Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.schicken, und mehr. Rousseaus Arie a trois notes ist eine, aber ihr Ich fürchte ein wenig, dieser Winter -- der dem Todesengel5 Ist nicht in Ihrer Naehe eine Flemming geborne von Eich-10 Wenn wir uns sehen, wird in der ersten Minute etwas in meinem R. 422. An Karoline Herder. [Weimar, 18. März 1800. Dienstag]25Gute Mutter! So sucht die Natur die Sünden des Abendes heim. schicken, und mehr. Rousseaus Arie à trois notes ist eine, aber ihr Ich fürchte ein wenig, dieser Winter — der dem Todesengel5 Ist nicht in Ihrer Naehe eine Flemming geborne von Eich-10 Wenn wir uns sehen, wird in der ersten Minute etwas in meinem R. 422. An Karoline Herder. [Weimar, 18. März 1800. Dienstag]25Gute Mutter! So ſucht die Natur die Sünden des Abendes heim. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p> <pb facs="#f0326" n="306"/> <hi rendition="#aq">schicken, und mehr. Rousseaus Arie à trois notes ist eine, aber ihr</hi><lb/> <note place="left"> <ref target="1922_Bd3_332">[332]</ref> </note> <hi rendition="#aq">zu leicht; „ich wandle hin, ich wandle her“ in Sekendorfs Liedern<lb/> ist eine andere Lieblingsarie. Küssen Sie diese junge Rose stat<lb/> eines Grusses von mir.</hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Ich fürchte ein wenig, dieser Winter — der dem Todesengel<lb n="5"/> immer neue Schwerter giebt — hab’ auch Ihre Gesundheit ver-<lb/> wundet. Fliehen Sie alle schwächenden, ausleerenden, blut-<lb/> abnehmenden Mittel und jeden Arzt, der kein Brownianer ist;<lb/> wählen Sie staerkende Diaet, Wein, Fleisch, Freude.</hi> —</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Ist nicht in Ihrer Naehe eine Flemming geborne von Eich-<lb n="10"/> staedt?</hi> —</p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Wenn wir uns sehen, wird in der ersten Minute etwas in meinem<lb/> Aeussern sein, was Sie nicht erwartet haben wie ich glaube; aber<lb/> in der ersten Stunde schon ist alles verwischt und wir werden uns<lb/> sehr lieben, und nur das wird uns fehlen, was andere immer<lb n="15"/> toedten, die Zeit. Ich moechte fast sagen, schreiben Sie sich vor-<lb/> her Ihre Fragen an mich auf; wir werden vor Freude und Fülle<lb/> alles vergessen. Ich wil dich dan wenig verlassen, meine Josephine,<lb/> so lange du in Berlin bist, ich wil dich nicht blos <hi rendition="#g">an</hi> sondern<lb/> auch in mein Herz drüken und dich immer ansehen, damit nach<lb n="20"/> langen Jahren die schoene theuere Gestalt unverwischt vor meiner<lb/> abgetrenten Seele ruhe.</hi> </p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">R.</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>422. An <hi rendition="#g">Karoline Herder.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 18. März 1800. Dienstag]</hi> </dateline> <lb n="25"/> <p>Gute Mutter! So ſucht die Natur die Sünden des Abendes heim.<lb/> Mein unbändiges Feuer ſtrafte mich mit erſtickendem Huſten, Folter-<lb/> träumen und einem kranken Tag. Gott gebe, daß es unſerem Geliebten<lb/> nichts geſchadet; dieſe zweite Strafe wäre zu hart. Beruhigen Sie mich<lb/> darüber. — Majer mit ſeinen unausſtehlichen altäglichen Kreuz und<lb n="30"/> Queerzügen, worüber ich wieder unſern <hi rendition="#aq">Herder</hi> nicht vernehme, ſezt<lb/> alles, wenigſtens mich in Flammen. So bekomt man ſtat 10 ſchöner<lb/> Geſpräche eines — den Wein in umgekehrtem Verhältnis — die<lb/> weibliche Welt hat nur den Schlaf davon und wir verlieren ihn — ich<lb/> begehe Fehler gegen den geliebteſten Menſchen — und dieſem ſchadet<lb n="35"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd3_333">[333]</ref></note>nach den Tags Anſtrengungen das ſpäte Feuer — kurz es iſt ſündlich.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [306/0326]
schicken, und mehr. Rousseaus Arie à trois notes ist eine, aber ihr
zu leicht; „ich wandle hin, ich wandle her“ in Sekendorfs Liedern
ist eine andere Lieblingsarie. Küssen Sie diese junge Rose stat
eines Grusses von mir.
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Ich fürchte ein wenig, dieser Winter — der dem Todesengel 5
immer neue Schwerter giebt — hab’ auch Ihre Gesundheit ver-
wundet. Fliehen Sie alle schwächenden, ausleerenden, blut-
abnehmenden Mittel und jeden Arzt, der kein Brownianer ist;
wählen Sie staerkende Diaet, Wein, Fleisch, Freude. —
Ist nicht in Ihrer Naehe eine Flemming geborne von Eich- 10
staedt? —
Wenn wir uns sehen, wird in der ersten Minute etwas in meinem
Aeussern sein, was Sie nicht erwartet haben wie ich glaube; aber
in der ersten Stunde schon ist alles verwischt und wir werden uns
sehr lieben, und nur das wird uns fehlen, was andere immer 15
toedten, die Zeit. Ich moechte fast sagen, schreiben Sie sich vor-
her Ihre Fragen an mich auf; wir werden vor Freude und Fülle
alles vergessen. Ich wil dich dan wenig verlassen, meine Josephine,
so lange du in Berlin bist, ich wil dich nicht blos an sondern
auch in mein Herz drüken und dich immer ansehen, damit nach 20
langen Jahren die schoene theuere Gestalt unverwischt vor meiner
abgetrenten Seele ruhe.
R.
422. An Karoline Herder.
[Weimar, 18. März 1800. Dienstag] 25
Gute Mutter! So ſucht die Natur die Sünden des Abendes heim.
Mein unbändiges Feuer ſtrafte mich mit erſtickendem Huſten, Folter-
träumen und einem kranken Tag. Gott gebe, daß es unſerem Geliebten
nichts geſchadet; dieſe zweite Strafe wäre zu hart. Beruhigen Sie mich
darüber. — Majer mit ſeinen unausſtehlichen altäglichen Kreuz und 30
Queerzügen, worüber ich wieder unſern Herder nicht vernehme, ſezt
alles, wenigſtens mich in Flammen. So bekomt man ſtat 10 ſchöner
Geſpräche eines — den Wein in umgekehrtem Verhältnis — die
weibliche Welt hat nur den Schlaf davon und wir verlieren ihn — ich
begehe Fehler gegen den geliebteſten Menſchen — und dieſem ſchadet 35
nach den Tags Anſtrengungen das ſpäte Feuer — kurz es iſt ſündlich.
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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