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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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445. An Joh. Chr. Tschirpe in Eisenach.[347]
[Kopie]

Reise nach Berlin, die ich mehr ausstehen als machen werde, wo
ich stat Ihres grünenden Otaheiti nur eine Sand-Diele finde.

446. An Emanuel.5

Mein alter Freund! Da ich leider sehe, daß alle Briefe der Menschen
immer mit Klagen und Reden über das Briefschreiben selber anheben,
und da ich also das sat habe: so wil ich -- so sehr ich auch zu Klagen
gereizt werde nicht über Sie (denn Sie sind stets mit Briefen bei10
der Hand und auf der Post) sondern über Otto, dem ich Sie zu sagen
bitte, er solle mir wenigstens die fremden, zumal die Jakobischen und
C. Briefe und an Oertel die andern zufertigen -- einmal mich von der
Menge unterscheiden und meine Epistel besser anfangen.

Es lässet sich von Zeit zu Zeit immer mehr dazu an, daß ich nach15
Bayreuth ziehen werde. Mein Dortsein wird Ihnen keine Plage
machen, aber leicht mein Hinkommen. Auch ich -- wie alle Ihre
Freunde -- brauche Ihre Hand, um in mein Glüks Nest zu steigen.
Sobald mein Hinziehen entschieden ist -- gegen das blos der Krieg die
stärkere Einwendung macht -- so werden Sie damit gemartert, daß20
Sie mir ein trefliches Logement in oder ausser Bayreuth -- das ich
schon näher, bis auf den Abtrit, bestimmen wil -- auserwählen. Ja
Sie sollen mir sogar -- denn wozu sol ich so viel Geld und Gold mit
Lebensgefahr neben meinem Bette aufgethürmet haben? -- ein Stük
Feld kaufen (ausleihen werd' ich keinen Kreuzer), das ich, es sei durch25
Verpachten oder durch eigne Landwirthschaft (ich bin darin seit einigen
Jahren fest) schon so benuzen wil -- bis zu 15 proc. oder doch 141/2 --,
daß man sehen sol was ich von der Sache verstehe. Das ästhetische
und kunstliebende Weimar und gar das Herdersche Haus begegnet
mir freilich nicht wieder; aber die Bayreuther werden doch irgend30
etwas haben, was einen nicht zu Tode ärgert. Spezifizieren Sie mir
einige der besten Köpfe woran und worin etwas ist. Ich wünsche sehn-[348]
lich daß ich den Liefländer fichtischen Doktor (sein Name wil mir nicht
beifallen) noch finde. Durch Sie und Otto wird es leichter werden,
nach den Bayreuthern nicht das Geringste zu fragen. Wie wird Sie,35

21 Jean Paul Briefe. III.
445. An Joh. Chr. Tſchirpe in Eiſenach.[347]
[Kopie]

Reiſe nach Berlin, die ich mehr ausſtehen als machen werde, wo
ich ſtat Ihres grünenden Otaheiti nur eine Sand-Diele finde.

446. An Emanuel.5

Mein alter Freund! Da ich leider ſehe, daß alle Briefe der Menſchen
immer mit Klagen und Reden über das Briefſchreiben ſelber anheben,
und da ich alſo das ſat habe: ſo wil ich — ſo ſehr ich auch zu Klagen
gereizt werde nicht über Sie (denn Sie ſind ſtets mit Briefen bei10
der Hand und auf der Poſt) ſondern über Otto, dem ich Sie zu ſagen
bitte, er ſolle mir wenigſtens die fremden, zumal die Jakobiſchen und
C. Briefe und an Oertel die andern zufertigen — einmal mich von der
Menge unterſcheiden und meine Epiſtel beſſer anfangen.

Es läſſet ſich von Zeit zu Zeit immer mehr dazu an, daß ich nach15
Bayreuth ziehen werde. Mein Dortſein wird Ihnen keine Plage
machen, aber leicht mein Hinkommen. Auch ich — wie alle Ihre
Freunde — brauche Ihre Hand, um in mein Glüks Neſt zu ſteigen.
Sobald mein Hinziehen entſchieden iſt — gegen das blos der Krieg die
ſtärkere Einwendung macht — ſo werden Sie damit gemartert, daß20
Sie mir ein trefliches Logement in oder auſſer Bayreuth — das ich
ſchon näher, bis auf den Abtrit, beſtimmen wil — auserwählen. Ja
Sie ſollen mir ſogar — denn wozu ſol ich ſo viel Geld und Gold mit
Lebensgefahr neben meinem Bette aufgethürmet haben? — ein Stük
Feld kaufen (ausleihen werd’ ich keinen Kreuzer), das ich, es ſei durch25
Verpachten oder durch eigne Landwirthſchaft (ich bin darin ſeit einigen
Jahren feſt) ſchon ſo benuzen wil — bis zu 15 proc. oder doch 14½ —,
daß man ſehen ſol was ich von der Sache verſtehe. Das äſthetiſche
und kunſtliebende Weimar und gar das Herdersche Haus begegnet
mir freilich nicht wieder; aber die Bayreuther werden doch irgend30
etwas haben, was einen nicht zu Tode ärgert. Spezifizieren Sie mir
einige der beſten Köpfe woran und worin etwas iſt. Ich wünſche ſehn-[348]
lich daß ich den Liefländer fichtiſchen Doktor (ſein Name wil mir nicht
beifallen) noch finde. Durch Sie und Otto wird es leichter werden,
nach den Bayreuthern nicht das Geringſte zu fragen. Wie wird Sie,35

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[321/0341] 445. An Joh. Chr. Tſchirpe in Eiſenach. [Weimar, 17. April 1800] Reiſe nach Berlin, die ich mehr ausſtehen als machen werde, wo ich ſtat Ihres grünenden Otaheiti nur eine Sand-Diele finde. 446. An Emanuel. 5 Weimar d. 17. Apr. 1800. Mein alter Freund! Da ich leider ſehe, daß alle Briefe der Menſchen immer mit Klagen und Reden über das Briefſchreiben ſelber anheben, und da ich alſo das ſat habe: ſo wil ich — ſo ſehr ich auch zu Klagen gereizt werde nicht über Sie (denn Sie ſind ſtets mit Briefen bei 10 der Hand und auf der Poſt) ſondern über Otto, dem ich Sie zu ſagen bitte, er ſolle mir wenigſtens die fremden, zumal die Jakobiſchen und C. Briefe und an Oertel die andern zufertigen — einmal mich von der Menge unterſcheiden und meine Epiſtel beſſer anfangen. Es läſſet ſich von Zeit zu Zeit immer mehr dazu an, daß ich nach 15 Bayreuth ziehen werde. Mein Dortſein wird Ihnen keine Plage machen, aber leicht mein Hinkommen. Auch ich — wie alle Ihre Freunde — brauche Ihre Hand, um in mein Glüks Neſt zu ſteigen. Sobald mein Hinziehen entſchieden iſt — gegen das blos der Krieg die ſtärkere Einwendung macht — ſo werden Sie damit gemartert, daß 20 Sie mir ein trefliches Logement in oder auſſer Bayreuth — das ich ſchon näher, bis auf den Abtrit, beſtimmen wil — auserwählen. Ja Sie ſollen mir ſogar — denn wozu ſol ich ſo viel Geld und Gold mit Lebensgefahr neben meinem Bette aufgethürmet haben? — ein Stük Feld kaufen (ausleihen werd’ ich keinen Kreuzer), das ich, es ſei durch 25 Verpachten oder durch eigne Landwirthſchaft (ich bin darin ſeit einigen Jahren feſt) ſchon ſo benuzen wil — bis zu 15 proc. oder doch 14½ —, daß man ſehen ſol was ich von der Sache verſtehe. Das äſthetiſche und kunſtliebende Weimar und gar das Herdersche Haus begegnet mir freilich nicht wieder; aber die Bayreuther werden doch irgend 30 etwas haben, was einen nicht zu Tode ärgert. Spezifizieren Sie mir einige der beſten Köpfe woran und worin etwas iſt. Ich wünſche ſehn- lich daß ich den Liefländer fichtiſchen Doktor (ſein Name wil mir nicht beifallen) noch finde. Durch Sie und Otto wird es leichter werden, nach den Bayreuthern nicht das Geringſte zu fragen. Wie wird Sie, 35 [348] 21 Jean Paul Briefe. III.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/341>, abgerufen am 22.11.2024.