Meine ganze Fern- oder Naheschreibekunst ist diese nach Ihrem lieben Briefe, daß ich nach 8 Uhr komme.
R.
21. An Emanuel in Bayreuth.[21]5
Leipzig d. 5 Dec. 97.
Mein immer Geliebter! Diesen Namen geben Ihnen beinahe auch meine Ihnen unbekanten Freunde, besonders Oertel, dem ich Sie so treu malte, daß er Sie schon jezt zu sich und seinem Weibe auf seinem Landhaus einlädt. -- Freuden und Geschäfte ziehen zwar ihre stür-10 mischen Wirbel um mich; aber mein Inneres bewegt sich nicht als aus Liebe. Täglich werden meiner Arbeiten, Bücher, Bekantschaften und Zerstreuungen mehr: Christian könte Ihnen wohl etwas von meinen hiesigen Fatis berichten, da es mir unmöglich ist, meine Geschichte 2 mal zu erzählen.15
Es wird Sie meine Nachricht freuen, daß die Juden in Berlin den aufgeklärtern Theil Berlins ausmachen -- daß sie die jüdische Noblesse heissen -- fremde Künstler und Gelehrte an sich ziehen -- in Grauns Passion gegen sich selber singen und zu wizig sind.
Vorn am neuen Hesperus siz' ich en face, abscheulich und unkentlich20 zugleich. --
Ihre Bemerkung, daß die Menge der Scheidenden den Abschied er- leichtere, ist fein und wahr.
Schreiben Sie mir bald. Herzliche Grüsse an Schaefer und Elrodt und an den leider zu spät gesehenen Seebek.25
Ewig und gleich heis bleibt meine Achtung und Liebe für meinen unersezlichen Emanuel. Mög' endlich einmal das Schiksal, das ihm so viel nahm, der Natur nachahmen, die ihm so viel gab! -- Theuerster, Sie wissen nicht wie gros und wie ewig die Liebe ist, die in Ihrem Freunde das Herz für Sie bewegt! --30
Richter
[Adr.] Meinem Emanuel.
22. An Karoline Herold.
[Kopie][Leipzig, 5. Dez. 1797]
Alle Tage unsrer vorigen Liebe werden erbleichen und erkalten vor35
2*
20. An Thieriot.
[Leipzig, Nov. oder Dez. 1797]
Meine ganze Fern- oder Naheſchreibekunſt iſt dieſe nach Ihrem lieben Briefe, daß ich nach 8 Uhr komme.
R.
21. An Emanuel in Bayreuth.[21]5
Leipzig d. 5 Dec. 97.
Mein immer Geliebter! Dieſen Namen geben Ihnen beinahe auch meine Ihnen unbekanten Freunde, beſonders Oertel, dem ich Sie ſo treu malte, daß er Sie ſchon jezt zu ſich und ſeinem Weibe auf ſeinem Landhaus einlädt. — Freuden und Geſchäfte ziehen zwar ihre ſtür-10 miſchen Wirbel um mich; aber mein Inneres bewegt ſich nicht als aus Liebe. Täglich werden meiner Arbeiten, Bücher, Bekantſchaften und Zerſtreuungen mehr: Chriſtian könte Ihnen wohl etwas von meinen hieſigen Fatis berichten, da es mir unmöglich iſt, meine Geſchichte 2 mal zu erzählen.15
Es wird Sie meine Nachricht freuen, daß die Juden in Berlin den aufgeklärtern Theil Berlins ausmachen — daß ſie die jüdiſche Nobleſſe heiſſen — fremde Künſtler und Gelehrte an ſich ziehen — in Grauns Paſſion gegen ſich ſelber ſingen und zu wizig ſind.
Vorn am neuen Hesperus ſiz’ ich en face, abſcheulich und unkentlich20 zugleich. —
Ihre Bemerkung, daß die Menge der Scheidenden den Abſchied er- leichtere, iſt fein und wahr.
Schreiben Sie mir bald. Herzliche Grüſſe an Schaefer und Elrodt und an den leider zu ſpät geſehenen Seebek.25
Ewig und gleich heis bleibt meine Achtung und Liebe für meinen unerſezlichen Emanuel. Mög’ endlich einmal das Schikſal, das ihm ſo viel nahm, der Natur nachahmen, die ihm ſo viel gab! — Theuerſter, Sie wiſſen nicht wie gros und wie ewig die Liebe iſt, die in Ihrem Freunde das Herz für Sie bewegt! —30
Richter
[Adr.] Meinem Emanuel.
22. An Karoline Herold.
[Kopie][Leipzig, 5. Dez. 1797]
Alle Tage unſrer vorigen Liebe werden erbleichen und erkalten vor35
2*
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[19/0025]
20. An Thieriot.
[Leipzig, Nov. oder Dez. 1797]
Meine ganze Fern- oder Naheſchreibekunſt iſt dieſe nach Ihrem
lieben Briefe, daß ich nach 8 Uhr komme.
R.
21. An Emanuel in Bayreuth. 5
Leipzig d. 5 Dec. 97.
Mein immer Geliebter! Dieſen Namen geben Ihnen beinahe auch
meine Ihnen unbekanten Freunde, beſonders Oertel, dem ich Sie ſo
treu malte, daß er Sie ſchon jezt zu ſich und ſeinem Weibe auf ſeinem
Landhaus einlädt. — Freuden und Geſchäfte ziehen zwar ihre ſtür- 10
miſchen Wirbel um mich; aber mein Inneres bewegt ſich nicht als aus
Liebe. Täglich werden meiner Arbeiten, Bücher, Bekantſchaften und
Zerſtreuungen mehr: Chriſtian könte Ihnen wohl etwas von meinen
hieſigen Fatis berichten, da es mir unmöglich iſt, meine Geſchichte
2 mal zu erzählen. 15
Es wird Sie meine Nachricht freuen, daß die Juden in Berlin den
aufgeklärtern Theil Berlins ausmachen — daß ſie die jüdiſche Nobleſſe
heiſſen — fremde Künſtler und Gelehrte an ſich ziehen — in Grauns
Paſſion gegen ſich ſelber ſingen und zu wizig ſind.
Vorn am neuen Hesperus ſiz’ ich en face, abſcheulich und unkentlich 20
zugleich. —
Ihre Bemerkung, daß die Menge der Scheidenden den Abſchied er-
leichtere, iſt fein und wahr.
Schreiben Sie mir bald. Herzliche Grüſſe an Schaefer und Elrodt
und an den leider zu ſpät geſehenen Seebek. 25
Ewig und gleich heis bleibt meine Achtung und Liebe für meinen
unerſezlichen Emanuel. Mög’ endlich einmal das Schikſal, das ihm
ſo viel nahm, der Natur nachahmen, die ihm ſo viel gab! — Theuerſter,
Sie wiſſen nicht wie gros und wie ewig die Liebe iſt, die in Ihrem
Freunde das Herz für Sie bewegt! — 30
Richter
[Adr.] Meinem Emanuel.
22. An Karoline Herold.
[Leipzig, 5. Dez. 1797]
Alle Tage unſrer vorigen Liebe werden erbleichen und erkalten vor 35
2*
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/25>, abgerufen am 25.07.2024.
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