Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.2 gr.; hier noch die Akzise etc. Wenigstens nicht theuer ist solches Müllers Schweizer Geschichte pries Woltman in der Litteratur Herold sol mir und (damit wil ich locken und reizen) der Oberhof- Deine neue Umarmung Oertels hat meine ganze Seele erfreuet. d. 3. Feb.[312] Denn in dir und ihm regiert dieselbe seltene Kraft der Ehre ohne 2 gr.; hier noch die Akziſe ꝛc. Wenigſtens nicht theuer iſt ſolches Müllers Schweizer Geſchichte pries Woltman in der Litteratur Herold ſol mir und (damit wil ich locken und reizen) der Oberhof- Deine neue Umarmung Oertels hat meine ganze Seele erfreuet. d. 3. Feb.[312] Denn in dir und ihm regiert dieſelbe ſeltene Kraft der Ehre ohne <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0303" n="287"/> 2 gr.; hier noch die Akziſe ꝛc. Wenigſtens nicht theuer iſt ſolches<lb/> Geſöf.</p><lb/> <p>Müllers Schweizer Geſchichte pries Woltman in der <hi rendition="#aq">Litteratur<lb/> Zeitung;</hi> darauf pries jener dieſen und ſagte, er käme gleich nach<lb/><hi rendition="#aq">Müller.</hi> Allemal antiphonierende Sieges Chöre ſind jezt die Rezen-<lb n="5"/> ſionen. Indes hab ich die Jugendbriefe <hi rendition="#aq">Müllers</hi> im deutſchen Magazin<lb/> geleſen — es iſt ein genialiſcher Götterſohn.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Herold</hi> ſol mir und (damit wil ich locken und reizen) der Oberhof-<lb/> meiſterin der Prinzeſſin — ich ſagte, nur durch ihn wär’ ein Kanal<lb/> dazu — und der <hi rendition="#aq">Schroeder</hi> — der er neulich 4 enge Quartſeiten<lb n="10"/> <hi rendition="#aq">douceurs</hi> übermacht — <hi rendition="#g">in allem</hi> 100 Frankfurter Federn ſchicken<lb/> für Geld. Bitt’ ihn. Keine Federn als eben ſeine ſchreiben ſo<lb/><hi rendition="#g">ſcharf.</hi></p><lb/> <p>Deine neue Umarmung Oertels hat meine ganze Seele erfreuet.<lb/> Ihr wiſſet eigentlich kaum, warum ihr auseinander geflattert ſeid,<lb n="15"/> wenns nicht euere Aehnlichkeit iſt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 3. Feb.<note place="right"><ref target="1922_Bd3_312">[312]</ref></note></hi> </dateline><lb/> <p>Denn in dir und ihm regiert dieſelbe ſeltene Kraft der Ehre ohne<lb/> die keine Moralität möglich iſt und die doch 〈ſogar bei Albano〉 ſo<lb/> nahe an den Egoiſmus ſtreift — was ich Oertel erſt neulich vorgewor-<lb n="20"/> fen —; nur bei dir iſt er durch eine ſeltene Ausnahme auch nicht im<lb/> kleinſten Zuge. Dein Styl hat euch geſchieden; und hier wil ich eine<lb/> Anmerkung, die ich bei deinem ſonſt ſchönen Briefe an <hi rendition="#aq">C.</hi> und bei<lb/> deinen Dialogen mit wichtigen Menſchen oder über wichtige Sachen<lb/> öfters machte, dir fragweiſe geben: du tourniereſt und dreheſt nämlich<lb n="25"/> deinen Ausdruk zu lange und oft bis zur Spizfündigkeit, bis zur Feinheit<lb/> ohnehin; und du wilſt dan (wie <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> zuweilen, aber doch anders)<lb/> die Empfindung ꝛc. ausdrücken durch das Sprechen über den Ausdruk<lb/> derſelben. Sei einfacher (wie in den Briefen an mich); der Fehler iſt<lb/> leichter zu laſſen als zu machen, er vergeht wie der der Jugend oder<lb n="30"/> des überſtrömenden Wizes mit der Zeit. — Oertels Gedicht (<hi rendition="#aq">sub rosa</hi>)<lb/> gefiel Wieland und Knebel nicht; <hi rendition="#aq">Herder</hi> iſt des ſchlimmen Hexa-<lb/> meters wegen nicht daran zu bringen. Mich haben die weiblichen<lb/> Karaktere gewonnen; obgleich Versbau und Plan und Unpoeſie in<lb/> der andern Wagſchaale ſaſſen und zogen. Sag’ ihm aber, daß ſein<lb n="35"/> Gedicht in <hi rendition="#aq">octava rimi</hi> [!] von <hi rendition="#aq">Herder</hi> uns vorgeleſen und zur Hälfte<lb/> ſehr von ihm geprieſen worden. <hi rendition="#aq">Herder</hi> lieſet wie ein Gott, ſie wie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [287/0303]
2 gr.; hier noch die Akziſe ꝛc. Wenigſtens nicht theuer iſt ſolches
Geſöf.
Müllers Schweizer Geſchichte pries Woltman in der Litteratur
Zeitung; darauf pries jener dieſen und ſagte, er käme gleich nach
Müller. Allemal antiphonierende Sieges Chöre ſind jezt die Rezen- 5
ſionen. Indes hab ich die Jugendbriefe Müllers im deutſchen Magazin
geleſen — es iſt ein genialiſcher Götterſohn.
Herold ſol mir und (damit wil ich locken und reizen) der Oberhof-
meiſterin der Prinzeſſin — ich ſagte, nur durch ihn wär’ ein Kanal
dazu — und der Schroeder — der er neulich 4 enge Quartſeiten 10
douceurs übermacht — in allem 100 Frankfurter Federn ſchicken
für Geld. Bitt’ ihn. Keine Federn als eben ſeine ſchreiben ſo
ſcharf.
Deine neue Umarmung Oertels hat meine ganze Seele erfreuet.
Ihr wiſſet eigentlich kaum, warum ihr auseinander geflattert ſeid, 15
wenns nicht euere Aehnlichkeit iſt.
d. 3. Feb.
Denn in dir und ihm regiert dieſelbe ſeltene Kraft der Ehre ohne
die keine Moralität möglich iſt und die doch 〈ſogar bei Albano〉 ſo
nahe an den Egoiſmus ſtreift — was ich Oertel erſt neulich vorgewor- 20
fen —; nur bei dir iſt er durch eine ſeltene Ausnahme auch nicht im
kleinſten Zuge. Dein Styl hat euch geſchieden; und hier wil ich eine
Anmerkung, die ich bei deinem ſonſt ſchönen Briefe an C. und bei
deinen Dialogen mit wichtigen Menſchen oder über wichtige Sachen
öfters machte, dir fragweiſe geben: du tourniereſt und dreheſt nämlich 25
deinen Ausdruk zu lange und oft bis zur Spizfündigkeit, bis zur Feinheit
ohnehin; und du wilſt dan (wie Emanuel zuweilen, aber doch anders)
die Empfindung ꝛc. ausdrücken durch das Sprechen über den Ausdruk
derſelben. Sei einfacher (wie in den Briefen an mich); der Fehler iſt
leichter zu laſſen als zu machen, er vergeht wie der der Jugend oder 30
des überſtrömenden Wizes mit der Zeit. — Oertels Gedicht (sub rosa)
gefiel Wieland und Knebel nicht; Herder iſt des ſchlimmen Hexa-
meters wegen nicht daran zu bringen. Mich haben die weiblichen
Karaktere gewonnen; obgleich Versbau und Plan und Unpoeſie in
der andern Wagſchaale ſaſſen und zogen. Sag’ ihm aber, daß ſein 35
Gedicht in octava rimi [!] von Herder uns vorgeleſen und zur Hälfte
ſehr von ihm geprieſen worden. Herder lieſet wie ein Gott, ſie wie
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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