Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.poetischen Zeremonial-Bühne der Gallier anhieng und anhängt, weil Mit Herder leb' ich, wiewohl immer in philosophischen Kriegen, Die Apodiktik bezaubert mich durch den Scharfsin und die herliche Leb wohl, mein Theuerer! Mit Sehnsucht und Liebe grüss' ich deine Richter Sende deine Briefe auf dem alten Wege. Meiner geht erst über-15 392. An Emilie von Berlepsch in Edinburg. [Kopie][Weimar, 5. Febr. 1800]Seelentros -- wir werden in der Freundschaft nicht die Mistöne 393. An Christian Otto. Weimar d. 20 Jenn. 1800.Lieber Otto! Denk' aber nicht, daß du den Brief schon hast; der Heute wil ich dir noch nichts beantworten, sondern nur erzählen. -- poetiſchen Zeremonial-Bühne der Gallier anhieng und anhängt, weil Mit Herder leb’ ich, wiewohl immer in philoſophiſchen Kriegen, Die Apodiktik bezaubert mich durch den Scharfſin und die herliche Leb wohl, mein Theuerer! Mit Sehnſucht und Liebe grüſſ’ ich deine Richter Sende deine Briefe auf dem alten Wege. Meiner geht erſt über-15 392. An Emilie von Berlepſch in Edinburg. [Kopie][Weimar, 5. Febr. 1800]Seelentros — wir werden in der Freundſchaft nicht die Mistöne 393. An Chriſtian Otto. Weimar d. 20 Jenn. 1800.Lieber Otto! Denk’ aber nicht, daß du den Brief ſchon haſt; der Heute wil ich dir noch nichts beantworten, ſondern nur erzählen. — <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0300" n="284"/> poetiſchen Zeremonial-Bühne der Gallier anhieng und anhängt, weil<lb/> ſie ſelber auf einer frappant ähnlichen agiert.</p><lb/> <p>Mit <hi rendition="#aq">Herder</hi> leb’ ich, wiewohl immer in philoſophiſchen Kriegen,<lb/> im alten Seelenbunde und noch enger fort; faſt einen Tag über den<lb/> andern ſehen wir uns. Blutig werd’ ich aus dieſer liebenden Familie<lb n="5"/> ſcheiden. Denn ich haſſe <hi rendition="#aq">Weimar</hi> und räum’ es, wenn ich meine <hi rendition="#aq">Caro-<lb/> line</hi> habe. Von dieſer wil ich dir in einem andern Briefe ſchreiben, und<lb/> über manches andere in deinem.</p><lb/> <p>Die Apodiktik bezaubert mich durch den Scharfſin und die herliche<lb/> Entwiklung; ich kan kaum los. — <hi rendition="#aq">Wieland</hi> kan man lieben, wie man<lb n="10"/> ein ſchönes Kind liebt; man erwartet nicht, daß es einen wieder liebe.<lb/> Das Gleichnis gehört deiner Sülli.</p><lb/> <p>Leb wohl, mein Theuerer! Mit Sehnſucht und Liebe grüſſ’ ich deine<lb/> Schweſtern. Lebe wohl!</p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">Richter</hi> </hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Sende deine Briefe auf dem alten Wege. Meiner geht erſt über-<lb n="15"/> morgen ab.</p> </postscript> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>392. An <hi rendition="#g">Emilie von Berlepſch in Edinburg.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 5. Febr. 1800]</hi> </dateline><lb/> <p>Seelentros — wir werden in der Freundſchaft nicht die Mistöne<lb/> der Gaſſe hören. — Möge kein neuer Schmerz in die ſo oft getheilte<lb n="20"/> Seele greifen.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>393. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 20 Jenn. 1800.</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber Otto! Denk’ aber nicht, daß du den Brief ſchon haſt; der<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd3_309">[309]</ref></note>Himmel und die arbeits-ſchwangere Zukunft wiſſen, wie lang’ er<lb n="25"/> liegen bleibt. Heute ſandt’ ich den Poſtpferden einſtweilen 6 Briefe.<lb/> An dich und Jakobi erlaſſ’ ich die längſten; an dieſen keine Fakta<lb/> ſondern Betrachtungen. So wie jezt thut es einem wohl, wo man frei<lb/> in ſeinen epiſtolariſchen Wellen treibt und plätſchert und keinen Poſt-<lb/> bericht als <hi rendition="#aq">Lettre de cachet</hi> befürchtet.<lb n="30"/> </p> <p>Heute wil ich dir noch nichts beantworten, ſondern nur erzählen. —<lb/> Ein kantianiſcher Tropf lies an mich und <hi rendition="#aq">Herder</hi> ein dummes Send-<lb/> ſchreiben drucken; die <hi rendition="#aq">Palingenesien</hi> betreffend; er heiſſet <hi rendition="#aq">D.</hi> Erhard.<lb/> Er ſol nie merken, daß ich den Narren geleſen. Ein edler Ungenanter<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [284/0300]
poetiſchen Zeremonial-Bühne der Gallier anhieng und anhängt, weil
ſie ſelber auf einer frappant ähnlichen agiert.
Mit Herder leb’ ich, wiewohl immer in philoſophiſchen Kriegen,
im alten Seelenbunde und noch enger fort; faſt einen Tag über den
andern ſehen wir uns. Blutig werd’ ich aus dieſer liebenden Familie 5
ſcheiden. Denn ich haſſe Weimar und räum’ es, wenn ich meine Caro-
line habe. Von dieſer wil ich dir in einem andern Briefe ſchreiben, und
über manches andere in deinem.
Die Apodiktik bezaubert mich durch den Scharfſin und die herliche
Entwiklung; ich kan kaum los. — Wieland kan man lieben, wie man 10
ein ſchönes Kind liebt; man erwartet nicht, daß es einen wieder liebe.
Das Gleichnis gehört deiner Sülli.
Leb wohl, mein Theuerer! Mit Sehnſucht und Liebe grüſſ’ ich deine
Schweſtern. Lebe wohl!
Richter
Sende deine Briefe auf dem alten Wege. Meiner geht erſt über- 15
morgen ab.
392. An Emilie von Berlepſch in Edinburg.
[Weimar, 5. Febr. 1800]
Seelentros — wir werden in der Freundſchaft nicht die Mistöne
der Gaſſe hören. — Möge kein neuer Schmerz in die ſo oft getheilte 20
Seele greifen.
393. An Chriſtian Otto.
Weimar d. 20 Jenn. 1800.
Lieber Otto! Denk’ aber nicht, daß du den Brief ſchon haſt; der
Himmel und die arbeits-ſchwangere Zukunft wiſſen, wie lang’ er 25
liegen bleibt. Heute ſandt’ ich den Poſtpferden einſtweilen 6 Briefe.
An dich und Jakobi erlaſſ’ ich die längſten; an dieſen keine Fakta
ſondern Betrachtungen. So wie jezt thut es einem wohl, wo man frei
in ſeinen epiſtolariſchen Wellen treibt und plätſchert und keinen Poſt-
bericht als Lettre de cachet befürchtet. 30
[309]Heute wil ich dir noch nichts beantworten, ſondern nur erzählen. —
Ein kantianiſcher Tropf lies an mich und Herder ein dummes Send-
ſchreiben drucken; die Palingenesien betreffend; er heiſſet D. Erhard.
Er ſol nie merken, daß ich den Narren geleſen. Ein edler Ungenanter
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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