Hier sind die treflichen Blätter des wizigen Jünglings. -- Können Sie mir nicht sagen, wo ich hier Fichte's Bestimmung des Menschen bekommen kan, wenn es nicht bei Ihnen ist? --5
403. An Böttiger.
[Weimar, 23. Febr. 1800]
Den besten Morgen! Im Falle Sie das wandelnde Blat durch- gelaufen, würd' ichs heute mit nach Leipzig schicken. -- Lehren Sie mich gütig das Korrekturzeichen, das bedeutet, etwas sol gros gedrukt10 werden; meinem Clavis geb ich die 2te Korrektur. -- Fichte und 2 Schlegel wollen nach Berlin und selber eine Rezensier-Arsenikhütte anlegen. --
404. An Thieriot.
Weimar d. 23 Feb. 1800.15
Ihr Aufsaz ist schon unter der Presse samt einer Note worin Böttiger Sie um mehrere Beiträge bittet. Diese bitt' ich künftig nur an ihn zu schicken; alzeit aber mit einem Brief an mich und mit der Erlaubnis, mir jene holen zu lassen.
Die Prä-Exzerpten und das wandelnde Blat haben mich sehr er-20 freuet und befriedigt. Aber für solche Blätter über Früchten haben wir noch durchaus kein Publikum. Nur einige geschmeidige Leichtigkeit, das Oel des Athleten müssen Sie sich noch erwerben.
Ihr Humisches Zerflattern und Zerfasern ist kein Humisches oder spekulativisches, sondern ein schädlicher Traum der Phantasie, in deren25 Gewalt alles steht, sogar das Vorbilden, man sei nicht. Sie dürfen diesem Spiel nicht nachgeben; auch aus einem individuellen Grunde -- weil Sie durch eine zu frühe Saturazion mit Wissen eigentlich kein Bedürfnis des Wissens kanten und noch jezt das Sein mehr des Scheins wegen verlangen. Für Sie ist die Wahrheits-Sonne mehr zum30 Genus des Aufgangs, zur Be- nicht Erleuchtung und zum Abmalen, als zum Wärmen und Befruchten da. Sie werden -- aber mühsam und nach vielen Selbsttäuschungen -- noch dahin kommen. -- Hassen[319] Sie die Eitelkeit wie den Teufel der Brust, den Honigthau der besten
402. An Böttiger.[318]
[Weimar, Febr. 1800]
Hier ſind die treflichen Blätter des wizigen Jünglings. — Können Sie mir nicht ſagen, wo ich hier Fichte’s Beſtimmung des Menſchen bekommen kan, wenn es nicht bei Ihnen iſt? —5
403. An Böttiger.
[Weimar, 23. Febr. 1800]
Den beſten Morgen! Im Falle Sie das wandelnde Blat durch- gelaufen, würd’ ichs heute mit nach Leipzig ſchicken. — Lehren Sie mich gütig das Korrekturzeichen, das bedeutet, etwas ſol gros gedrukt10 werden; meinem Clavis geb ich die 2te Korrektur. — Fichte und 2 Schlegel wollen nach Berlin und ſelber eine Rezenſier-Arſenikhütte anlegen. —
404. An Thieriot.
Weimar d. 23 Feb. 1800.15
Ihr Aufſaz iſt ſchon unter der Preſſe ſamt einer Note worin Böttiger Sie um mehrere Beiträge bittet. Dieſe bitt’ ich künftig nur an ihn zu ſchicken; alzeit aber mit einem Brief an mich und mit der Erlaubnis, mir jene holen zu laſſen.
Die Prä-Exzerpten und das wandelnde Blat haben mich ſehr er-20 freuet und befriedigt. Aber für ſolche Blätter über Früchten haben wir noch durchaus kein Publikum. Nur einige geſchmeidige Leichtigkeit, das Oel des Athleten müſſen Sie ſich noch erwerben.
Ihr Humisches Zerflattern und Zerfaſern iſt kein Humisches oder ſpekulativiſches, ſondern ein ſchädlicher Traum der Phantaſie, in deren25 Gewalt alles ſteht, ſogar das Vorbilden, man ſei nicht. Sie dürfen dieſem Spiel nicht nachgeben; auch aus einem individuellen Grunde — weil Sie durch eine zu frühe Saturazion mit Wiſſen eigentlich kein Bedürfnis des Wiſſens kanten und noch jezt das Sein mehr des Scheins wegen verlangen. Für Sie iſt die Wahrheits-Sonne mehr zum30 Genus des Aufgangs, zur Be- nicht Erleuchtung und zum Abmalen, als zum Wärmen und Befruchten da. Sie werden — aber mühſam und nach vielen Selbſttäuſchungen — noch dahin kommen. — Haſſen[319] Sie die Eitelkeit wie den Teufel der Bruſt, den Honigthau der beſten
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402. An Böttiger.
[Weimar, Febr. 1800]
Hier ſind die treflichen Blätter des wizigen Jünglings. — Können
Sie mir nicht ſagen, wo ich hier Fichte’s Beſtimmung des Menſchen
bekommen kan, wenn es nicht bei Ihnen iſt? — 5
403. An Böttiger.
[Weimar, 23. Febr. 1800]
Den beſten Morgen! Im Falle Sie das wandelnde Blat durch-
gelaufen, würd’ ichs heute mit nach Leipzig ſchicken. — Lehren Sie
mich gütig das Korrekturzeichen, das bedeutet, etwas ſol gros gedrukt 10
werden; meinem Clavis geb ich die 2te Korrektur. — Fichte und 2
Schlegel wollen nach Berlin und ſelber eine Rezenſier-Arſenikhütte
anlegen. —
404. An Thieriot.
Weimar d. 23 Feb. 1800. 15
Ihr Aufſaz iſt ſchon unter der Preſſe ſamt einer Note worin Böttiger
Sie um mehrere Beiträge bittet. Dieſe bitt’ ich künftig nur an ihn zu
ſchicken; alzeit aber mit einem Brief an mich und mit der Erlaubnis,
mir jene holen zu laſſen.
Die Prä-Exzerpten und das wandelnde Blat haben mich ſehr er- 20
freuet und befriedigt. Aber für ſolche Blätter über Früchten haben wir
noch durchaus kein Publikum. Nur einige geſchmeidige Leichtigkeit,
das Oel des Athleten müſſen Sie ſich noch erwerben.
Ihr Humisches Zerflattern und Zerfaſern iſt kein Humisches oder
ſpekulativiſches, ſondern ein ſchädlicher Traum der Phantaſie, in deren 25
Gewalt alles ſteht, ſogar das Vorbilden, man ſei nicht. Sie dürfen
dieſem Spiel nicht nachgeben; auch aus einem individuellen Grunde
— weil Sie durch eine zu frühe Saturazion mit Wiſſen eigentlich
kein Bedürfnis des Wiſſens kanten und noch jezt das Sein mehr des
Scheins wegen verlangen. Für Sie iſt die Wahrheits-Sonne mehr zum 30
Genus des Aufgangs, zur Be- nicht Erleuchtung und zum Abmalen,
als zum Wärmen und Befruchten da. Sie werden — aber mühſam
und nach vielen Selbſttäuſchungen — noch dahin kommen. — Haſſen
Sie die Eitelkeit wie den Teufel der Bruſt, den Honigthau der beſten
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/309>, abgerufen am 28.07.2024.
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