Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.krasie ist ein zu grosser Ekel:*) wie hat mich nicht das Beriechen des Mein Trost in diesem deutschen Leben ist, daß ich nach jedem Band 289. An Knebel in Ilmenau. [Kopie][Weimar, 2. Juli 1799]Ich wolte Sie wären der Spediteur aller Briefe an mich und ver-25 *) z. B. die Sonnenflecken des Tabaks etc.
kraſie iſt ein zu groſſer Ekel:*) wie hat mich nicht das Beriechen des Mein Troſt in dieſem deutſchen Leben iſt, daß ich nach jedem Band 289. An Knebel in Ilmenau. [Kopie][Weimar, 2. Juli 1799]Ich wolte Sie wären der Spediteur aller Briefe an mich und ver-25 *) z. B. die Sonnenflecken des Tabaks ꝛc.
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0223" n="208"/> kraſie iſt ein zu groſſer Ekel:<note place="foot" n="*)">z. B. die Sonnenflecken des Tabaks ꝛc.</note> wie hat mich nicht das <hi rendition="#g">Beriechen</hi> des<lb/> Gartens im Fixlein gequält? — Wenn ich eine unbedeutende Neben-<lb/> ſache zu ſagen habe: ſo ſag ich ſie lieber luſtig als ernſthaft. — Das<lb/> öftere Ich findeſt du bei allen komiſchen Autoren. — Manche Wieder-<lb/> holungen „ich wolte, daß“ „es fält mir auf, daß ꝛc.“ findeſt du in<lb n="5"/> Sterne und überal; es ſind eben ſo wenig welche als 10mal in 1 ernſt-<lb/> haften Buch zu ſagen: es iſt nicht zu läugnen. Ich werd aber viel weg-<lb/> thun, wie z. B. das <hi rendition="#aq">L. S.</hi> Aber der Sallat wird gemacht. — Oft muſt’<lb/> ich laut auflachen über meine komiſche Geſtalt, in der ich erſcheine<lb/> manches 3, 4 mal wiederholend. — Über den <hi rendition="#g">quirlenden</hi> Lämmer-<lb n="10"/> ſchwanz hatt ich unter dem Schreiben die höchſte Freude, da das Bei-<lb/> wort ſo unendlich malt; und ich weis ernſtlich nicht, warum es kindiſch<lb/> ſein ſol. — Das lezte Kapitel, das du ſo lobſt, hat mir nun gerade die<lb/> kleinſte Mühe gemacht; es ſtrömte hervor, aber ich war in Be-<lb/> geiſterung. —<lb n="15"/> </p> <p>Mein Troſt in dieſem deutſchen Leben iſt, daß ich nach jedem Band<lb/> zum Titan einen Anhang habe, wo ich zwiſchen meinen 4 Wänden bin<lb/> und mache was ich wil. — Ich danke dir noch einmal recht innig<lb/> für deine ſcharfe, und beſtimte und doch ſchonende Kritik; denn ich<lb/> fürchtete eine ſchärfere. Lebe wohl und grüſſe die Deinigen. Unter<lb n="20"/> euch 3 würde d. h. werd’ ich ſein wie ihr, nichts als Liebe. Leb wohl<lb/> Guter.</p> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>289. An <hi rendition="#g">Knebel in Ilmenau.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 2. Juli 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Ich wolte Sie wären der Spediteur aller Briefe an mich und ver-<lb n="25"/> doppelten die Gabe, die Sie überlieferten. Wohnt’ ich Ihren Limo-<lb/> niaden um 4 Meilen näher: ſo würd’ ich keine Rezenſionen begehren<lb/> als die meiner Mſpte. Es könte dan ſein, daß ich <hi rendition="#aq">Weimar</hi> — beſuchte<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd3_229">[229]</ref></note>und <hi rendition="#aq">Ilmenau</hi> zuweilen — verlieſſe. Der König, der d[as] Norddeutſch-<lb/> [land] beruhigt, beunruhigt das Süddeutſch[land] eben ſo angenehm<lb n="30"/> — [Es war] ſo vol, daß zwar eine Nadel zur Erde fallen aber niemand<lb/> ſich bücken könte, aus Engigkeit, ſie aufzuheben. — Ihre Nachſchrift<lb/> iſt wichtiger als alles, was auf einem Wechſelbrief ſtehen mag.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [208/0223]
kraſie iſt ein zu groſſer Ekel: *) wie hat mich nicht das Beriechen des
Gartens im Fixlein gequält? — Wenn ich eine unbedeutende Neben-
ſache zu ſagen habe: ſo ſag ich ſie lieber luſtig als ernſthaft. — Das
öftere Ich findeſt du bei allen komiſchen Autoren. — Manche Wieder-
holungen „ich wolte, daß“ „es fält mir auf, daß ꝛc.“ findeſt du in 5
Sterne und überal; es ſind eben ſo wenig welche als 10mal in 1 ernſt-
haften Buch zu ſagen: es iſt nicht zu läugnen. Ich werd aber viel weg-
thun, wie z. B. das L. S. Aber der Sallat wird gemacht. — Oft muſt’
ich laut auflachen über meine komiſche Geſtalt, in der ich erſcheine
manches 3, 4 mal wiederholend. — Über den quirlenden Lämmer- 10
ſchwanz hatt ich unter dem Schreiben die höchſte Freude, da das Bei-
wort ſo unendlich malt; und ich weis ernſtlich nicht, warum es kindiſch
ſein ſol. — Das lezte Kapitel, das du ſo lobſt, hat mir nun gerade die
kleinſte Mühe gemacht; es ſtrömte hervor, aber ich war in Be-
geiſterung. — 15
Mein Troſt in dieſem deutſchen Leben iſt, daß ich nach jedem Band
zum Titan einen Anhang habe, wo ich zwiſchen meinen 4 Wänden bin
und mache was ich wil. — Ich danke dir noch einmal recht innig
für deine ſcharfe, und beſtimte und doch ſchonende Kritik; denn ich
fürchtete eine ſchärfere. Lebe wohl und grüſſe die Deinigen. Unter 20
euch 3 würde d. h. werd’ ich ſein wie ihr, nichts als Liebe. Leb wohl
Guter.
289. An Knebel in Ilmenau.
[Weimar, 2. Juli 1799]
Ich wolte Sie wären der Spediteur aller Briefe an mich und ver- 25
doppelten die Gabe, die Sie überlieferten. Wohnt’ ich Ihren Limo-
niaden um 4 Meilen näher: ſo würd’ ich keine Rezenſionen begehren
als die meiner Mſpte. Es könte dan ſein, daß ich Weimar — beſuchte
und Ilmenau zuweilen — verlieſſe. Der König, der d[as] Norddeutſch-
[land] beruhigt, beunruhigt das Süddeutſch[land] eben ſo angenehm 30
— [Es war] ſo vol, daß zwar eine Nadel zur Erde fallen aber niemand
ſich bücken könte, aus Engigkeit, ſie aufzuheben. — Ihre Nachſchrift
iſt wichtiger als alles, was auf einem Wechſelbrief ſtehen mag.
[229]
*) z. B. die Sonnenflecken des Tabaks ꝛc.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |