meinem Brief Ozean in die Hände schwammen. Ist die Litteratur Zeitung nach Hause gekommen? --
*236. An Amöne Herold in Weimar.
[Weimar, April 1799]
Zur Koppen[fels] bin ich nicht mitgeladen, sehe Sie also heute5 nicht. Morgen aber sind wir gemeinschaftlich bei der F. v. W[ol- zogen?].
Gehen Sie nur öfter in den schönen Park, in dem ich regelmässig von 12--1 Uhr bin, und mich immer vergeblich nach Ihnen umsehe.
Ich rathe Ihnen am Freitag zu schreiben, so komt es den Montag10 an; an mich aber können Sie alle Tage schreiben und es komt denselben Tag an.
237. An Christian Otto.
Weimar d. 4 Apr. 99 [Donnerstag].
Hier, mein Bruder, hast du den 1. Band des Titans, dem nur noch15 2 wichtige, bald nachkommende Kapitel fehlen. Ein jeder Autor hat nur die Empfindung und Einsicht der Theile, nie des Ganzen. Mir ist die deinige, sogar als Sporn, nöthig. Die lezten Theile würd' ich dir kühner geben; aber den ersten, der erst die Kuhhaut zur Stadt-Markung ausschneidet und der in Verhältnis des Hesperus eigentlich nur dessen20 3 erste Kapitel enthält, bring ich blöde. Sage mir blos, ich bitte dich, den reinen hellen Eindruk, den es auf dich in Vergleichung der frühern N BWerke macht. Am Mitwoch schreibe mir den Empfang und die Wirkung des etwannigen Gelesenen (hebe nichts auf, jezt bekomst du ohnehin "J. P. Briefe") Ich habe beinahe das Publikum durch meine25 Avisos gezwungen zu glauben, der Titan sei besser als der Hesperus, indes er nur anders (höchstens besser im Plane) sein sol und kan. Da [193]die Geschichte in den höhern Ständen regiert: so ist mir die Fixleinsche und Siebenkäsische Individualität genommen, wenigstens für die bürgerlichen Leser, die zum Glük den kleinern Theil ausmachen. -- Ich30 hefte nicht (wiewohl ich dirs schrieb) eine bürgerliche Fixleinsche Parallel-Geschichte daran -- das Werk würde zu gros (sie komt apart in die Welt) und die Digressionen wären zum T[eufel], sondern es bleibt bei den Supplementbändgen vol Spas. -- Oft wird leider, wegen
meinem Brief Ozean in die Hände ſchwammen. Iſt die Litteratur Zeitung nach Hauſe gekommen? —
*236. An Amöne Herold in Weimar.
[Weimar, April 1799]
Zur Koppen[fels] bin ich nicht mitgeladen, ſehe Sie alſo heute5 nicht. Morgen aber ſind wir gemeinſchaftlich bei der F. v. W[ol- zogen?].
Gehen Sie nur öfter in den ſchönen Park, in dem ich regelmäſſig von 12—1 Uhr bin, und mich immer vergeblich nach Ihnen umſehe.
Ich rathe Ihnen am Freitag zu ſchreiben, ſo komt es den Montag10 an; an mich aber können Sie alle Tage ſchreiben und es komt denſelben Tag an.
237. An Chriſtian Otto.
Weimar d. 4 Apr. 99 [Donnerstag].
Hier, mein Bruder, haſt du den 1. Band des Titans, dem nur noch15 2 wichtige, bald nachkommende Kapitel fehlen. Ein jeder Autor hat nur die Empfindung und Einſicht der Theile, nie des Ganzen. Mir iſt die deinige, ſogar als Sporn, nöthig. Die lezten Theile würd’ ich dir kühner geben; aber den erſten, der erſt die Kuhhaut zur Stadt-Markung ausſchneidet und der in Verhältnis des Hesperus eigentlich nur deſſen20 3 erſte Kapitel enthält, bring ich blöde. Sage mir blos, ich bitte dich, den reinen hellen Eindruk, den es auf dich in Vergleichung der frühern N BWerke macht. Am Mitwoch ſchreibe mir den Empfang und die Wirkung des etwannigen Geleſenen (hebe nichts auf, jezt bekomſt du ohnehin „J. P. Briefe“) Ich habe beinahe das Publikum durch meine25 Aviſos gezwungen zu glauben, der Titan ſei beſſer als der Hesperus, indes er nur anders (höchſtens beſſer im Plane) ſein ſol und kan. Da [193]die Geſchichte in den höhern Ständen regiert: ſo iſt mir die Fixleinſche und Siebenkäſiſche Individualität genommen, wenigſtens für die bürgerlichen Leſer, die zum Glük den kleinern Theil ausmachen. — Ich30 hefte nicht (wiewohl ich dirs ſchrieb) eine bürgerliche Fixleinſche Parallel-Geſchichte daran — das Werk würde zu gros (ſie komt apart in die Welt) und die Digreſſionen wären zum T[eufel], ſondern es bleibt bei den Supplementbändgen vol Spas. — Oft wird leider, wegen
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meinem Brief Ozean in die Hände ſchwammen. Iſt die Litteratur
Zeitung nach Hauſe gekommen? —
*236. An Amöne Herold in Weimar.
[Weimar, April 1799]
Zur Koppen[fels] bin ich nicht mitgeladen, ſehe Sie alſo heute 5
nicht. Morgen aber ſind wir gemeinſchaftlich bei der F. v. W[ol-
zogen?].
Gehen Sie nur öfter in den ſchönen Park, in dem ich regelmäſſig von
12—1 Uhr bin, und mich immer vergeblich nach Ihnen umſehe.
Ich rathe Ihnen am Freitag zu ſchreiben, ſo komt es den Montag 10
an; an mich aber können Sie alle Tage ſchreiben und es komt denſelben
Tag an.
237. An Chriſtian Otto.
Weimar d. 4 Apr. 99 [Donnerstag].
Hier, mein Bruder, haſt du den 1. Band des Titans, dem nur noch 15
2 wichtige, bald nachkommende Kapitel fehlen. Ein jeder Autor hat
nur die Empfindung und Einſicht der Theile, nie des Ganzen. Mir iſt die
deinige, ſogar als Sporn, nöthig. Die lezten Theile würd’ ich dir
kühner geben; aber den erſten, der erſt die Kuhhaut zur Stadt-Markung
ausſchneidet und der in Verhältnis des Hesperus eigentlich nur deſſen 20
3 erſte Kapitel enthält, bring ich blöde. Sage mir blos, ich bitte dich,
den reinen hellen Eindruk, den es auf dich in Vergleichung der frühern
Werke macht. Am Mitwoch ſchreibe mir den Empfang und die
Wirkung des etwannigen Geleſenen (hebe nichts auf, jezt bekomſt du
ohnehin „J. P. Briefe“) Ich habe beinahe das Publikum durch meine 25
Aviſos gezwungen zu glauben, der Titan ſei beſſer als der Hesperus,
indes er nur anders (höchſtens beſſer im Plane) ſein ſol und kan. Da
die Geſchichte in den höhern Ständen regiert: ſo iſt mir die Fixleinſche
und Siebenkäſiſche Individualität genommen, wenigſtens für die
bürgerlichen Leſer, die zum Glük den kleinern Theil ausmachen. — Ich 30
hefte nicht (wiewohl ich dirs ſchrieb) eine bürgerliche Fixleinſche
Parallel-Geſchichte daran — das Werk würde zu gros (ſie komt apart
in die Welt) und die Digreſſionen wären zum T[eufel], ſondern es bleibt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/188>, abgerufen am 27.07.2024.
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