mich brieflich nach Sanssouci, ich as bei ihr, sie zeigte mir alles um dasselbe etc. -- ferner bei dem Minister von Alvensleben -- endlich überal -- Zölner lud 40 Menschen in der Yorks Loge zusammen meinetwegen -- Viel Haare erbeutete ich (eine ganze Uhrkette von 3 Schwestern Haaren) und viele gab mein eigner Scheitel her, so daß5 ich eben so wohl von dem leben wolte -- wenn ichs verhandelte -- was auf meiner Hirnschaale wächset als was unter ihr -- Flek, der höhere Tragikus als Ifland, und die Unzelman spielten vor mir göt- lich -- Jeder Hund kante mich, weil er mich in der Loge gesehen -- 2 Briefe, Billets und Stambücher schrieb ich da, mehr nicht weil ich10 des Tags nur 1 1/2 Stunde hatte -- Ahlefeldt lernt' ich noch inniger [372]lieben und ich nahm ihn überal mit -- Freund! es grauset mir, nur den Rahmen, geschweige das Gemälde zu machen; alles mus auf mündliche Erzählung verschoben werden. -- (Die Federn hab' ich noch nicht.) Apropos! die Liebman wil mir einige 4 Wochen15 nach dem Termin die 80 rtl. wiedersenden und verlangt jezt blos, -- da sie zu Johannis 1000 rtl. für das Haus zu zahlen haben -- 500 rtl. gelehnt von mir; aber ich schlug ihrs doch ab. -- Renate ist edler und könte das nicht; beide Gatten werden sehr sinken [?]. -- Der Clavis, sagt Herder, findet überal Löcher und wirkt sehr in Jena. Herder20 empfieng mich nicht warm genug aus einem Grunde unten und weil der edle Man glaubt, *) das Publikum versäume ihn, wenn es so lange von Titan etc. spricht und wenn es in den hamb[urgischen] und berlinischen Zeitungen steht, daß ich nach Berlin wil und daß ich da bin. -- Auch Hardenberg wolte mich in Berlin zu sich haben; aber25 unser Verreisen fiel in zweierlei Zeit. Meines Rendanten wegen ist mir diese Kleinigkeit sehr lieb. -- Der Ton an der Hoftafel war leicht und gut -- mündlich ein Mehreres! -- Nur in Berlin ist Freiheit und Gesez, bei Gott! Bei Alvensleben sprach man so frei wie auf -- diesem Blat. -- Meine Sydow hat meine vermehrte Achtung mit-30 genommen. Welches Weib! Südliche Naivetät (bis zum Komischen) -- südliches Feuer -- Festigkeit -- Weichheit -- und ein treues deutsches Auge! Sie lieb' ich wie es Gott haben wil -- Hingegen im Thiergarten blieb ich bei der Bernard geborne v. Gad (Eger etc.)
*) und weil ihn im Clavis das Lob des verhasten Jacobi ärgert, das er mir35 vorwarf.
mich brieflich nach Sanssouci, ich as bei ihr, ſie zeigte mir alles um daſſelbe ꝛc. — ferner bei dem Miniſter von Alvensleben — endlich überal — Zölner lud 40 Menſchen in der Yorks Loge zuſammen meinetwegen — Viel Haare erbeutete ich (eine ganze Uhrkette von 3 Schweſtern Haaren) und viele gab mein eigner Scheitel her, ſo daß5 ich eben ſo wohl von dem leben wolte — wenn ichs verhandelte — was auf meiner Hirnſchaale wächſet als was unter ihr — Flek, der höhere Tragikus als Ifland, und die Unzelman ſpielten vor mir göt- lich — Jeder Hund kante mich, weil er mich in der Loge geſehen — 2 Briefe, Billets und Stambücher ſchrieb ich da, mehr nicht weil ich10 des Tags nur 1 ½ Stunde hatte — Ahlefeldt lernt’ ich noch inniger [372]lieben und ich nahm ihn überal mit — Freund! es grauſet mir, nur den Rahmen, geſchweige das Gemälde zu machen; alles mus auf mündliche Erzählung verſchoben werden. — (Die Federn hab’ ich noch nicht.) Apropos! die Liebman wil mir einige 〈4〉 Wochen15 nach dem Termin die 80 rtl. wiederſenden und verlangt jezt blos, — da ſie zu Johannis 1000 rtl. für das Haus zu zahlen haben — 500 rtl. gelehnt von mir; aber ich ſchlug ihrs doch ab. — Renate iſt edler und könte das nicht; beide Gatten werden ſehr ſinken [?]. — Der Clavis, ſagt Herder, findet überal Löcher und wirkt ſehr in Jena. Herder20 empfieng mich nicht warm genug aus einem Grunde unten und weil der edle Man glaubt, *) das Publikum verſäume ihn, wenn es ſo lange von Titan ꝛc. ſpricht und wenn es in den hamb[urgiſchen] und berliniſchen Zeitungen ſteht, daß ich nach Berlin wil und daß ich da bin. — Auch Hardenberg wolte mich in Berlin zu ſich haben; aber25 unſer Verreiſen fiel in zweierlei Zeit. Meines Rendanten wegen iſt mir dieſe Kleinigkeit ſehr lieb. — Der Ton an der Hoftafel war leicht und gut — mündlich ein Mehreres! — Nur in Berlin iſt Freiheit und Geſez, bei Gott! Bei Alvensleben ſprach man ſo frei wie auf — dieſem Blat. — Meine Sydow hat meine vermehrte Achtung mit-30 genommen. Welches Weib! Südliche Naivetät (bis zum Komiſchen) — ſüdliches Feuer — Feſtigkeit — Weichheit — und ein treues deutſches Auge! Sie lieb’ ich wie es Gott haben wil — Hingegen im Thiergarten blieb ich bei der Bernard geborne v. Gad (Eger ꝛc.)
*) und weil ihn im Clavis das Lob des verhaſten Jacobi ärgert, das er mir35 vorwarf.
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mich brieflich nach Sanssouci, ich as bei ihr, ſie zeigte mir alles um
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meinetwegen — Viel Haare erbeutete ich (eine ganze Uhrkette von
3 Schweſtern Haaren) und viele gab mein eigner Scheitel her, ſo daß 5
ich eben ſo wohl von dem leben wolte — wenn ichs verhandelte — was
auf meiner Hirnſchaale wächſet als was unter ihr — Flek, der
höhere Tragikus als Ifland, und die Unzelman ſpielten vor mir göt-
lich — Jeder Hund kante mich, weil er mich in der Loge geſehen —
2 Briefe, Billets und Stambücher ſchrieb ich da, mehr nicht weil ich 10
des Tags nur 1 ½ Stunde hatte — Ahlefeldt lernt’ ich noch inniger
lieben und ich nahm ihn überal mit — Freund! es grauſet mir, nur
den Rahmen, geſchweige das Gemälde zu machen; alles mus auf
mündliche Erzählung verſchoben werden. — (Die Federn hab’ ich
noch nicht.) Apropos! die Liebman wil mir einige 〈4〉 Wochen 15
nach dem Termin die 80 rtl. wiederſenden und verlangt jezt blos, —
da ſie zu Johannis 1000 rtl. für das Haus zu zahlen haben — 500 rtl.
gelehnt von mir; aber ich ſchlug ihrs doch ab. — Renate iſt edler und
könte das nicht; beide Gatten werden ſehr ſinken [?]. — Der Clavis,
ſagt Herder, findet überal Löcher und wirkt ſehr in Jena. Herder 20
empfieng mich nicht warm genug aus einem Grunde unten und weil
der edle Man glaubt, *) das Publikum verſäume ihn, wenn es ſo
lange von Titan ꝛc. ſpricht und wenn es in den hamb[urgiſchen] und
berliniſchen Zeitungen ſteht, daß ich nach Berlin wil und daß ich da
bin. — Auch Hardenberg wolte mich in Berlin zu ſich haben; aber 25
unſer Verreiſen fiel in zweierlei Zeit. Meines Rendanten wegen iſt mir
dieſe Kleinigkeit ſehr lieb. — Der Ton an der Hoftafel war leicht und
gut — mündlich ein Mehreres! — Nur in Berlin iſt Freiheit und
Geſez, bei Gott! Bei Alvensleben ſprach man ſo frei wie auf —
dieſem Blat. — Meine Sydow hat meine vermehrte Achtung mit- 30
genommen. Welches Weib! Südliche Naivetät (bis zum Komiſchen)
— ſüdliches Feuer — Feſtigkeit — Weichheit — und ein treues
deutſches Auge! Sie lieb’ ich wie es Gott haben wil — Hingegen
im Thiergarten blieb ich bei der Bernard geborne v. Gad (Eger ꝛc.)
[372]
*) und weil ihn im Clavis das Lob des verhaſten Jacobi ärgert, das er mir 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/366>, abgerufen am 25.11.2024.
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