)<lb/> trinken. — Die <hi rendition="#aq">Berlepsch</hi> iſt in <hi rendition="#aq">Eger.</hi> Ich reiſe nie mehr mit einer<lb/> Dame; die 6 <hi rendition="#aq">Ld’or,</hi> — die Reiſe-<hi rendition="#aq">rata,</hi> die ich ihr zahlte, abgerechnet<lb n="10"/> die eingebüßten [!] geliehenen rtl. und Groſchen — hätt’ ich mit beſſerer<lb/> und ökonom[iſcherer] Wahl der Freude verreiſen können. —</p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 1 Auguſt.</hi> </dateline><lb/> <p>So mus ich den ganzen Kalender zum Brief-Datum machen. Ich<lb/> kan dir vor lauter Zerſtreuungen, da ich faſt jeden Tag irgend anderswo<lb n="15"/> eſſe oder ſize, ſie nicht malen.</p><lb/> <p>Schreibe mir etwas von Wernlein. Sage unſerer Amöne, daß mein<lb/> nächſter Brief nach <hi rendition="#aq">Hof</hi> an ſie iſt. — Hier haſt du einen vom Ren-<lb/> danten, der mich ſehr erweicht hat ob ich gleich den Brief nicht dazu<lb/> brauchte. —<lb n="20"/> </p><lb/> <p>Thümmel wolte mich mit Weiſſe beſuchen, er komt aber in 8 Tagen<lb/> wieder.</p><lb/> <p>Von meinen <hi rendition="#aq">Palingenesien</hi> kanſt du 1. Band haben, wenn du ihn<lb/> ohne den 2<hi rendition="#sup">ten</hi> wilſt.</p><lb/> <p>Lebe wohl mein Treuer! Meine Seele bleibt wahrſcheinlich bis<lb n="25"/> November aus vielen Gründen in wundreibender Bewegung.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Frankiere den Brief an Gotlieb nicht, er hat bei dem Mönchberger<lb/> Poſtmeiſter das Recht des R[eichs]Hofraths.</p><lb/> <p>Reichard komt vielleicht im Auguſt mit einer Kommiſſion nach <hi rendition="#aq">Hof.</hi><lb n="30"/> Dein Bruder korreſpondiert mit ihm. Wenn du aus dieſer Note etwas<lb/><hi rendition="#g">für</hi> <hi rendition="#aq">Herold</hi> ziehen oder thun kanſt: ſo thu es aber <hi rendition="#g">mit Verſchweigen</hi><lb/> der Quelle. Ich und R[eichard] ſind weltpolen-weit aus einander, mir<lb/> kan nur ſein Erzählen und ihm von mir mein Zuhören gefallen. Über<lb/> Künſte und Menſchen und Empfindungen ſind wir ewig getrent.<lb n="35"/> </p> </postscript> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [79/0087]
bleiben, um ein Souper bei D. Niemayer, wozu ich mich 8 Tage
vorher verſprochen, mitaufzueſſen. Es war alles herlich und — kriege-
riſch (denn ich diſputiere überal), und die Niemeyer hab ich recht innig
lieb. —
Heute fuhr Reichard mit mir in 4 Stunden hieher. Seine Gefälligkeit 5
für mich überſteigt meine Hofnung und Erwiederung. Seine Frau hat
die ſchönſte ſtilſte Seele und die ſchönſte Naſe, die mir noch vorgekom-
men. — Auſſer Halle muſt ich blos das Albinos Bier (den Broyhahn)
trinken. — Die Berlepsch iſt in Eger. Ich reiſe nie mehr mit einer
Dame; die 6 Ld’or, — die Reiſe-rata, die ich ihr zahlte, abgerechnet 10
die eingebüßten [!] geliehenen rtl. und Groſchen — hätt’ ich mit beſſerer
und ökonom[iſcherer] Wahl der Freude verreiſen können. —
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d. 1 Auguſt.
So mus ich den ganzen Kalender zum Brief-Datum machen. Ich
kan dir vor lauter Zerſtreuungen, da ich faſt jeden Tag irgend anderswo 15
eſſe oder ſize, ſie nicht malen.
Schreibe mir etwas von Wernlein. Sage unſerer Amöne, daß mein
nächſter Brief nach Hof an ſie iſt. — Hier haſt du einen vom Ren-
danten, der mich ſehr erweicht hat ob ich gleich den Brief nicht dazu
brauchte. — 20
Thümmel wolte mich mit Weiſſe beſuchen, er komt aber in 8 Tagen
wieder.
Von meinen Palingenesien kanſt du 1. Band haben, wenn du ihn
ohne den 2ten wilſt.
Lebe wohl mein Treuer! Meine Seele bleibt wahrſcheinlich bis 25
November aus vielen Gründen in wundreibender Bewegung.
R.
Frankiere den Brief an Gotlieb nicht, er hat bei dem Mönchberger
Poſtmeiſter das Recht des R[eichs]Hofraths.
Reichard komt vielleicht im Auguſt mit einer Kommiſſion nach Hof. 30
Dein Bruder korreſpondiert mit ihm. Wenn du aus dieſer Note etwas
für Herold ziehen oder thun kanſt: ſo thu es aber mit Verſchweigen
der Quelle. Ich und R[eichard] ſind weltpolen-weit aus einander, mir
kan nur ſein Erzählen und ihm von mir mein Zuhören gefallen. Über
Künſte und Menſchen und Empfindungen ſind wir ewig getrent. 35
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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