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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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Durch diesen Blick ins Freie
Erhell ich meine Bahn.
Die Stunden fliehn -- Ich weihe
Der Hoffnung sie und reihe
Sie meiner Zukunft an.
Daß, wenn zu höhern SphärenIn dieser schönsten Strophe
find' ich troz Garve nicht die
kleinste Dunkelheit; und ihre
schönen Schwestern sind die
Brautführerinnen zu diesem lez-5
ten Altar des Menschen.

Ich fröhlich übergeh',
Der Fruchtstaub meiner Ähren
Noch in dem Thal der Zähren
Um meinen Hügel weh'.

[188]-- Ungeachtet dieser Erinnerungen hat Apollo unter dem Inkognito
der Sonne, dieses Selbstlob soufliert.

228. An Christian Otto.
10

Lieber Otto! Es bleibt bei allem; die K[alb] geht schon den Don-
nerstag nach Jena (logiere im schwarzen Bär; alle Gasthöfe sind da
schlecht) und ich den Freitag. Wie kontest du denken, daß ich diese Nähe
von dir ertragen könte ohne deinen Anblik? Eine Nacht must du ent-
weder da bleiben oder in Weimar. Die Kalb könte abends ein souper15
geben, wozu sie Herder lüde. -- Übrigens mache Amönen bekant, daß
der Man der K. wieder zurük komt -- weil der Krieg alles Avancieren,
ausser dem gegen den Feind suspendiert -- und daß sie also, da die K.
sehr enge eingemiethet ist, die Bequemlichkeit der Wohnung erst auf
dem Lande finden werde. Dafür gewint sie durch den Man an grösserer20
Geselligkeit. Ihr wird diese erste vornehme Ehe unerklärlich sein.

Sage meinen lieben 2 andern Freundinnen, daß ich dem ungeachtet
nach Hof komme, aber nur wenn alles grünt. Schreiben kan ich nicht,
weil mich der Teufel einmal auf Brief- und Schreibfoltern wieder legt
wegen meiner 8 Festtage in Gotha, wo ich am Hofe und von den andern25
so gut aufgenommen wurde, daß ich gewis einen Frühlingsmonath da
verleben und verschreiben wil. Ich hab in Gotha auf Weimar -- los-
gezogen. -- Eine freudige Beklommenheit drükt mich wenn ich unsere
kurze Zusammenkunft und die Abkürzung derselben durch die K.
bedenke.30

Durch dieſen Blick ins Freie
Erhell ich meine Bahn.
Die Stunden fliehn — Ich weihe
Der Hoffnung ſie und reihe
Sie meiner Zukunft an.
Daß, wenn zu höhern SphärenIn dieſer ſchönſten Strophe
find’ ich troz Garve nicht die
kleinſte Dunkelheit; und ihre
ſchönen Schweſtern ſind die
Brautführerinnen zu dieſem lez-5
ten Altar des Menſchen.

Ich fröhlich übergeh’,
Der Fruchtſtaub meiner Ähren
Noch in dem Thal der Zähren
Um meinen Hügel weh’.

[188]— Ungeachtet dieſer Erinnerungen hat Apollo unter dem Inkognito
der Sonne, dieſes Selbſtlob ſoufliert.

228. An Chriſtian Otto.
10

Lieber Otto! Es bleibt bei allem; die K[alb] geht ſchon den Don-
nerſtag nach Jena (logiere im ſchwarzen Bär; alle Gaſthöfe ſind da
ſchlecht) und ich den Freitag. Wie konteſt du denken, daß ich dieſe Nähe
von dir ertragen könte ohne deinen Anblik? Eine Nacht muſt du ent-
weder da bleiben oder in Weimar. Die Kalb könte abends ein souper15
geben, wozu ſie Herder lüde. — Übrigens mache Amönen bekant, daß
der Man der K. wieder zurük komt — weil der Krieg alles Avancieren,
auſſer dem gegen den Feind ſuſpendiert — und daß ſie alſo, da die K.
ſehr enge eingemiethet iſt, die Bequemlichkeit der Wohnung erſt auf
dem Lande finden werde. Dafür gewint ſie durch den Man an gröſſerer20
Geſelligkeit. Ihr wird dieſe erſte vornehme Ehe unerklärlich ſein.

Sage meinen lieben 2 andern Freundinnen, daß ich dem ungeachtet
nach Hof komme, aber nur wenn alles grünt. Schreiben kan ich nicht,
weil mich der Teufel einmal auf Brief- und Schreibfoltern wieder legt
wegen meiner 8 Feſttage in Gotha, wo ich am Hofe und von den andern25
ſo gut aufgenommen wurde, daß ich gewis einen Frühlingsmonath da
verleben und verſchreiben wil. Ich hab in Gotha auf Weimar — los-
gezogen. — Eine freudige Beklommenheit drükt mich wenn ich unſere
kurze Zuſammenkunft und die Abkürzung derſelben durch die K.
bedenke.30

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[170/0184] Durch dieſen Blick ins Freie Erhell ich meine Bahn. Die Stunden fliehn — Ich weihe Der Hoffnung ſie und reihe Sie meiner Zukunft an. Daß, wenn zu höhern Sphären Ich fröhlich übergeh’, Der Fruchtſtaub meiner Ähren Noch in dem Thal der Zähren Um meinen Hügel weh’. — Ungeachtet dieſer Erinnerungen hat Apollo unter dem Inkognito der Sonne, dieſes Selbſtlob ſoufliert. [188] 228. An Chriſtian Otto. Weimar d. 22 März 99 [Karfreitag]. 10 Lieber Otto! Es bleibt bei allem; die K[alb] geht ſchon den Don- nerſtag nach Jena (logiere im ſchwarzen Bär; alle Gaſthöfe ſind da ſchlecht) und ich den Freitag. Wie konteſt du denken, daß ich dieſe Nähe von dir ertragen könte ohne deinen Anblik? Eine Nacht muſt du ent- weder da bleiben oder in Weimar. Die Kalb könte abends ein souper 15 geben, wozu ſie Herder lüde. — Übrigens mache Amönen bekant, daß der Man der K. wieder zurük komt — weil der Krieg alles Avancieren, auſſer dem gegen den Feind ſuſpendiert — und daß ſie alſo, da die K. ſehr enge eingemiethet iſt, die Bequemlichkeit der Wohnung erſt auf dem Lande finden werde. Dafür gewint ſie durch den Man an gröſſerer 20 Geſelligkeit. Ihr wird dieſe erſte vornehme Ehe unerklärlich ſein. Sage meinen lieben 2 andern Freundinnen, daß ich dem ungeachtet nach Hof komme, aber nur wenn alles grünt. Schreiben kan ich nicht, weil mich der Teufel einmal auf Brief- und Schreibfoltern wieder legt wegen meiner 8 Feſttage in Gotha, wo ich am Hofe und von den andern 25 ſo gut aufgenommen wurde, daß ich gewis einen Frühlingsmonath da verleben und verſchreiben wil. Ich hab in Gotha auf Weimar — los- gezogen. — Eine freudige Beklommenheit drükt mich wenn ich unſere kurze Zuſammenkunft und die Abkürzung derſelben durch die K. bedenke. 30

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/184>, abgerufen am 22.11.2024.