Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.[334]425. An Ludwig Tieck in Jena. Weimar d. 19. März 1800.Mein lieber Tiek! Zuerst meine Bitte, welche die eines Andern ist. Neulich wolt' ich Sie besuchen; da ich aber alles leichter finde als Leben Sie gesund! Diesen nöthigen Wunsch thu' ich aus innigster J. P. F. Richter20 426. An Karoline Herder. [Weimar, 20. März 1800]Da dieser gebakne Honig mehr für die weiblichen Bienen als für die R. 427. An Herzogin Anna Amalie von Weimar.30 Gnädigste Herzogin, [335]Die blühende Rose als Geschenk von Ihro Durchlaucht war mir [334]425. An Ludwig Tieck in Jena. Weimar d. 19. März 1800.Mein lieber Tiek! Zuerſt meine Bitte, welche die eines Andern iſt. Neulich wolt’ ich Sie beſuchen; da ich aber alles leichter finde als Leben Sie geſund! Dieſen nöthigen Wunſch thu’ ich aus innigſter J. P. F. Richter20 426. An Karoline Herder. [Weimar, 20. März 1800]Da dieſer gebakne Honig mehr für die weiblichen Bienen als für die R. 427. An Herzogin Anna Amalie von Weimar.30 Gnädigſte Herzogin, [335]Die blühende Roſe als Geſchenk von Ihro Durchlaucht war mir <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0328" n="308"/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd3_334">[334]</ref></note>425. An <hi rendition="#g">Ludwig Tieck in Jena.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 19. März 1800.</hi> </dateline><lb/> <p>Mein lieber Tiek! Zuerſt meine Bitte, welche die eines Andern iſt.<lb/> Ein anderer wünſchte die gröſſere Büſte <hi rendition="#aq">Bonapartes,</hi> die man in<lb/><hi rendition="#aq">Berlin</hi> verkauft und welche die H. <hi rendition="#aq">Schlegel</hi> haben ſollen. Er bittet alſo<lb n="5"/> durch mich Sie und durch Sie dieſe, ob ſie ihm die ihrige, die ſie doch<lb/> nur die Transportkoſten nach <hi rendition="#aq">Berlin</hi> zum zweiten male koſten würde,<lb/> nicht überlaſſen wolten. —</p><lb/> <p>Neulich wolt’ ich Sie beſuchen; da ich aber alles leichter finde als<lb/> Wege und Häuſer: ſo fand ich Sie nicht. Ich wolte Ihnen danken für<lb n="10"/> Ihre Phantaſien über die Kunſt, die ſelber Spröslinge der Kunſt ſind.<lb/> So viele Stellen darin wie überhaupt Ihre Proſe ſcheinen mir poe-<lb/> tiſcher als Ihre andere Poeſie, und jene hat ſtat jedes fehlenden <hi rendition="#aq">pes</hi><lb/> einen Flügel. Ich lies mir ſie, wie die Alten die Geſeze, unter Muſik<lb/> promulgieren; ich meine, ich ſpielte ſie im eigentlichen Sinne auf mei-<lb n="15"/> nem Klaviere vom Blatte. Die Muſik — beſonders die unbeſtimte —<lb/> iſt ein <hi rendition="#aq">Sensorium</hi> für alles Schöne; ja unter Tönen faſſ’ ich ſogar<lb/> Gemälde leichter. —</p><lb/> <p>Leben Sie geſund! Dieſen nöthigen Wunſch thu’ ich aus innigſter<lb/> Seele!</p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> <lb n="20"/> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>426. An <hi rendition="#g">Karoline Herder.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 20. März 1800]</hi> </dateline><lb/> <p>Da dieſer gebakne Honig mehr für die weiblichen Bienen als für die<lb/> mänlichen Drohnen iſt: ſo ſollen Sie den Überflus mit tragen helfen,<lb/> der durch Ihr Beiſpiel zu mir kam. Es iſt von meiner guten Hausfrau,<lb n="25"/> deren mänliche und weibliche Geburtstage ich auch nie vergas. — Eben<lb/> ſchikte mir die Herzogin Mutter einen blühenden Roſenſtok zum Ge-<lb/> ſchenk. — Nicht wahr, ich mus ihr heute wieder ſchreiben? Und wie<lb/> viel ſchick’ ich dem Bedienten?</p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">R.</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>427. An <hi rendition="#g">Herzogin Anna Amalie von Weimar.</hi><lb n="30"/> </head> <salute> <hi rendition="#c">Gnädigſte Herzogin,</hi> </salute><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd3_335">[335]</ref></note>Die blühende Roſe als Geſchenk von Ihro Durchlaucht war mir<lb/> ſo viel als ein Abend bei der Geberin, nur noch überraſchender. Sie<lb/> iſt für mich die Aurora des ſo lange wie der Friede ziehenden Früh-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [308/0328]
425. An Ludwig Tieck in Jena.
Weimar d. 19. März 1800.
Mein lieber Tiek! Zuerſt meine Bitte, welche die eines Andern iſt.
Ein anderer wünſchte die gröſſere Büſte Bonapartes, die man in
Berlin verkauft und welche die H. Schlegel haben ſollen. Er bittet alſo 5
durch mich Sie und durch Sie dieſe, ob ſie ihm die ihrige, die ſie doch
nur die Transportkoſten nach Berlin zum zweiten male koſten würde,
nicht überlaſſen wolten. —
Neulich wolt’ ich Sie beſuchen; da ich aber alles leichter finde als
Wege und Häuſer: ſo fand ich Sie nicht. Ich wolte Ihnen danken für 10
Ihre Phantaſien über die Kunſt, die ſelber Spröslinge der Kunſt ſind.
So viele Stellen darin wie überhaupt Ihre Proſe ſcheinen mir poe-
tiſcher als Ihre andere Poeſie, und jene hat ſtat jedes fehlenden pes
einen Flügel. Ich lies mir ſie, wie die Alten die Geſeze, unter Muſik
promulgieren; ich meine, ich ſpielte ſie im eigentlichen Sinne auf mei- 15
nem Klaviere vom Blatte. Die Muſik — beſonders die unbeſtimte —
iſt ein Sensorium für alles Schöne; ja unter Tönen faſſ’ ich ſogar
Gemälde leichter. —
Leben Sie geſund! Dieſen nöthigen Wunſch thu’ ich aus innigſter
Seele!
J. P. F. Richter 20
426. An Karoline Herder.
[Weimar, 20. März 1800]
Da dieſer gebakne Honig mehr für die weiblichen Bienen als für die
mänlichen Drohnen iſt: ſo ſollen Sie den Überflus mit tragen helfen,
der durch Ihr Beiſpiel zu mir kam. Es iſt von meiner guten Hausfrau, 25
deren mänliche und weibliche Geburtstage ich auch nie vergas. — Eben
ſchikte mir die Herzogin Mutter einen blühenden Roſenſtok zum Ge-
ſchenk. — Nicht wahr, ich mus ihr heute wieder ſchreiben? Und wie
viel ſchick’ ich dem Bedienten?
R.
427. An Herzogin Anna Amalie von Weimar. 30
Gnädigſte Herzogin,
Die blühende Roſe als Geſchenk von Ihro Durchlaucht war mir
ſo viel als ein Abend bei der Geberin, nur noch überraſchender. Sie
iſt für mich die Aurora des ſo lange wie der Friede ziehenden Früh-
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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