Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.hab' ich eine Zeit, wie ich sie nie hatte, und du hast eine, wie du sie nie 315. An Friederike Bleibtreu in Braunschweig. [Kopie][Weimar, 21. Sept. 1799]Nie wurde ein vergangner Garten und Frühling schöner ein- 316. An Auguste Schlichtegroll in Gotha. [Kopie][Weimar, 22. Sept. 1799]15Majestätsverbrecherin der Freundschaft -- meine innere Lebens- [252]317. An Streiber in Eisenach.20 [Kopie][Weimar, 24. Sept. 1799]Warum wurden mir nicht diese schönen Tage zu Ihren schönen 318. An Josephine von Sydow.25 Weimar d. 26 Sep. 99Theuere! So oft ich nach Berlin schreibe, schliess' ich einige hab’ ich eine Zeit, wie ich ſie nie hatte, und du haſt eine, wie du ſie nie 315. An Friederike Bleibtreu in Braunſchweig. [Kopie][Weimar, 21. Sept. 1799]Nie wurde ein vergangner Garten und Frühling ſchöner ein- 316. An Auguſte Schlichtegroll in Gotha. [Kopie][Weimar, 22. Sept. 1799]15Majeſtätsverbrecherin der Freundſchaft — meine innere Lebens- [252]317. An Streiber in Eiſenach.20 [Kopie][Weimar, 24. Sept. 1799]Warum wurden mir nicht dieſe ſchönen Tage zu Ihren ſchönen 318. An Joſephine von Sydow.25 Weimar d. 26 Sep. 99Theuere! So oft ich nach Berlin schreibe, schliess’ ich einige <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0245" n="230"/> hab’ ich eine Zeit, wie ich ſie nie hatte, und du haſt eine, wie du ſie nie<lb/> hatteſt — Ich ſehe lieber Sie als mit Ihnen. — wenn die Abendſonne<lb/> in Flammen zerfiel, wenn die hohe Natur oder ein hoher Gedanke<lb/> unſere Seelen begeiſtert und es für uns keine andere Welt mehr giebt<lb/> als die innere oder die 2<hi rendition="#sup">te</hi>.<lb n="5"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>315. An <hi rendition="#g">Friederike Bleibtreu in Braunſchweig.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 21. Sept. 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Nie wurde ein vergangner Garten und Frühling ſchöner ein-<lb/> geſchloſſen als dieſes glänzende Blüten-Grabmahl thut. Das Band<lb/> (der Freundſchaft) wurde nicht <hi rendition="#g">von</hi> ſondern <hi rendition="#g">mit</hi> uns geſponnen und<lb n="10"/> gewebt. — Unſer Beiſammenſein war ſo ſchön und ſo neben Blumen<lb/> wie Schmetterlinge aber es hatte eben ſo viel Flügel wie Schmetter-<lb/> linge. — Wir ſehen uns früher wieder als hinter den Urnen.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>316. An <hi rendition="#g">Auguſte Schlichtegroll in Gotha.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 22. Sept. 1799]</hi> </dateline> <lb n="15"/> <p>Majeſtätsverbrecherin der Freundſchaft — meine innere Lebens-<lb/> weiſe ſo abweichend wie meine äuſſere in Büchern und wer mich kent<lb/> wie ich, würde mich nie fragen: haſt du Zeit? ſondern: woher nimſt du<lb/> ſie?</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd3_252">[252]</ref></note>317. An <hi rendition="#g">Streiber in Eiſenach.</hi><lb n="20"/></head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 24. Sept. 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Warum wurden mir nicht dieſe ſchönen Tage zu Ihren ſchönen<lb/> Gegenden beſchieden? Und warum mus dem Menſchen immer etwas<lb/> fehlen entweder oben am Himmel oder unten auf der Erde?</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>318. An <hi rendition="#g">Joſephine von Sydow.</hi><lb n="25"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar d. 26 Sep.</hi> 99</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Theuere! So oft ich nach Berlin schreibe, schliess’ ich einige<lb/> Worte für Sie ein, so unbedeutend sie auch sind. Ihr lezter Brief<lb/> wirkte auf mich wie alle Ihre; nämlich wie die Abend- und Morgen-<lb/> dämmerung, die den Menschen weich, vol Sehnsucht und traeu-<lb n="30"/> mend macht.</hi> </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [230/0245]
hab’ ich eine Zeit, wie ich ſie nie hatte, und du haſt eine, wie du ſie nie
hatteſt — Ich ſehe lieber Sie als mit Ihnen. — wenn die Abendſonne
in Flammen zerfiel, wenn die hohe Natur oder ein hoher Gedanke
unſere Seelen begeiſtert und es für uns keine andere Welt mehr giebt
als die innere oder die 2te. 5
315. An Friederike Bleibtreu in Braunſchweig.
[Weimar, 21. Sept. 1799]
Nie wurde ein vergangner Garten und Frühling ſchöner ein-
geſchloſſen als dieſes glänzende Blüten-Grabmahl thut. Das Band
(der Freundſchaft) wurde nicht von ſondern mit uns geſponnen und 10
gewebt. — Unſer Beiſammenſein war ſo ſchön und ſo neben Blumen
wie Schmetterlinge aber es hatte eben ſo viel Flügel wie Schmetter-
linge. — Wir ſehen uns früher wieder als hinter den Urnen.
316. An Auguſte Schlichtegroll in Gotha.
[Weimar, 22. Sept. 1799] 15
Majeſtätsverbrecherin der Freundſchaft — meine innere Lebens-
weiſe ſo abweichend wie meine äuſſere in Büchern und wer mich kent
wie ich, würde mich nie fragen: haſt du Zeit? ſondern: woher nimſt du
ſie?
317. An Streiber in Eiſenach. 20
[Weimar, 24. Sept. 1799]
Warum wurden mir nicht dieſe ſchönen Tage zu Ihren ſchönen
Gegenden beſchieden? Und warum mus dem Menſchen immer etwas
fehlen entweder oben am Himmel oder unten auf der Erde?
318. An Joſephine von Sydow. 25
Weimar d. 26 Sep. 99
Theuere! So oft ich nach Berlin schreibe, schliess’ ich einige
Worte für Sie ein, so unbedeutend sie auch sind. Ihr lezter Brief
wirkte auf mich wie alle Ihre; nämlich wie die Abend- und Morgen-
dämmerung, die den Menschen weich, vol Sehnsucht und traeu- 30
mend macht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |