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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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machen können. -- frei in einen weiten Raum müssen meine Flügel
aufgehen -- mit abtheilenden Entscheidungen ins Band zweier Seelen
greifen -- -- [Ich habe] schmerzlich gelernt, der kurzen Almacht der
stärksten Gefühle die ewige Macht der kältern Vernunft vorzuziehen.
Sie halten Liebe gegen ferne Wesen so leicht für Liebe gegen nahe und5
trauen den Träumen des Herzens, in denen sich freilich alle Ecken des
Andern [?] und der Wirklichkeit leicht glätten. -- wir haben nichts
verloren als unsere Gegenwart -- die gewöhnlichen Verhältnisse des
Lebens und der Gewohnheit zerrütten unsere Liebe -- es giebt aber
höhere, obwohl schmerzlichere.10

484. An Thieriot.

Beiliegendes Paquet sandte mir Böttiger mit einer Oblate, die
ich leider in der Hofnung, Ihren ungedrukten Aufsaz zu finden, zer-
brochen habe. Es versteht sich, daß ich vom beiliegenden Brief nichts15
gelesen.

Den Ihrigen hab' ich empfangen. --

In Berlin blieb ich über einen Monath unter mehreren Freunden
und Freuden als ich irgendwo fand. Im Herbste -- meiner gewöhn-
lichen Wanderzeit -- zieh ich für den Winter dahin. --20

Buri wil in den nächsten 8 Tagen dahin, wie er schon seit mehreren
Wochen versichert. Der tragische Flek -- die reizende Königin, (diese
gab mir ein Essen, jener den Wallenstein) -- und 200 schöne Mädgen
bezauberten mich.

Leben Sie wohl und studieren Sie Jura oder die Geige, Lieber!25

R.
485. An (Elisa?) Feind.
[Kopie]

Leipzig, diese sonst gesprächige Stadt, ist für mich stum -- Haben[378]
Sie Dinte genug, mir alle Ihre Fata vorzumalen? Und haben Sie den30
Willen, mir wenigstens zu sagen: Gott grüsse Sie, H. Legazionsrath?
-- Ich bitte Sie, einem solchen Mährgen den Hals umzudrehen. --
schöne Stunden, womit Sie mir ein Mesgeschenk gemacht.

machen können. — frei in einen weiten Raum müſſen meine Flügel
aufgehen — mit abtheilenden Entſcheidungen ins Band zweier Seelen
greifen — — [Ich habe] ſchmerzlich gelernt, der kurzen Almacht der
ſtärkſten Gefühle die ewige Macht der kältern Vernunft vorzuziehen.
Sie halten Liebe gegen ferne Weſen ſo leicht für Liebe gegen nahe und5
trauen den Träumen des Herzens, in denen ſich freilich alle Ecken des
Andern [?] und der Wirklichkeit leicht glätten. — wir haben nichts
verloren als unſere Gegenwart — die gewöhnlichen Verhältniſſe des
Lebens und der Gewohnheit zerrütten unſere Liebe — es giebt aber
höhere, obwohl ſchmerzlichere.10

484. An Thieriot.

Beiliegendes Paquet ſandte mir Böttiger mit einer Oblate, die
ich leider in der Hofnung, Ihren ungedrukten Aufſaz zu finden, zer-
brochen habe. Es verſteht ſich, daß ich vom beiliegenden Brief nichts15
geleſen.

Den Ihrigen hab’ ich empfangen. —

In Berlin blieb ich über einen Monath unter mehreren Freunden
und Freuden als ich irgendwo fand. Im Herbſte — meiner gewöhn-
lichen Wanderzeit — zieh ich für den Winter dahin. —20

Buri wil in den nächſten 8 Tagen dahin, wie er ſchon ſeit mehreren
Wochen verſichert. Der tragiſche Flek — die reizende Königin, (dieſe
gab mir ein Eſſen, jener den Wallenſtein) — und 200 ſchöne Mädgen
bezauberten mich.

Leben Sie wohl und ſtudieren Sie Jura oder die Geige, Lieber!25

R.
485. An (Eliſa?) Feind.
[Kopie]

Leipzig, dieſe ſonſt geſprächige Stadt, iſt für mich ſtum — Haben[378]
Sie Dinte genug, mir alle Ihre Fata vorzumalen? Und haben Sie den30
Willen, mir wenigſtens zu ſagen: Gott grüſſe Sie, H. Legazionsrath?
— Ich bitte Sie, einem ſolchen Mährgen den Hals umzudrehen. —
ſchöne Stunden, womit Sie mir ein Mesgeſchenk gemacht.

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[351/0371] machen können. — frei in einen weiten Raum müſſen meine Flügel aufgehen — mit abtheilenden Entſcheidungen ins Band zweier Seelen greifen — — [Ich habe] ſchmerzlich gelernt, der kurzen Almacht der ſtärkſten Gefühle die ewige Macht der kältern Vernunft vorzuziehen. Sie halten Liebe gegen ferne Weſen ſo leicht für Liebe gegen nahe und 5 trauen den Träumen des Herzens, in denen ſich freilich alle Ecken des Andern [?] und der Wirklichkeit leicht glätten. — wir haben nichts verloren als unſere Gegenwart — die gewöhnlichen Verhältniſſe des Lebens und der Gewohnheit zerrütten unſere Liebe — es giebt aber höhere, obwohl ſchmerzlichere. 10 484. An Thieriot. Weimar d. 12 July 1800. Beiliegendes Paquet ſandte mir Böttiger mit einer Oblate, die ich leider in der Hofnung, Ihren ungedrukten Aufſaz zu finden, zer- brochen habe. Es verſteht ſich, daß ich vom beiliegenden Brief nichts 15 geleſen. Den Ihrigen hab’ ich empfangen. — In Berlin blieb ich über einen Monath unter mehreren Freunden und Freuden als ich irgendwo fand. Im Herbſte — meiner gewöhn- lichen Wanderzeit — zieh ich für den Winter dahin. — 20 Buri wil in den nächſten 8 Tagen dahin, wie er ſchon ſeit mehreren Wochen verſichert. Der tragiſche Flek — die reizende Königin, (dieſe gab mir ein Eſſen, jener den Wallenſtein) — und 200 ſchöne Mädgen bezauberten mich. Leben Sie wohl und ſtudieren Sie Jura oder die Geige, Lieber! 25 R. 485. An (Eliſa?) Feind. [Weimar, 12. Juli 1800] Leipzig, dieſe ſonſt geſprächige Stadt, iſt für mich ſtum — Haben Sie Dinte genug, mir alle Ihre Fata vorzumalen? Und haben Sie den 30 Willen, mir wenigſtens zu ſagen: Gott grüſſe Sie, H. Legazionsrath? — Ich bitte Sie, einem ſolchen Mährgen den Hals umzudrehen. — ſchöne Stunden, womit Sie mir ein Mesgeſchenk gemacht. [378]

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/371>, abgerufen am 22.11.2024.