Die Erscheinung des Titans hat die schönste und eine volendete Ent- schuldigung, die Einwilligung der schwesterlichen und verschwisterten Seele, die im Namen der fernen und ähnlichen dem Verfasser das5 Geschenk der Erlaubnis machte, den etc. Namen Luise vor sein zweites Lieblingswerk [?] zu stellen, wie wohl derselbe [?] schon in seinem ersten unter dem Namen Klotilde die Heldin bezeichnete. Die alten Titanen wolten den Himmel stürmen; und der neue möchte -- wenn er nicht seine Absicht so sehr verfehlt als jene ihre -- ihn lieber erheitern;10 [356]aber seine Wünsche sind grösser als seine Hofnung. Beides gilt auch für das Glük, Ihr[o Majestät] zu sehen, das ich in W[eimar] nicht er- reichen konte und dem ich nun zum zweitenmale näher bin.
460. An Fürstin Therese von Thurn und Taxis.
[Kopie][Weimar, Mitte Mai 1800]15
(Titans) mythologische Vorfahren suchten den Thron blos um unangenehme Stunden hinaufzutragen; möge mein Titan sie ver- hüllen oder versüssen, wenn das Schiksal einige sendet.
461. An Fürstin Friederike von Solms.
Durchlauchtigste Fürstin,
20
Der Titan wird Ihro Durchlaucht an die frohen Stunden seines Verfassers in Hildburghausen erinnern; der noch zwei neue dazu bekommen, die, worin er die Dedikazion, und die jezige, wo er den Brief dazu schreibt. Mögen Sie wenigstens nur eine halbe Theestunde oder eine Musikstunde aus jener schönen Zeit Ihrer Gegenwart im Buche25 finden: dan ist der belohnt genug, der durch diese so glüklich war.
Dem Zwerge, der dem starken Titan nachgeht, können Ihro Durch- laucht, da er blos scherzt, befehlen, nicht an Ihren Lesetisch zu kommen; aber leider können Sie es auch dem Riesen selber befehlen.
Mit den innigsten wärmsten Wünschen für den schönsten Himmel30 Ihres Lebens, die kein Stand sondern mein Herz diktiert, bin ich mit tiefster Verehrung
Weimar d. 17. Mai 1800.
Ihro Durchlaucht Unterthänigster J. P. F. Richter.35
459. An Königin Luiſe von Preußen.
[Kopie][Weimar, Mitte Mai 1800]
Die Erſcheinung des Titans hat die ſchönſte und eine volendete Ent- ſchuldigung, die Einwilligung der ſchweſterlichen und verſchwiſterten Seele, die im Namen der fernen und ähnlichen dem Verfaſſer das5 Geſchenk der Erlaubnis machte, den ꝛc. Namen Luiſe vor ſein zweites Lieblingswerk [?] zu ſtellen, wie wohl derſelbe [?] ſchon in ſeinem erſten unter dem Namen Klotilde die Heldin bezeichnete. Die alten Titanen wolten den Himmel ſtürmen; und der neue möchte — wenn er nicht ſeine Abſicht ſo ſehr verfehlt als jene ihre — ihn lieber erheitern;10 [356]aber ſeine Wünſche ſind gröſſer als ſeine Hofnung. Beides gilt auch für das Glük, Ihr[o Majeſtät] zu ſehen, das ich in W[eimar] nicht er- reichen konte und dem ich nun zum zweitenmale näher bin.
460. An Fürſtin Thereſe von Thurn und Taxis.
[Kopie][Weimar, Mitte Mai 1800]15
(Titans) mythologiſche Vorfahren ſuchten den Thron blos um unangenehme Stunden hinaufzutragen; möge mein Titan ſie ver- hüllen oder verſüſſen, wenn das Schikſal einige ſendet.
461. An Fürſtin Friederike von Solms.
Durchlauchtigſte Fürſtin,
20
Der Titan wird Ihro Durchlaucht an die frohen Stunden ſeines Verfaſſers in Hildburghausen erinnern; der noch zwei neue dazu bekommen, die, worin er die Dedikazion, und die jezige, wo er den Brief dazu ſchreibt. Mögen Sie wenigſtens nur eine halbe Theeſtunde oder eine Muſikſtunde aus jener ſchönen Zeit Ihrer Gegenwart im Buche25 finden: dan iſt der belohnt genug, der durch dieſe ſo glüklich war.
Dem Zwerge, der dem ſtarken Titan nachgeht, können Ihro Durch- laucht, da er blos ſcherzt, befehlen, nicht an Ihren Leſetiſch zu kommen; aber leider können Sie es auch dem Rieſen ſelber befehlen.
Mit den innigſten wärmſten Wünſchen für den ſchönſten Himmel30 Ihres Lebens, die kein Stand ſondern mein Herz diktiert, bin ich mit tiefſter Verehrung
Weimar d. 17. Mai 1800.
Ihro Durchlaucht Unterthänigſter J. P. F. Richter.35
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Die Erſcheinung des Titans hat die ſchönſte und eine volendete Ent-
ſchuldigung, die Einwilligung der ſchweſterlichen und verſchwiſterten
Seele, die im Namen der fernen und ähnlichen dem Verfaſſer das 5
Geſchenk der Erlaubnis machte, den ꝛc. Namen Luiſe vor ſein zweites
Lieblingswerk [?] zu ſtellen, wie wohl derſelbe [?] ſchon in ſeinem erſten
unter dem Namen Klotilde die Heldin bezeichnete. Die alten Titanen
wolten den Himmel ſtürmen; und der neue möchte — wenn er nicht
ſeine Abſicht ſo ſehr verfehlt als jene ihre — ihn lieber erheitern; 10
aber ſeine Wünſche ſind gröſſer als ſeine Hofnung. Beides gilt auch für
das Glük, Ihr[o Majeſtät] zu ſehen, das ich in W[eimar] nicht er-
reichen konte und dem ich nun zum zweitenmale näher bin.
[356]
460. An Fürſtin Thereſe von Thurn und Taxis.
[Weimar, Mitte Mai 1800] 15
(Titans) mythologiſche Vorfahren ſuchten den Thron blos um
unangenehme Stunden hinaufzutragen; möge mein Titan ſie ver-
hüllen oder verſüſſen, wenn das Schikſal einige ſendet.
461. An Fürſtin Friederike von Solms.
Durchlauchtigſte Fürſtin, 20
Der Titan wird Ihro Durchlaucht an die frohen Stunden ſeines
Verfaſſers in Hildburghausen erinnern; der noch zwei neue dazu
bekommen, die, worin er die Dedikazion, und die jezige, wo er den Brief
dazu ſchreibt. Mögen Sie wenigſtens nur eine halbe Theeſtunde oder
eine Muſikſtunde aus jener ſchönen Zeit Ihrer Gegenwart im Buche 25
finden: dan iſt der belohnt genug, der durch dieſe ſo glüklich war.
Dem Zwerge, der dem ſtarken Titan nachgeht, können Ihro Durch-
laucht, da er blos ſcherzt, befehlen, nicht an Ihren Leſetiſch zu kommen;
aber leider können Sie es auch dem Rieſen ſelber befehlen.
Mit den innigſten wärmſten Wünſchen für den ſchönſten Himmel 30
Ihres Lebens, die kein Stand ſondern mein Herz diktiert, bin ich mit
tiefſter Verehrung
Weimar d. 17. Mai 1800. Ihro Durchlaucht
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/350>, abgerufen am 29.06.2024.
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