guter Emanuel, mein zweites Herz liebhaben! Und wie werden Sie diese Seltene lieben und achten!
d. 18 Apr.
Sagen Sie mir, Guter, ein Paar Worte über die Möglichkeit meiner Träume.5
Meine Fata wissen Sie vielleicht durch Otto, ich Ihre durch niemand, Ihr fortgehendes Wohlthun ausgenommen, was bei Ihnen Wohlsein ist. Ach warum wurde der gute Schaefer -- in seinem Blut ersäuft? Ich hätte dan einen Freund mehr; aber meine C. sol wenig- stens an seiner Witwe eine Freundin mehr haben. -- Sie versprachen10 mir viel von sich zu schreiben. Ich bitte Sie, mir bald zu schreiben, weil ich schon zu Ende -- Maies nach Berlin reise. "So treibt sich der Mensch auf der Erde herum" sezt man gewöhnlich dazu, als wär' es geistiger wenn er sich herumsässe oder sich austermässig anpichte.
Leben Sie wohl, mein Theuerer, Unvergesner, Hochgeachteter! Ihr15 Schiksal sei wie Ihr Herz und Ihr jeziges Leben wie Ihr zweites!
Grüssen Sie Christian Otto!
Richter
447. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie][Weimar, 22. April 1800]
Warum sollen unsere geflügelten Stunden erst über den giftigen20 Sumpf des Schmerzes gehen? -- Immer weiter dekt sich mir das Schlachtfeld auf, wo du für deinen Freund die Wunden empfiengst und die Waffen trugst -- der Traum sei wie dein Lilienleben, im Frühling, im Zephyr, in der Sonne.
448. An Luise Herder.25
[Kopie][Weimar, 22. April 1800]
Ich spintis[ierte] den ganzen Morgen, wie ich meine Freude aus- [349]drücken sol; ich dürfte, glaubt' ich, nicht zu meiner Rathgeberin meine Zuflucht nehmen, zu unserer Mutter. Endlich kam ein guter Geist zu mir -- er sah wie dies[er] aus -- und hielt mir meine Sünden in Ihrem30 vorigen Jahr vor. Da ich Ihre Hand so oft geküsset habe: so wil ich sie gegen mich decken und verpanzern mit seidnen Armschienen. Hinter dieser Fortifikazion erwarten Sie gelassen den Feind und lassen ihn machen was er wil. Ich hoffe der besagte gute Geist wird mir aus
guter Emanuel, mein zweites Herz liebhaben! Und wie werden Sie dieſe Seltene lieben und achten!
d. 18 Apr.
Sagen Sie mir, Guter, ein Paar Worte über die Möglichkeit meiner Träume.5
Meine Fata wiſſen Sie vielleicht durch Otto, ich Ihre durch niemand, Ihr fortgehendes Wohlthun ausgenommen, was bei Ihnen Wohlſein iſt. Ach warum wurde der gute Schaefer — in ſeinem Blut erſäuft? Ich hätte dan einen Freund mehr; aber meine C. ſol wenig- ſtens an ſeiner Witwe eine Freundin mehr haben. — Sie verſprachen10 mir viel von ſich zu ſchreiben. Ich bitte Sie, mir bald zu ſchreiben, weil ich ſchon zu Ende — Maies nach Berlin reiſe. „So treibt ſich der Menſch auf der Erde herum“ ſezt man gewöhnlich dazu, als wär’ es geiſtiger wenn er ſich herumſäſſe oder ſich auſtermäſſig anpichte.
Leben Sie wohl, mein Theuerer, Unvergesner, Hochgeachteter! Ihr15 Schikſal ſei wie Ihr Herz und Ihr jeziges Leben wie Ihr zweites!
Grüſſen Sie Chriſtian Otto!
Richter
447. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie][Weimar, 22. April 1800]
Warum ſollen unſere geflügelten Stunden erſt über den giftigen20 Sumpf des Schmerzes gehen? — Immer weiter dekt ſich mir das Schlachtfeld auf, wo du für deinen Freund die Wunden empfiengſt und die Waffen trugſt — der Traum ſei wie dein Lilienleben, im Frühling, im Zephyr, in der Sonne.
448. An Luiſe Herder.25
[Kopie][Weimar, 22. April 1800]
Ich ſpintiſ[ierte] den ganzen Morgen, wie ich meine Freude aus- [349]drücken ſol; ich dürfte, glaubt’ ich, nicht zu meiner Rathgeberin meine Zuflucht nehmen, zu unſerer Mutter. Endlich kam ein guter Geiſt zu mir — er ſah wie dieſ[er] aus — und hielt mir meine Sünden in Ihrem30 vorigen Jahr vor. Da ich Ihre Hand ſo oft geküſſet habe: ſo wil ich ſie gegen mich decken und verpanzern mit ſeidnen Armſchienen. Hinter dieſer Fortifikazion erwarten Sie gelaſſen den Feind und laſſen ihn machen was er wil. Ich hoffe der beſagte gute Geiſt wird mir aus
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dieſe Seltene lieben und achten!
d. 18 Apr.
Sagen Sie mir, Guter, ein Paar Worte über die Möglichkeit
meiner Träume. 5
Meine Fata wiſſen Sie vielleicht durch Otto, ich Ihre durch
niemand, Ihr fortgehendes Wohlthun ausgenommen, was bei Ihnen
Wohlſein iſt. Ach warum wurde der gute Schaefer — in ſeinem Blut
erſäuft? Ich hätte dan einen Freund mehr; aber meine C. ſol wenig-
ſtens an ſeiner Witwe eine Freundin mehr haben. — Sie verſprachen 10
mir viel von ſich zu ſchreiben. Ich bitte Sie, mir bald zu ſchreiben,
weil ich ſchon zu Ende — Maies nach Berlin reiſe. „So treibt ſich der
Menſch auf der Erde herum“ ſezt man gewöhnlich dazu, als wär’ es
geiſtiger wenn er ſich herumſäſſe oder ſich auſtermäſſig anpichte.
Leben Sie wohl, mein Theuerer, Unvergesner, Hochgeachteter! Ihr 15
Schikſal ſei wie Ihr Herz und Ihr jeziges Leben wie Ihr zweites!
Grüſſen Sie Chriſtian Otto!
Richter
447. An Karoline von Feuchtersleben.
[Weimar, 22. April 1800]
Warum ſollen unſere geflügelten Stunden erſt über den giftigen 20
Sumpf des Schmerzes gehen? — Immer weiter dekt ſich mir das
Schlachtfeld auf, wo du für deinen Freund die Wunden empfiengſt
und die Waffen trugſt — der Traum ſei wie dein Lilienleben, im
Frühling, im Zephyr, in der Sonne.
448. An Luiſe Herder. 25
[Weimar, 22. April 1800]
Ich ſpintiſ[ierte] den ganzen Morgen, wie ich meine Freude aus-
drücken ſol; ich dürfte, glaubt’ ich, nicht zu meiner Rathgeberin meine
Zuflucht nehmen, zu unſerer Mutter. Endlich kam ein guter Geiſt zu mir
— er ſah wie dieſ[er] aus — und hielt mir meine Sünden in Ihrem 30
vorigen Jahr vor. Da ich Ihre Hand ſo oft geküſſet habe: ſo wil ich
ſie gegen mich decken und verpanzern mit ſeidnen Armſchienen. Hinter
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machen was er wil. Ich hoffe der beſagte gute Geiſt wird mir aus
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/342>, abgerufen am 27.07.2024.
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