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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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Wissens kein ungewöhnliches Wort ist erklärt: so wil ich ihn doch aus
Rüksicht auf die Teufels Papiere jezt so periphrasieren:

Palingenesien der Papiere des Teufels.

Auch bitt' ich Sie, im 2ten Reise Anzeiger vorn in der Kapitel-
überschrift nach den Worten: Statuten der histor. Geselschaft in Hof5
etc. einen Gedankenstrich und Folgendes zu sezen:

Meine Sponsalien in einem Federmuf.

Ferner bitt' ich Sie um Nachricht, wenn Sie Mspt brauchen: der
ganze erste Theil ist schon volendet, nur ändere ich zuweilen noch ein
Wort. Endlich bitt ich Sie um die Nachricht, ob man die Vorrede, die10
wie alle meine Vorreden lang wird, nicht erst nach Abdruk des 2ten
Theils abdrucken könne.

Ich bitte Sie für einen Korrektor-Argus zu sorgen, der meine
ewigen Korrekturen unter seinen nicht übersieht.

Für Ihre Frühlingsplane bin ich Ihnen sehr verbunden. Das15
Schiksal führt mich wohl als einen Zugvogel über Gera, ich weis aber[30]
nicht, ob sich der Vogel in den Gärten und Hainen verlieren wird, die
Sie ihm so gütig zeigen. Leben Sie wohl!

Richter

N. S. Da der 2te Theil der interessantere[Schluß fehlt]20

(*)30. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Kopie, z. T. Konzept]

[Auf Ihren lezten Brief ist es leichter schnel zu antworten als auf
den vorlezten mit seiner etwas] winterlichen Gesinnung. [Die Anzeige
Ihrer Augenkrankheit hat mir eben so wehe gethan, als mich die25
Nachricht Ihrer Heiterkeit erfreuete -- ich beantworte Ihren Brief
Zeile für Zeile.

Die Berlepsch] sieht [bei Ihnen] vor [dem] Laube die Frucht nicht
[wie Sie bei ihr. Sie beide müsten einander lieben, so wie ich Sie. Die
Berlepsch las meine Briefe, wie Sie ja auch thaten, wahrscheinlich nur30
stellenweise und nur guten Menschen vor.] Den Vorhang vor Ihrem
Bilde, [Theuere,] zog ich nur vor h. Augen weg; [doch hab' ich zuweilen,
wenn Sie misverstanden wurden, mir das Schweigen nicht gebieten
können.] Die [meisten] Menschen stecken zu tief in ihrem sumpfigen
Ich, um den reinen Abris eines fremden zu sehen.35

Wiſſens kein ungewöhnliches Wort iſt erklärt: ſo wil ich ihn doch aus
Rükſicht auf die Teufels Papiere jezt ſo periphraſieren:

Palingeneſien der Papiere des Teufels.

Auch bitt’ ich Sie, im 2ten Reiſe Anzeiger vorn in der Kapitel-
überſchrift nach den Worten: Statuten der hiſtor. Geſelſchaft in Hof5
ꝛc. einen Gedankenſtrich und Folgendes zu ſezen:

Meine Sponſalien in einem Federmuf.

Ferner bitt’ ich Sie um Nachricht, wenn Sie Mſpt brauchen: der
ganze erſte Theil iſt ſchon volendet, nur ändere ich zuweilen noch ein
Wort. Endlich bitt ich Sie um die Nachricht, ob man die Vorrede, die10
wie alle meine Vorreden lang wird, nicht erſt nach Abdruk des 2ten
Theils abdrucken könne.

Ich bitte Sie für einen Korrektor-Argus zu ſorgen, der meine
ewigen Korrekturen unter ſeinen nicht überſieht.

Für Ihre Frühlingsplane bin ich Ihnen ſehr verbunden. Das15
Schikſal führt mich wohl als einen Zugvogel über Gera, ich weis aber[30]
nicht, ob ſich der Vogel in den Gärten und Hainen verlieren wird, die
Sie ihm ſo gütig zeigen. Leben Sie wohl!

Richter

N. S. Da der 2te Theil der intereſſantere[Schluß fehlt]20

(*)30. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Kopie, z. T. Konzept]

[Auf Ihren lezten Brief iſt es leichter ſchnel zu antworten als auf
den vorlezten mit ſeiner etwas] winterlichen Geſinnung. [Die Anzeige
Ihrer Augenkrankheit hat mir eben ſo wehe gethan, als mich die25
Nachricht Ihrer Heiterkeit erfreuete — ich beantworte Ihren Brief
Zeile für Zeile.

Die Berlepſch] ſieht [bei Ihnen] vor [dem] Laube die Frucht nicht
[wie Sie bei ihr. Sie beide müſten einander lieben, ſo wie ich Sie. Die
Berlepſch las meine Briefe, wie Sie ja auch thaten, wahrſcheinlich nur30
ſtellenweiſe und nur guten Menſchen vor.] Den Vorhang vor Ihrem
Bilde, [Theuere,] zog ich nur vor h. Augen weg; [doch hab’ ich zuweilen,
wenn Sie misverſtanden wurden, mir das Schweigen nicht gebieten
können.] Die [meiſten] Menſchen ſtecken zu tief in ihrem ſumpfigen
Ich, um den reinen Abris eines fremden zu ſehen.35

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[27/0033] Wiſſens kein ungewöhnliches Wort iſt erklärt: ſo wil ich ihn doch aus Rükſicht auf die Teufels Papiere jezt ſo periphraſieren: Palingeneſien der Papiere des Teufels. Auch bitt’ ich Sie, im 2ten Reiſe Anzeiger vorn in der Kapitel- überſchrift nach den Worten: Statuten der hiſtor. Geſelſchaft in Hof 5 ꝛc. einen Gedankenſtrich und Folgendes zu ſezen: Meine Sponſalien in einem Federmuf. Ferner bitt’ ich Sie um Nachricht, wenn Sie Mſpt brauchen: der ganze erſte Theil iſt ſchon volendet, nur ändere ich zuweilen noch ein Wort. Endlich bitt ich Sie um die Nachricht, ob man die Vorrede, die 10 wie alle meine Vorreden lang wird, nicht erſt nach Abdruk des 2ten Theils abdrucken könne. Ich bitte Sie für einen Korrektor-Argus zu ſorgen, der meine ewigen Korrekturen unter ſeinen nicht überſieht. Für Ihre Frühlingsplane bin ich Ihnen ſehr verbunden. Das 15 Schikſal führt mich wohl als einen Zugvogel über Gera, ich weis aber nicht, ob ſich der Vogel in den Gärten und Hainen verlieren wird, die Sie ihm ſo gütig zeigen. Leben Sie wohl! [30] Richter N. S. Da der 2te Theil der intereſſantere 20 (*)30. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Leipzig, 22. Dez. 1797] [Auf Ihren lezten Brief iſt es leichter ſchnel zu antworten als auf den vorlezten mit ſeiner etwas] winterlichen Geſinnung. [Die Anzeige Ihrer Augenkrankheit hat mir eben ſo wehe gethan, als mich die 25 Nachricht Ihrer Heiterkeit erfreuete — ich beantworte Ihren Brief Zeile für Zeile. Die Berlepſch] ſieht [bei Ihnen] vor [dem] Laube die Frucht nicht [wie Sie bei ihr. Sie beide müſten einander lieben, ſo wie ich Sie. Die Berlepſch las meine Briefe, wie Sie ja auch thaten, wahrſcheinlich nur 30 ſtellenweiſe und nur guten Menſchen vor.] Den Vorhang vor Ihrem Bilde, [Theuere,] zog ich nur vor h. Augen weg; [doch hab’ ich zuweilen, wenn Sie misverſtanden wurden, mir das Schweigen nicht gebieten können.] Die [meiſten] Menſchen ſtecken zu tief in ihrem ſumpfigen Ich, um den reinen Abris eines fremden zu ſehen. 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/33>, abgerufen am 09.11.2024.